Kriegserklärung
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Bei der Kriegserklärung handelte es sich, nach klassischem Völkerrecht, um eine einseitige, formlose Willenserklärung an die gegnerische Partei, die den Eintritt des Kriegszustandes ankündigt. Auf der 2. Haager Konferenz (1907) wurde beschlossen, dass die Kriegserklärung bis spätestens 24 Stunden nach der Aufnahme kriegerischer Handlungen zu erfolgen hat.

Sie wurde einem Staat oder Volk von einem anderen vor Aufnahme der Feindseligkeiten zugestellt, wenn der sich betroffen Fühlende seine Interessen bedroht oder seine Existenz gefährdet sah und keine diplomatische Lösung für diesen Staat in Frage kam. Auch durch seine Bündnisverpflichtungen konnte sich ein Staat gezwungen sehen, eine Kriegserklärung gegen einen anderen auszusprechen.
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[Bearbeiten] Geschichte
Im Zweiten Weltkrieg hatten Kriegerklärungen nicht mehr den Status wie im Ersten Weltkrieg. So wurde der Krieg oft nur dann erklärt, wenn keine unmittelbaren Kriegshandlungen folgten. Das war zum Beispiel im September 1939 der Fall, als nach dem Einmarsch Deutschlands in Polen dessen Verbündete Frankreich und das Vereinigte Königreich dem Deutschen Reich den Krieg erklärten (sogenannter Sitzkrieg oder „Drôle de Guerre”). Auch erklärte Hitler den USA den Krieg, obwohl schon längere Zeit die USA zu Gunsten des Kriegsgegners Großbritannien logistische und aufklärende Unterstützung geleistet hatte, ohne dass danach offene Kriegshandlungen gefolgt waren. Zu Ende des Zweiten Weltkrieges erklärten auch fast alle lateinamerikanischen Staaten Deutschland den Krieg, ohne dass direkte Kriegshandlungen folgten.
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Krieg offiziell völkerrechtlich geächtet, so dass förmliche Kriegserklärungen seitdem die absolute Ausnahme sind. Im modernen Völkerrecht ist jede Partei eines Krieges vielmehr bemüht, den Konfliktbeginn der anderen Partei zuzuschieben, den Beginn der Feindseligkeiten als Prävention vor einer drohenden Aggression darzustellen oder übergeordnete Gesichtspunkte wie die Friedenserhaltung, den Schutz vor Massenvernichtungswaffen oder die Menschenrechte als Rechtfertigung heranzuziehen.
[Bearbeiten] Aktuelle Kriegserklärungen
- Am 23. Dezember 2005 erklärte der Tschad einen „Zustand der Feindseligkeit” („état de belligérance”) mit dem Sudan.
Im Jahr 2006 bestehen nominell einige Kriegserklärungen immer noch, obwohl es in diesen Fällen meist keine (zumindest keine offenen) Kampfhandlungen mehr gibt.
- Israel befindet sich seit dem Yom-Kippur-Krieg formell im Krieg mit Syrien und dem Libanon.
- Nordkorea und Südkorea befinden sich seit dem Koreakrieg formell im Krieg.
- Russland und Japan haben nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Friedensvertrag abgeschlossen, was mit dem Konflikt um die Inselgruppe der Kurilen zusammenhängt. Eine gemeinsame Aufarbeitung wurde jedoch angekündigt.
[Bearbeiten] Siehe auch
Wiktionary: Kriegserklärung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
[Bearbeiten] Literatur
- Andreas Zack: Studien zum „Römischen Völkerrecht“. Kriegserklärung, Kriegsbeschluss, Beeidung und Ratifikation zwischenstaatlicher Verträge, internationale Freundschaft und Feindschaft während der römischen Republik bis zum Beginn des Prinzipats, Edition Ruprecht, Göttingen 2001 - Zur antiken Vorgeschichte der modernen Kriegserklärung
- Anuschka Tischer: Kriegserklärung. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Herausgegeben von Friedrich Jaeger im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern. Stuttgart: J.B. Metzler'sche Verlagsbuchhandlung und C. E. Poeschel Verlag GmbH Stuttgart·Weimar 2005 ff. ISBN 3-476-01935-7