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Lüchtringen - Wikipedia

Lüchtringen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Lüchtringen ist ein nordöstlicher Stadtteil von Höxter im Kreis Höxter, Nordrhein-Westfalen (Deutschland).

Lüchtringen hat rund 3.700 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Lüchtringen liegt am Ostrand Nordrhein-Westfalens an der Landesgrenze zu Niedersachsen und ist neben Würgassen dessen einziger Ort rechts der Weser. An einer Stelle verläuft die Landesgrenze zwischen den beiden Bundesländern sogar durch Lüchtringen selbst.

Die Ortschaft befindet sich am Westfuß des Sollings im Oberen Wesertal zwischen Höxter im Südwesten und Holzminden im Nord-Nordosten auf 94 m ü. NN. Sie wird etwa in Ost-West-Richtung vom kleinen Otterbach durchflossen, der einen östlichen Weser-Zufluss darstellt.

[Bearbeiten] Geschichte

Im Jahre 854 wird Lüchtringen unter dem Namen Lutringi (12 verschiedene Schreibweisen, u. a. Luhtringi, Luchtringi), zum ersten Mal in den Annalen des Klosters Corvey erwähnt und gehörte ab 1230 zum vierten Archidiakonat Höxter-Corvey der Diözese Paderborn. Bevor es im Jahre 1813 preußisch wurde, gehörte Lüchtringen ab 1803 zum Fürstentum Oranien-Nassau in Fulda. Lüchtringen lag bis 1970 zwischen den Städten Holzminden (Niedersachsen) und Höxter in Nordrhein-Westfalen, durch die Gebietsreform verlor es seine Selbstständigkeit und wurde Ortsteil der Stadt Höxter.[1]

[Bearbeiten] Die St.-Johannes-Baptist-Kirche

Als Wahrzeichen von Lüchtringen gilt die im neugotischen Stil erbaute Sankt-Johannes-Baptist-Kirche, die aufgrund ihrer großzügigen Gestaltung auch als „Weserdom“ bezeichnet wird. Seit etwa 1100 Jahren verfügt Lüchtringen über eine eigene Kirche, wovon ein romanischer Taufstein zeugt, der sich heute im Diözesanmuseum in Paderborn befindet. Im Jahre 1901 wurde die barocke Kirche aus dem Jahre 1698 vom Blitz getroffen und vollständig zerstört. An derselben Stelle entstand die heutige Kirche. Etwa ein Jahr nach der Grundsteinlegung am 24. August 1902 wurde erstmalig am Fest Mariä Geburt eine Heilige Messe in der neuen Kirche gefeiert. Bischof Dr. Wilhelm Schneider aus Paderborn weihte die Kirche am 11. Mai 1906.

Ihr Äußeres wirkt durch den weithin sichtbaren Turm mit der Innenbeleuchtung an der Spitze. Über dem Haupteingang befindet sich das älteste Wahrzeichen der Kirche, ein Wappen von 1701, das an den Erbauer, Abt Florentinus von Velde aus Corvey, erinnert.

Die heutige Innenraumgestaltung geht zurück auf die letzte große Renovierung im Jahre 1983. Aus der Entstehungszeit sind die Seitenaltäre, „Mutter Gottes“ und „Herz-Jesu“, die Pieta, die vierzehn Stationen des Kreuzwegs und die Kirchenbänke noch original erhalten. Auch der Taufstein stammt noch aus der Zeit der Erbauung. Er zeichnet sich durch einen schön gearbeiteten Fuß aus, ein Meisterwerk gotischer Steinhaukunst. Der Deckel mit der Darstellung Johannes des Täufers wurde im Jahre 1988 gearbeitet.

Zahlreiche originale Ausstattungsstücke wurden umgearbeitet und sind heute noch zu sehen. Dazu gehören Teile der Kommunionbank, die den im Jahre 1981 durch Missionsbischof Bernhard Schilling konsekrierten steinernen Altar umfassen. Dieser Altar enthält Reliquien der Heiligen Afra.

Teile des alten Beichtstuhls und sonstige Ausstattungsstücke sind in den Hochaltar eingearbeitet. Charakteristisch sind die gotischen Bögen. Der Heilige Johannes der Täufer fand dort in der Mitte einen würdigen Platz. Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes stammen von der ehemaligen Kanzel. Ursprünglich war die Gesamtausstattung aus hellem Holz, wie es sich heute noch in den Kirchenbänken darstellt. Im Zuge der Renovierung des Jahres 1983 wurde vieles farblich gefasst und mit Blattgold dekoriert.

Die seitlichen Kirchenfenster wurden im neugotischen Stil erneuert. Sie zeigen Darstellungen Heiliger, den guten Hirten und den verlorenen Sohn. Neu sind die Kirchenfenster im Chor. Sie wurden 1998 nach dem Entwurf des Künstlers Hermann Gottfried gestaltet. Sie enthalten Darstellungen des auferstandenen Christus, der Heiligen Ansgar und Vitus, und Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.

Die klangvolle Feith-Orgel aus dem Jahre 1905 war mit 20 Registern ausgestattet. 1942 wurde sie umgebaut und 1962 auf drei Manuale mit insgesamt 35 Registern erweitert.

Nicht ohne Spuren gingen der Erste und der Zweite Weltkrieg an der Kirche vorüber: Zweimal verlor die Gemeinde ihre Bronzeglocken; sie wurden zu Geschützen und Kanonen umgeschmolzen. Unter großen finanziellen Anstrengungen der ganzen Dorfgemeinschaft in der entbehrungsvollen Nachkriegszeit gelang es, bereits im Jahre 1949 ein völlig neues, vollständiges Geläut mit vier großen Stahlglocken (a′, fis′, e′, cis′) in Betrieb zu nehmen.

[Bearbeiten] Verkehr

Lüchtringen liegt nahe der Bundesstraße B 64/83.

Der Haltepunkt an der Bahnstrecke Altenbeken–Kreiensen (–Goslar) (KBS 403 und 355) wird im Stundentakt von der „Egge-Bahn“ PaderbornOttbergenHolzminden bedient. Die Weiterfahrt von Holzminden nach Kreiensen erfordert einen Zugwechsel mit langen Übergangszeiten. Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der NordWestBahn, die Bombardier Talent-Triebwagen einsetzt.

Lüchtringen liegt außerdem an der stillgelegten Strecke Holzminden–Scherfede. Demzufolge gibt es sogar zwei Haltepunkte, aber nur noch der untere Haltepunkt wird heute benutzt.

[Bearbeiten] Bilder

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Zitate

  1. Lüchtringen - Geschichte einer Ortschaft, hrsg. vom Heimat- und Verkehrsverein e. V. Lüchtringen, 1. Aufl., 1998
  2. aus dem Nachlass von Wilhelm Schiermeyer, Lehrer in Lüchtringen, † 1981
  3. aus dem Nachlass von Wilhelm Schiermeyer, Lehrer in Lüchtringen, † 1981

[Bearbeiten] Literatur

  • Fromme, Franz: Lüchtringen, Grenzdorf zwischen Weser und Solling. Heimatgeschichte, 1980, 287 S.
  • Fromme, Franz: Alt-Lüchtringen und seine Meyer-Höfe. Textteil, 1984, 72 S.
  • Fromme, Franz: Alt-Lüchtringen und seine Meyer-Höfe. Bildmaterial, 1984, 25 Bl., nur Illustrationen
  • Fromme, Franz: Halderkeoken un wat süss in Lüchtringen vorr hundert Johren up´n Disch kamm, 1997, 80 S.
  • Harten, Karl: Lüchtringen - Glaubensstätten unserer Heimat, 1989, 18 Bl.
  • Heimat-Blätter Lüchtringen, Hrsg.: Heimat- und Verkehrsverein e. V. Lüchtringen (E. Heinemeyer, F. Fromme), Heft 1, 1986
  • Heimat-Blätter Lüchtringen, Hrsg.: Heimat- und Verkehrsverein e. V. Lüchtringen (E. Heinemeyer, F. Fromme), Heft 2, 1990
  • Lüchtringen - Festschrift zur 1150-Jahrfeier (854 - 2004), Hrsg.: Der Festausschuss, 2004, 88 S.

Koordinaten: 51° 47' 38" N, 09° 25' 39" O

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