Lakhnau
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Lakhnau (Hindi: लखनऊ, Lakhnaū; Urdu: لکھنو; anglisierend Lucknow) ist die Hauptstadt des Bundesstaates Uttar Pradesh in Indien. Sie hat 2.337.000 Einwohner (Stand 1. Januar 2004), ist Industriezentrum (Textilindustrie, Metallverarbeitung, Kunsthandwerk), Verkehrsknoten (Straße, Eisenbahn, Flughafen) und liegt 516 Kilometer östlich von Delhi am Gomti. Sprachpuristen gilt Lakhnau als der Ort, in dem das beste und reinste Urdu und Hindi gesprochen wird - das vom Persischen beeinflusste Urdu ist seit Jahrhunderten die „Lingua franca“ dieser Gegend.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Stadt entstand im Jahre 1528 auf Befehl von Babur (1483-1530), dem Begründer des Mogulreiches. 1775 verlegte Asaf-ud-Daula (1775-1797) die Hauptstadt des Königreiches Awadh von Faizabad nach Lakhnau. 1856 nahmen britische Streitkräfte die Stadt ein.
Bekannt ist Lakhnau vor allem wegen der fünf Monate dauernden Belagerung während des ersten Unabhängigkeitskrieges im Jahr 1857. Doch davor hatte die Stadt schon die letzten unruhigen Tage der islamischen Herrschaft in Indien vor der Kapitulation erlebt.
Dass die Briten den inkompetenten letzten Nawab von Awadh, Wajid Ali Shah (1822-1887), seines Amtes enthoben, gilt als eine der Ursachen des Sepoy-Aufstands. Noch heute tragen die verblassenden Denkmäler aus dem 19. Jahrhundert die Zeichen der Kämpfe und der Zerstörungswut der englischen Armee, nachdem diese die Macht wiedererlangt hatte.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts, als das Mogulreich im Niedergang begriffen war, verlagerte sich das islamische Machtzentrum langsam von Delhi in die Provinz Awadh, deren Hauptstadt Lakhnau wurde. Die späteren Nawabs stehen in Indien gleichbedeutend mit "Trägheit und Dekadenz", doch unter ihrer Herrschaft florierten die schönen Künste.
Awadh wurde ein Magnet für Dichter und Künstler, wo Hindus und Muslime harmonisch zusammenarbeiteten. Lakhnau war auch ein wichtiger Ort der schiitischen Kultur und der moslemischen Rechtsprechung. Die Rechtsgelehrtenschule "Farangi Mahal" zog sogar Schüler aus China und Mittelasien an.
Im Jahre 1921 wurde die Universität von Lakhnau gegründet.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Die meisten Baudenkmäler befinden sich am oder in der Nähe des Südufers des Gomti, eines von Seegras überwucherten Flusses, der bei Monsun anschwillt und dann von Fischerkanus überfüllt ist.
Im Westen der Stadt, nahe der das "alte" Lakhnau begrenzenden "Hardinge Bridge", liegen die traurigen Überreste mehrere von den Nawabs von Awadh errichteter Bauten, darunter mehrere Imambara ("Häuser der Imame"), Grabbauten für Imame. Am sehenswertesten ist die Große oder "Bara Imambara" aus dem 18. Jahrhundert, die eine der größten Gewölbehallen der Welt aufweist - 15 Meter lang und 50 Meter hoch.
Die Hauptstraße westlich der Haupteingangstore überspannt der kolossale, im Verfall begriffene "Rumi Darwasa", ein Triumphbogen nach dem Vorbild der Hohen Pforte in Istanbul. Stufen führen zu offenen Räumen mit Ausblick auf die Baudenkmäler von Hussainabad.
Ein Stückchen weiter westlich befindet sich die "Hussainabad Imambra", auch Chota ("kleine") Imambra oder Palast der Lichter genannt, denn wenn sie zu besonderen Anlässen geschmückt und illuminiert wird, gleicht sie einem Märchenschloss. Die Imambra wurde 1837 von Muhammad Ali Shah (1837-1842) erbaut.
Inmitten einer Parkanlage südöstlich der Hardinge Bridge liegen die Ruinen der britischen Residenz. Sie wurde genauso belassen, wie sie aussah, nachdem die monatelange Belagerung am 17. November 1857 durch das Eingreifen von Sir Colin Campbell (1792-1863) schließlich ein Ende fand. Ihr von einer Kanonenkugel zerschmetterter Turm wurde zum Wahrzeichen des Durchhaltevermögens der Briten in Indien.
Am Fluss, in der Rana Pratap Marg, thront die riesige Kuppel der "Shah Najaf Imambra", nach dem Mausoleum Alis im Irak benannt und am sehenswertesten im Lichterglanz während des schiitischen Muharam-Festes. In den Innenräumen ist unter anderem die versilberte Grabstätte des als dekadent und lasterhaft geltenden Ghazi-ud-din-Haidar (1814-1827) zu sehen, der zusammen mit drei seiner Ehefrauen begraben wurde.
Die Imambra diente während des Sepoy-Aufstandes als Festung der Aufständischen. Am 16. November 1857 fand im angrenzenden Lustgarten "Sikandrabag" die entscheidende Schlacht statt, die es den Briten ermöglichte, die Residenz zu befreien. Die Soldaten von Sir Colin Campbell brauchten anderthalb Stunden, um sich den Weg zu den 2.000 Sepoys freizuschießen; dann brachen die Sikhs und das 93. Highlander-Regiment durch. Die indischen Soldaten wurden erbarmungslos abgeschlachtet.
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Koordinaten: 26° 51' 38" N, 80° 54' 57" O