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Saladin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt den Feldherrn und Sultan Saladin, weitere Bedeutungen unter Saladin (Begriffsklärung)
Dirham-Kupfermünze mit dem Bildnis Saladins (um 1190)
Dirham-Kupfermünze mit dem Bildnis Saladins (um 1190)

Saladin صلاح الدين يوسف بن أيّوب Salah ad-Din Yusuf bin Ayyub, DMG Ṣalāḥ ad-Dīn Yūsuf bin Ayyūb mit dem Titel الملك الناصر  al-Malik an-Nasir, DMG al-Malik an-Nāṣir, „der siegreiche Herrscher“ (* 1137 oder 1138 in Tikrit; † 3. März oder 4. März 1193 in Damaskus) gründete die kurdisch-stämmige Dynastie der Ayyubiden von Ägypten und Syrien.

Als Sultan Saladin wurde er zu einem Mythos, zum größten aller Helden der muslimischen Welt und vorbildhaften islamischen Herrscher. Er erobert im Jahr 1187 Jerusalem, als erfolgreicher Gegenspieler der Kreuzritter wurde er oft verklärt und romantisiert.

Für viele heutige Muslime ist er vor allem ein Freiheitsheld. Der Name Ṣalāḥ ad-Dīn bedeutet „Frömmigkeit (in) der Religion“ oder „Redlichkeit der Religion“. Die irakische Provinz Salah ad-Din und der Adler Saladins sind nach ihm benannt.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Eine Statue von Saladin in Damaskus.
Eine Statue von Saladin in Damaskus.

Saladin stammte aus einer kurdischen Familie. Sein Vater Ayyūb wurde in Dwin im heutigen Armenien geboren. Obwohl er ursprünglich keine militärische Karriere anstrebte, befahl ihm der Herrscher von Damaskus, Nur ad-Din, 1163, seinen Onkel Schirkuh auf einem Zug nach Ägypten zu begleiten.

Nach der Eroberung Ägyptens und dem Tod seines Onkels 1169 erhielt Saladin den Oberbefehl über Ägypten, zuerst noch als Wesir des letzten Fatimidenkalifen al-Adid. Nach dessen Tod herrschte Saladin allein als Sultan von Ägypten. Saladin stellte die sunnitische Orthodoxie in Ägypten wieder her, überwarf sich aber 1174 mit Nur ad-Din. Nach Nur ad-Dins Tod im selben Jahr ergriff Saladin gegen dessen minderjährigen Erben auch die Herrschaft über Syrien.

Mit der Angliederung von Mossul 1186 und Aleppo 1183 hatte Saladin endlich die Macht, sein größtes Ziel – die Wiedereroberung Jerusalems – zu erreichen. Nach dem entscheidenden Sieg über die Kreuzfahrer in der Schlacht bei Hattin am (4. Juli 1187), eroberte er am 2. Oktober 1187 Jerusalem und setzte damit dem christlichen Königreich Jerusalem nach 88 Jahren ein Ende. Nach der Einnahme Jerusalems soll er die christliche Bevölkerung gegen ein Kopfgeld in die Freiheit entlassen haben. Verwundert darüber, dass die reichen Christenmenschen vorzogen ihren restlichen Reichtum zu erhalten, anstelle die ärmeren Brüder freizukaufen, soll er schließlich auch diejenigen entlassen haben, die das Kopfgeld nicht entrichten konnten. 1188 konnte er Eroberungen in den Kreuzfahrerstaaten von Tripolis und Antiochia verwirklichen. Während des Dritten Kreuzzugs verlor er die wichtige Hafenstadt Akko und erlitt 1191 eine Niederlage gegen Richard Löwenherz bei Arsūf. Danach kam es zum Waffenstillstand zwischen ihm und seinem Gegner für drei Jahre und acht Monate. Saladin starb am 3. März 1193 im Alter von 55 Jahren in Damaskus und sein Reich begann alsbald zu zerfallen. Sein Mausoleum befindet sich heute unmittelbar vor der Umayyaden-Moschee.

Bedeutung

Beispiel für die Rezeption Saladins im christlichen Europa: Saladin in einer ritterlichen Darstellung aus einer mitteleuropäischen Handschrift des 15. Jahrhunderts
Beispiel für die Rezeption Saladins im christlichen Europa: Saladin in einer ritterlichen Darstellung aus einer mitteleuropäischen Handschrift des 15. Jahrhunderts

Im Abendland geriet Saladin nie in Vergessenheit, kein islamischer Herrscher ist in Europa bekannter. Und obwohl er den Kreuzfahrerstaaten schweren Schaden zugefügt hatte, stand er über Jahrhunderte hinweg in besonders hohem Ansehen, er ging als ritterlicher Gegner und Urbild des edlen Heiden in die europäische Geschichtsschreibung ein.

Seine Beziehung zu König Richard I. Löwenherz von England war von gegenseitigem Respekt ebenso wie von militärischer Gegnerschaft geprägt. Als Richard einmal erkrankte, bot Saladin ihm die Dienste seines Leibarztes an und ließ ihm Pfirsiche und Schnee vom Berg Hermon zur Kühlung von Getränken bringen.

Ähnliches ist von seinen diplomatischen Beziehungen zu Friedrich I. Barbarossa überliefert, bei dem er 1173 für seinen Sohn angeblich um die Hand dessen Tochter anhielt, mit der Option, dass jener dann zum christlichen König gekrönt werden möge. Dies dürfte jedoch ein Gerücht sein, das von christlichen Chronisten verbreitet wurde. Die hierfür nach Aachen entsandte ägyptische Delegation weilte ein halbes Jahr an Barbarossas Hof, wo sie vermutlich ein Bündnis gegen Byzanz aushandelte. Nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin soll Barbarossa diesen in einem Schreiben vom 26. Mai 1188 zu einem ritterlichen Duell am 1. November 1189 in der ägyptischen Ebene Zoan aufgefordert haben. Dieser Brief war jedoch vermutlich eine englische Fälschung. Bekanntermaßen erreichte Barbarossa sein Ziel nicht, und von einer Antwort Saladins ist nichts bekannt (siehe hierzu auch Literaturhinweis).

Im Orient hingegen rückte die Gestalt Saladins erst durch die positive Bewertung des Sultans in Europa wieder in das Bewusstsein. So weckte insbesondere die Orient-Reise des deutschen Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1898, bei der er auch das Grab Saladins in Damaskus besuchte, das Interesse der Muslime.

Saladin in der europäischen Literatur

Es existierte im 14. Jahrhundert ein Epos über ihn und Dante platzierte ihn unter die rechtschaffenen, heidnischen Seelen im Limbus.

Lessing widmet das Drama „Nathan der Weise“ dem Sultan und seinem Leben und macht seinen Helden darin zu einem Vorkämpfer des Toleranzgedankens der Aufklärung. Die zweite Hauptfigur in der Kreuzzugs-Epoche ist Richard Löwenherz aus England. Der orientalische Sultan und der nordische Kreuzritter werden zu den großen Antipoden, die den „Kampf der Kulturen“ im Mittelalter kämpften.

Sultan Saladin wird als weise und milde gegenüber seinen Kriegsgegnern dargestellt: bei der Schlacht um Akkon, im Jahr 1191 beim Dritten Kreuzzug, eroberte Richard Löwenherz die Stadt von Saladins Truppen, anschließend lässt er wenig großmütig 3000 muslimische Gefangene niedermachen. Doch Saladin, obwohl auch er Gefangene gemacht hatte, verzichtete darauf, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Saladin im Film

Literatur

Fachliteratur:

  • Heinz Gaube, B. Schneidmüller, S. Weinfurter: Konfrontation der Kulturen? Saladin und die Kreuzfahrer, Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3466-4
  • Margaret Jubb: The Legend of Saladin in Western Literature and Historiography, Edwin Mellen Press, 2000, ISBN 0-7734-7686-5
  • Malcolm Cameron Lyons, D. E. P.Jackson: Saladin. The Politics of the Holy War. Cambridge University Press, Cambridge 1982, ISBN 0-521-31739-8
  • Hannes Möhring : Saladin, Der Sultan und seine Zeit 1138-1193. C. H. Beck-Wissen, Nr. 2386, München 2005, ISBN 3-406-50886-3
  • Hannes Möhring: Saladin und der Dritte Kreuzzug. Steiner, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-02895-1
  • A. Wieczorek, M. Fansa, H. Meller (Hrsg.): Saladin und die Kreuzfahrer, Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3513-X

Belletristik:

Weblinks

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