Leipziger Auenwald
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Der Leipziger Auenwald ist ein Auwaldgebiet in Leipzig. Er war früher eine Weichholzaue (Erle).
Der Auenwald hat eine Länge von 30 km und eine Breite von 2–5 km. Er bedeckt eine Fläche von circa 2500 Hektar.
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[Bearbeiten] Entwicklung
Bereits seit dem 12. Jahrhundert wurde im Gebiet des heutigen Auenwalds begonnen, tiefergreifendere Eingriffe in die Natur vorzunehmen. Kanäle und Wehre entstanden in den folgenden Jahrhunderten, die die Überschwemmungen regulieren und später Leipzig an das Wassertransportnetz anschließen sollten. Ferner wurden Flussbettverlagerungen von Weißer Elster und Luppe vorgenommen. Daraufhin sank der Grundwasserspiegel rasch und durch die Zerstörung der natürlichen Flussläufe bildete sich eine Hartholzaue (Stieleiche) heraus. Wesentliche Teile des Auenwaldes südlich von Leipzig wurden in der jüngeren Vergangenheit zu Gunsten des Braunkohletagebaus zerstört. Weiterhin trugen die während des Braunkohleabbaus durchgeführten Grundwasserabsenkungen zur Austrocknung des Waldgebiets bei. Mit dem Rückgang des Braunkohletagebaues nach der Wiedervereinigung wurde in den 1990ern begonnen, Teile des Auenwaldes wieder saisonal zu fluten.
[Bearbeiten] Flora und Fauna
Die Flora des Auenwaldes zeigt vielgestaltige Formen und Aspekte, wie sie in Mitteleuropa ihresgleichen suchen.
Der Baumbestand und seine Altersstruktur hat sich in den letzten 130 Jahren wesentlich geändert. Ulmen und Schwarzpappeln finden sich kaum noch, der Anteil der Stieleiche, die vor allem den älteren Bestand ausmacht verringert sich stetig, der Anteil von Esche und Ahorn mit den jüngeren Beständen ist dagegen erheblich gestiegen. Weitere typische Baumarten sind Linde, Schwarzerle, Traubenkirsche und verschiedene Wildobstarten.
Im Frühjahr entfaltet die Bodenflora des Auwaldes ihre Farbenpracht. Es finden sich zahlreiche Frühjahrsblüher wie Scharbockskraut, Schlüsselblumen und vor allem so seltene Pflanzen wie der Märzenbecher, der hier eines seiner größten Vorkommen in Deutschland hat. Weltweit einmalig ist eine Barstardbildung zwischen Buschwindröschen und Gelbem Windröschen zu einer blassgelben Form, die den Anemone lipsiensis („Leipziger Windröschen“) trägt. Später blüht der Bärlauch der den Boden des Auwald sehr dicht und großflächig bedeckt und mit knoblauchartigem Geruch eine Weile dominiert.
Die reiche Schichtung und Struktur des Baum- und Strauchbestandes ist Grundlage für den Vogelreichtum des Auwaldes. Das betrifft Artenzahl und auch die Dichte der Brutpaare. Besonders typisch sind der Mittelspecht und der Pirol. Weiterhin ist der Auenwald vor allem Lebensraum einer artenreichen Insektenfauna. Zahlreiche vom Aussterben bedrohte Käferarten sind nachgewiesen.
1991 startete das Leipziger Auwaldprojekt, das auf 10 Jahre angelegt ist. Wissenschaftler der Universität Leipzig und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung erforschen mit Hilfe eines 40 Meter hohen Kranes, die Baumkronen in der Burgaue. Der Kran kann auf einer Schiene (120 Meter) bewegt werden und macht die in Erforschung des Lebensraumes in den Baumkronen auf 1,6 Hektar möglich.
[Bearbeiten] Landschaftsschutzgebiet
Der Auenwald ist in seiner Gesamtheit heute ein Landschaftsschutzgebiet in dem zusätzlich Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Das Landschaftsschutzgebiet umfasst mit einer Gesamtfläche von circa 5900 Hektar neben den eigentlichen Talauen von Elster, Luppe, Pleiße und Nahle usw. auch die größtenteils waldlosen Randlagen, große Teile des rekultivierten wieder aufgeforsteten Geländes um den Tagebau Cospuden, einschließlich eines Teiles des Cospudener Sees. Auch der Bienitz, eine Endmoränenkuppe aus der Saaleeiszeit, liegt in diesem Landschaftsschutzgebiet.
[Bearbeiten] Vogelschutzgebiet
Der Leipziger Auwald wurde per Verordnung des Regierungspräsidiums Leipzig vom 27.10.2006 mit einer Fläche von 4.952 ha als europäisches Vogelschutzgebiet festgesetzt.
[Bearbeiten] Nutzung
Circa 1163 Hektar des Auenwalds gehören zum Leipziger Stadtwald. Teile des Auenwaldes ziehen sich weit durch die Stadt und grenzen über Parkanlagen wie z. B. dem Rosental sogar an die Innenstadt. Man kann den Auenwald an vielen Stellen bequem zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Das Wegenetz aus Fuß-, Rad- und auch Reitwegen ist im Auenwald teilweise so dicht wie in einem Park. Im Gebiet des Leipziger Auenwaldes liegen zahlreiche Ausflugsziele.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerd K. Müller: Die Leipziger Auen. Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung, Dresden 1995