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Leopold III. (Anhalt-Dessau)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau
Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau

Leopold III. Friedrich Franz, Fürst von Anhalt-Dessau, genannt: Vater Franz (* 10. August 1740 in Dessau; † 9. August 1817 in Dessau) war ein regierenderFürst bzw. seit 1807 Herzog von Anhalt-Dessau.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Leopold war der älteste Sohn Fürst Leopolds II. von Anhalt-Dessau und der Fürstin Gisela Agnes von Anhalt-Köthen. Bereits 1751 verwaist, wurde er unter der Vormundschaft seines Onkels Dietrich von Anhalt-Dessau erzogen. 1758 trat er die Regierung an. In der Tradition seine Großvaters und Vaters diente er zunächst in der preußischen Armee. Unter dem Eindruck der Prager Schlacht, die er bei Kolin erlebte, trat er 1757 aus der preußischen Armee aus und erklärte Anhalt-Dessau für neutral. Die als Strafaktion von Preußen auferlegten Kontributionen bezahlte er aus seinem Privatvermögen.

Leopold III. heiratete 1767 in Charlottenburg seine Cousine Luise Prinzessin von Brandenburg-Schwedt. 1782 versuchte er durch den Fürstenbund ein Gegengewicht zur preußischen Hegemonie aufzubauen. 1806 versuchte Napoleon I. sein hohes Ansehen zu nutzen, indem er ihn nach Paris einlud. Leopold musste als einer der letzten deutschen Fürsten durch Vertrag vom 18. April 1807 dem Rheinbund beitreten. Andererseits bot er Ferdinand von Schill 1809 einen ehrenhaften Empfang in Dessau.

1807 nahm Leopold III. Friedrich Franz den Titel eines Herzogs an. Als Senior des Hauses Anhalt, also als ältester der Regent in den Fürstentümern Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen und Anhalt-Bernburg, sah er sich dazu berechtigt, da sein Vetter der Fürst von Anhalt-Bernburg 1806 noch kurz vor Auflösung des Heiligen Römischen Reiches für viel Geld vom Kaiser diesen Titel erworben hatte, und da Anhalt-Dessau sonst das einzige unter den nicht mediatisierten Ländern gewesen wäre, dass 'nur' ein Fürstentum war.

Leopold III. verstarb 1817 an den Folgen eines Reitunfalls. Nachfolger wurde sein Enkel Leopold IV. Friedrich.

[Bearbeiten] Wirken

Gemeinsam mit seinem Freund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, den er schon 1756 kennenlernte, unternahm er mehrere Studienreisen nach Italien, Frankreich, in die Schweiz, nach Holland und England, wo er umfangreiche kulturhistorische und ökonomische Studien betrieb.

Heimgekehrt setzte er die auf den Reisen gewonnenen Erkenntnisse in seinem Land um und führte zahlreiche Reformen u.a. auf den Gebieten Bildung, Gesundheitswesen, Sozialwesen, Straßenbau , Land- und Forstwirtschaft und Gewerbe durch. Sie machten Anhalt-Dessau nicht nur zu einem der modernsten Kleinstaaten Deutschlands und zum Vorbild für viele andere Reformer, sondern erhöhten auch seine Wirtschaftsleistung erheblich. Seine zahlreichen Bauten führten zu einer klassizistischen Umgestaltung und Erweiterung seiner Residenz Dessau. Die Intensivierung der Landwirtschaft und des Gartenbaus nach neuesten Erkenntnissen, die Anlage landwirtschaftlicher und technischer Musterbetriebe und die Anlage zahlreicher, von mehreren Baumreihen (meist Obstbäumen) gesäumten Straßen waren Teil einer großräumigen Landschaftsgestaltung auf einer Fläche von etwa 200 km². Durch sie entstand das schon im 18. Jh. so genannte Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Dazu gehörten auch die Parks und Schlösser Kühnau, Luisium und Georgium in Dessau, Schloss Oranienbaum und Wörlitz. Die Parks gehörten zu den ersten Landschaftsparks außerhalb Englands überhaupt. Im Gegensatz zu den höfischen Parkanlagen des 18. Jahrhunderts dienten die Anlagen weniger der Repräsentation, als der Darstellung eines neuen Lebensgefühls. Konsequenterweise waren die Parks von Anfang für jedermann zugänglich.

Leopold III. war ein Anhänger der Aufklärung, insbesondere auch im Hinblick auf die Erziehung der Bevölkerung durch das Studium der Natur. So konnte durch seine Toleranzpolitik in Dessau die erste deutschsprachige jüdische Zeitung "Sulamith" gegründet werden, und der Anteil der jüdischen Bevölkerung seines Landes stieg erheblich an. Seinen aufgeklärten Zeitgenossen galt Leopold III. Friedrich Franz zusammen mit Carl August von Weimar und Karl Friedrich von Baden als ein vorbildlicher Herrscher.

Eine Reihe von Institutionen wurden in Dessau gegründet, die dem Geist der Aufklärung verpflichtet waren. 1774 entstand unter Johann Bernhard Basedow das Philanthropin. Es wurde später von Joachim Heinrich Campe geleitet. Eine Landesschulreform im Sinne der Aufklärung wurde 1785 durch Carl Gottfried Neuendorf durchgeführt. Sie hatte allerdings keinen Bestand.

Die Allgemeine Buchhandlung der Gelehrten entstand 1781, um wissenschaftliche Autoren von den Verlegern unabhängig zu machen. Eine weitere Einrichtung war die Chalkographische Gesellschaft von 1796, deren Anliegen es war, durch Kupferstiche künstlerische Werke zu popularisieren. Finanziert wurden alle diese Maßnahmen nicht nur aus den Steuern des eigenen Landes, sondern auch aus den Einkünften der brandenburgischen und ostpreußischen Güter, die die Fürsten von Anhalt-Dessau als Bezahlung ihrer preußischen Dienste erhalten hatten, und die mit ihren zusammen 66.000 mehr Einwohner hatten als Anhalt-Dessau selbst mit 53.000.

Vor allem die Wörlitzer Parklandschaft ist bis heute ein beeindruckendes Beispiel für das Wirken Leopolds III. Sie zieht jährlich Tausende von Besuchern an und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. In seinen späteren Jahren, insbesondere nach dem Tode Erdmannsdorffs, verringerten sich seine reformerischen Handlungen. Nach seinem Tode ging viel von diesen Ansätzen wieder verloren.

[Bearbeiten] Nachkommen

  • aus der Verbindung mit Luise Schoch, der Tochter des Gartenbaumeisters:
    • Drei uneheliche Kinder mit dem Nachnamen "von Beringer"

[Bearbeiten] Literatur

  • Friedrich Reil, Leopold Friedrich Franz, Herzog und Fürst von Anhalt-Dessau, ältestregierender Fürst in Anhalt, nach seinem Wesen und Wirken geschildert. Dessau: Aue (1845), Nachdruck Wörlitz: Kettmann (1995). ISBN 3-930696-01-0
  • Erhard Hirsch, Die Dessau-Wörlitzer Reformbewegung im Zeitalter der Aufklärung. Personen - Strukturen - Wirkungen. Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung, 18. Tübingen: Niemeyer (2003) ISBN 3-484-81018-1 (überarbeitete Fassung der Phil.Diss. Halle 1969)
  • Erhard Hirsch, Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. DKV-Kunstführer Nr. 561/4. München Berlin: Deutscher Kunstverlag (2003)
  • Anna-Franziska von Schweinitz, Fürst und Föderalist. Tagebücher einer Reise in die Schweiz 1783 und der Bund der Eidgenossen als Modell im Alten Reich. Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft (2004). ISBN 3-88462-196-3

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks


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