Marsilio Ficino
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Marsilio Ficino (* 19. Oktober 1433 in Figline/Valdarno; † 1. Oktober 1499 in Careggi bei Florenz) war ein Humanist, Philosoph und Arzt der Florentiner Renaissance.
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[Bearbeiten] Leben
Marsilio Ficino wurde 1433 in Figline im Arnotal geboren, sein Vater war Arzt. Dieser wird zunächst Chirurg am Florentiner Krankenhaus, dann Leibarzt von Cosimo de Medici, den er als Förderer seines Sohnes gewinnt.
1449 bis 1451 studierte er Philosophie und Medizin an der Universität Pisa/Florenz. Sein besonders Interesse galt der platonischen Tradition, die er mit 23 Jahren in einem Lehrbuch Institutiones in Platonicam disciplinam (1456) darzustellen versuchte, worauf ihm die Leser (darunter auch Cosimo de Medici) rieten, zunächst einmal Griechisch zu lernen. So betätigte sich Ficino als Übersetzer der griechischen Quellen, die aus Konstantinopel in den Besitz Cosimos gelangten und übersetzte eine ganze Reihe grundlegender Texte der Neuplatoniker (zuerst, wohl auf besonderen Wunsch Cosimos, das dem mythischen Hermes Trismegistos zugeschriebene Corpus Hermeticum, danach Platon).
Am 18. April 1463 schenkte Cosimo de Medici ihm ein Landhaus in Careggi, wo Cosimo selbst eine Villa besaß. Die jahrhundertelang verbreitete Behauptung, dass dort ein Zentrum einer auf Veranlassung Cosimos gegründeten, von Ficino geleiteten Platonischen Akademie bestand, ist jedoch von der neueren Forschung als falsch erwiesen worden. In Wirklichkeit ist die Bezeichnung Platonische Akademie für Ficinos Freundeskreis eine Erfindung des 17. Jahrhunderts, und den Begriff "Akademiker" verwendete Ficino selbst zur Bezeichnung seiner zahlreichen Schüler. Von diesen teilten nur relativ wenige Ficinos Begeisterung für Platon und seine Feindseligkeit gegen den zeitgenössischen Aristotelismus.
1473 beschloss Ficino, Priester zu werden und wurde von Lorenzo de Medici zum Rektor einer Kirche ernannt. In den nächsten Jahrzehnten folgten weitere Übersetzungen und Kommentare neuplatonischer Philosophen wie Plotin und Iamblichos, zudem theologische und medizinische Schriften, die ebenfalls eine stark platonische, astrologische und magische Prägung aufweisen.
[Bearbeiten] Werke
- 1463 Mercurii Trismegisti liber de potestate et sapientia dei, Übersetzung des Corpus Hermeticum, Erstdruck 1471.
(Hermes Trismegistos ist der Name der Ägyptischen Gottheit Thoth, oder auch Dejuti genannt.) - 1463 Übersetzungen von Speusippos; Alkinoos, Pythagoras.
- Um 1468 war die von Cosimo de Medici beauftragte Übersetzung sämtlicher Plato-Dialoge aus dem Griechischen ins Lateinische abgeschlossen, sie erscheint 1482/84 im Druck.
- 1468 Übersetzung von Dantes Monarchia.
- 1469 'De amore, Ficinos Symposion-Kommentar, stilisiert als ein Symposion der Platonischen Akademie zum Geburtstag Platons.
- 1474 De Christiana religione, apologetische Abhandlung über die christliche Religion, begonnen nach der Priesterweihe, von Ficino selbst noch 1474 ins Italienische übersetzt und in Druck gegeben, die lat. Ausgabe wird erst 1476 ediert.
- 1474 Abschluss seines philosophischen Hauptwerks, der Theologia platonica, die die Unsterblichkeit der Seele beweisen und Christentum und platonische Philosophie in Einklang bringen soll.
- 1489 De vita, Ficinos medizinisch-astrologisches Hauptwerk
- 1492 wird die Plotin-Übersetzung mit Kommentar gedruckt.
- 1496 Kommentare zu Platon
- 1497 De mysteriis aegyptiorum, Übersetzung des Iamblichos
- ca. 1497 Übersetzung des Dionysius Areopagita
[Bearbeiten] Übersetzungen
- Marsilio Ficino: Über die Liebe oder Platons Gastmahl, lat.-dt., übersetzt von Karl Paul Hasse, herausgegeben und eingeleitet von Paul Richard Blum. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2004.
- Marsilio Ficino: Traktate zur platonischen Philosophie, lat.-dt., übersetzt und kommentiert von Elisabeth Blum, Paul Richard Blum und Thomas Leinkauf. Berlin: Akademie Verlag 1993.
[Bearbeiten] Literatur
- Josef Nolte: Ficino, Marsilio. In: Theologische Realenzyklopädie 11 (1983), S. 171-174
- Paul Oskar Kristeller: Die Philosophie des Marsilio Ficino. Frankfurt 1972.
- Tamara Albertini: Marsilio Ficino. München 1997.
- Maria-Christine Leitgeb: Liebe und Magie. Die Geburt des Eros und Ficinos De amore. Edition Roesner, Maria-Enzersdorf 2004.
[Bearbeiten] Weblinks
- Lateinische E-Texte der ital. Biblioteca Virtuale Online
- Literatur von und über Marsilio Ficino im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Artikel in Pegasus III/1 (2003), 1
- Linkliste (Werke und Sekundäres)
- The Life of Marsilio Ficino von Giovanni Corsi (1506)
- Société Marsile Ficin (Internationale Ficino-Gesellschaft)
- Vortrag über Marsilio Ficinos Zeichentheorie (zu finden unter Zeichentheorie im Neuplatonismus 1/2)
Personendaten | |
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NAME | Ficino, Marsilio |
ALTERNATIVNAMEN | Ficinus, Marsilius (lateinisch) |
KURZBESCHREIBUNG | Humanist, Philosoph, Übersetzer |
GEBURTSDATUM | 19. Oktober 1433 |
GEBURTSORT | Figline/Valdarno |
STERBEDATUM | 1. Oktober 1499 |
STERBEORT | Careggi bei Florenz |