Maschikuli
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Der Maschikuli (Mrz. Maschikulis [1]) ist eine an der Außenmauer von mittelalterlichen Wehrbauten wie Burgen, Festungen oder Stadtbefestigungen zwischen zwei Konsolen (Kragsteinen) ausgesparte Wurf- oder Gussöffnung. Er tritt in Reihen angeordnet am Wehrgang oder dem Wehrerker auf. Von der Seite des Verteidigers aus sind die Maschikulis in Form von aneinandergereihten vertikalen Bodenschächten vor dem Fuß der nach außen gekragten Wand zugänglich.
Maschikulis dienten der sogenannten Senkrechtverteidigung des toten Schusswinkels am Mauerfuß durch Bewurf des Angreifers und seiner Belagerungsgeräte mit Steinen oder den Ausguss von siedenden Flüssigkeiten wie Wasser oder Öl. Ob dabei auch Pech zum Einsatz gebracht wurde, ist umstritten, doch leitet sich von dieser Vorstellung die erst seit dem 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung Pechnase ab.
Nachdem die Burgen durch die Erfindung der Kanone ihre Wehrfunktion verloren hatten, erhielten sich aneinandergereihte Maschikulis in der frühen Neuzeit als rein dekorative Elemente an Schlössern und herrschaftlichen Wohnhäusern. Sie ähneln dabei oft einem Bogenfries. Als Zierrat sind sie an vielen dem Historismus zuzuordnenden neogotischen Bauten des 19. Jahrhunderts bis hin zu Industriebauten zu finden.
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[Bearbeiten] Verwandte Begriffe
Dieselbe Funktion erfüllen auch die mit dem Maschikuli verwandten aber nicht identischen Pechnasen und Mordlöcher.
Die Pechnase befindet sich im Gegensatz zum Maschikuli nicht im Boden eines gekragten Vorbaus, sondern führt diagonal durch die Wand, und tritt selten in Reihen auf.
Das Mordloch ist eine vertikale Wurf- oder Gussöffnung, die sich nicht vor dem Tor, sondern in dem dahintergelegenen Gewölbe befindet.
Siehe auch: Fachbegriffe Festungsbau, Wehrerker
[Bearbeiten] Literatur
- Horst Wolfgang Böhme, Reinhard Friedrich, Barbara Schock-Werner (Hrsg.): "Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen" Stuttgart, 2004, Philipp Reclam jun. ISBN 3-15-010547-1
- Wilfried Koch: "Baustilkunde", München, 1988, Orbis Verlag, ISBN 3-572-05927-5
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Machicolations – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Galerie
Wehrerker mit Maschikulis |
Maschikulis |
Maschikulis |
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Dekorative Maschikulis |
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ von frz. machicoulis, um 1402 abgeleitet von mâcher "zermalmen" und coulis "Flüssigkeit", Qu.: Paul Robert: "Le Petit Robert", Paris, 1976