Mirza Tahir Ahmad
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Mirza Tahir Ahmad (* 18. Dezember 1928 in Qadian; † 19. April 2003 in London) wurde 1982 in Pakistan zum vierten Kalif der Ahmadiyya Muslim Jamaat gewählt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Mirza Tahir Ahmad war der Sohn des zweiten Kalifen Mirza Basheer-ud-Din Mahmood Ahmad und dessen zweiter Frau Syeda Maryam Begum und ein Enkel vom Mirza Ghulam Ahmad. Als Kalif folgte er seinem Halbbruder Mirza Nasir Ahmad.
Von 1949 bis 1957 besuchte er die Jamia (Theologische Ausbildungsstätte der Ahmadiyya) und wurde zum Missionar ausgebildet. Er studierte orientalische und afrikanische Wissenschaften in Großbritannien und kehrte dann nach Rabwah zurück. Am 10. Juni 1982 wurde er in der Mubarak-Moschee zu Rabwah zum Kalifen gewählt.
Wegen der Verfolgungssituation der Ahmadiyya in Pakistan verlegte er im April 1984 seinen Wohnsitz von Rabwah nach London. Wegen fortgesetzter Bedrohung und Verleumdung durch Zia-ul-Haq, dem damaligen Militärmachthaber und Diktator Pakistans, verkündete er am 10. Juni 1988 eine Mubahala. Am 17. August 1988 kam Zia-ul-Haq, der verkündet hatte „das Krebsgeschwür der Ahmadiyya auzusrotten“, bei einem Absturz einer Militärmaschine ums Leben.
Am 10. September 1982 weihte er die Basharat-Moschee in Pedroabad (Córdoba) ein. Es war der erste Bau einer Moschee in Spanien seit der Vertreibung der Mauren vor 800 Jahren. Den Grundstein für die erste Moschee in Australien legte er am 30. September 1983. Die ersten Missionen wurden von ihm nach Südamerika entsandt. Hunderte von neuen Moscheen wurden in Afrika und weltweit eingerichtet. Auf seinen vielen Missionsreisen besuchte er zahlreichen Länder, wie Australien, Neuseeland, USA, Kanada und Westafrika.
Das von ihm initiierte Waqf-e-Nau Programm [1] bereitet den Nachwuchs für einen Dienst in der Jamaat vor und soll die Zukunft der Jamaat sichern. Unter seiner Führung wurde der internationale islamische Fernsehsender (MTA) installiert, der auf nichtkommerzieller Basis 24 Stunden am Tag die Botschaft des Islam in den verschiedenen Sprachen in alle Teile der Erde ausstrahlt. Damit wurde in einer ganz neuen Dimension die Offenbarung wahr, die Mirza Ghulam Ahmad im tiefsten Indien, in einem kleinen Dorf namens Qadian, von Allah empfangen hatte: „Ich werde deine Botschaft bis ans Ende der Welt tragen!“
Mirza Tahir Ahmad besaß ein fundiertes, außergewöhnlich großes Wissen, welches er weltweit in all seinen Frage-Antwort-Sitzungen mit Professoren, Intellektuellen, Theologen und einfachen Bürgern, und seinen zahlreichen Sendungen auf MTA immer wieder liebenswürdig und überzeugend darlegte. Er schrieb geistreiche Gedichte in Urdu, verfasste zahlreiche Bücher, unter anderem fundamentale Werke wie „Revealation, Rationality, Knowledge and Truth“ und „Murder in The Name of Allah“. Er verfasste eine neue Übersetzung des Heiligen Qur-ân in Urdu und war ein weltweit angesehener Arzt der Homöopathie. Er heilte viele chronisch Kranke durch seine homöopathische Behandlung.
Nach seinem Ableben wurde er in der Al-Fazl-Moschee zu London aufgebahrt. Zehntausende Gläubige, die aus allen Teilen der Welt kamen, nahmen dort von ihm Abschied. Die Regierung Großbritanniens zeigte sich sehr großzügig. So öffnete sie ihre Botschaft in Deutschland am Ostermontag (einem Feiertag), um die große Nachfrage an Visa zu befriedigen. Am 23. April 2003 wurde sein Leichnam nach Islamabad, kleines Gebiet in Tilford (Surrey), von der Ahmadiyya Jamaat gekauft, wo bis 2004 die Jalsa Salana UK stattfand, überführt. Dabei wurde der Autokorso von 16 Motorrädern und einem Hubschrauber der englischen Polizei eskortiert und live im MTA übertragen. Beim Totengebet in Islamabad, dass von seinem Nachfolger Mirza Masroor Ahmad verrichtet wurde, sollen nach Schätzung der Polizei rund 25–30.000 Menschen anwesend gewesen sein.
[Bearbeiten] Mubahala
Auch unter Mirza Tahir Ahmad setzte die AMJ die Auseinandersetzung mit ihren Gegnern mit dem Mittel der Mubahala fort. Am 10.6.1988 verkündet er eine Mubahala gegen Mohammed Zia ul-Haq, den ehemaligen Präsident von Pakistan. Zia-ul-Haq, der geschworen hatte, das „Krebsgeschwür Ahmadiyyat“ auszurotten, kam am 17.8.1988 durch einen nicht geklärten Absturz seiner Militärmaschine zu Tode. Dieses Ereignis wird bis heute von der Jamaat als „Beweis“ für ihren Wahrheitsanspruch. Diese Strategie kann aber auch nach hinten losgehen. Nach dem Tode von Mirza Tahir Ahmad stellte die „Anti-Ahmadiyya Movement in Islam“ die AMJ in einem offenen Brief mit dem Hinweis in Frage, dass Mirza Tahir Ahmad einen Monat und 13 Tage vor Syed Abdul Hafeez Shah († 19. April 2003), dem Präsidenten der Anti-Ahmadiyya Movement in Islam, gestorben sei, der Mirza Tahir Ahmad bei mehreren Gelegenheiten zu einer Mubahala herausforderte. [2]
[Bearbeiten] Kritische Einschätzung
Kritische Stimmen glauben, dass Mirza Tahir Ahmad sich den schwerwiegenden Problemen seiner Gemeinschaft zunächst nicht vollständig bewusst war. Die ersten Jahre seiner Amtszeit widmete er damit die Zentrale in London in Ordnung zu bringen und bürokratische Probleme zu lösen. Neue Hoffnungen regte sich in den Mitgliedern der Ahmadiyya. Besonders der Triumph bezüglich des Absturzes des pakistanischen Präsidenten Zia-ul-Haq 1988 bescherte ihm einen Höhenflug an Popularität. Gewollt oder nicht gewollt trug er zum Kultphänomen der Ahmadiyya bei.
Kraft seine Persönlichkeit konnte er sich fähiger Berater entledigen und sich mit Leuten umgeben, die allem was er sagte beifällig zustimmten. Damit trug er zur Erodierung des intellektuellen Kapitals und Niveaus der Gemeinschaft bei. So konnte er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit seiner Anhänger sicher sein. Er begann danach für mehrere Jahre eine sehr gelehrte Serie an Khutbas zu halten, möglicherweise weil er sich bewusst war, dass das Glaubenssystem der Ahmadiyya der theologischen Unterfütterung bedurfte. Auch seine besondere Hinwendung zu den Kindern [3] soll von der Einsicht motiviert gewesen sein, dass die korrumpierte Situation nur durch den frischen Geist von Kindern gelöst werden könne. Was dabei unberücksichtigt bleibt sei, dass die fehlende Konsolidierung der Glaubensüberzeugungen dadurch ungelöst bleibe.
Als Mann der Tat glaubte er nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien die Mitgliederzahlen schnell steigern zu können. Besonders auf die Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland übte er einen großen Druck aus, unter bosnischen und albanischen Flüchtlingen neue Mitglieder zu werben. Doch die Neumitglieder liefen so schnell wieder davon, in dem Maße wie sie den Unterschied zwischen den Überzeugungen der "Ahmadis auf der Straße" und den Aussagen auf ihren Hochglanzbroschüren erkannten.
Er richtete dann die Aufmerksamkeit nach Afrika, besonders auf den französischsprachigen Teil. Der Rückschlag in Europa war schmerzhaft und er gab nun als Ziel aus, jedes Jahr die Zahl der Neukonvertiten zu verdoppeln. Die Verantwortlichen der Gemeinde versuchten die Vorgabe des Kalifen mit allen Mitteln zu erfüllen und welche bizarren Formen das annahm, kann Berichten über die Bemühungen unter bosnischen Flüchtlingen in Deutschland entnommen werden. [4]
Als er erkannte, dass ein zweifelhaftes numerisches Wachstum ohne Qualität wesenlos ist, reagierte er mit einem neuen Programm mit dem humanitäre Hilfe in verschiedene Teile der Welt gebracht werden soll. In dem Versuch ehrliche humanitäre Arbeit zu leisten, sollte dies nicht im Namen der Ahmadiyya geschehen, sondern unter dem Namen Humanity First.
Der Rückschlag in Europa brachte ihn dazu auch Literatur von neuen Opponenten seiner Gemeinschaft zu lesen. Als ein Ergebnis daraus kam es zu einer gewissen Versöhnung mit der Lahore Ahmadiyya Movement (AAIIL) und er ging sogar soweit den Hauptverantwortlichen der Spaltung, Maulana Muhammad Ali, als respektvolle Person zu bezeichnen. In seinen weltweit bekannten Frage-und-Antwort-Veranstaltungen wich er auch von den Glaubensvorstellungen seines Vorgängers ab. Er versuchte also in gewisser Weise, die Gestaltwerdung der Vorfahrennachfolge aufzubrechen, doch entweder war er nicht stark genug oder ihm blieb nicht genug Zeit dafür, den Katechismus der Ahmadiyya in Angriff zu nehmen. Der bedingungslose Glaube an Mirza Ghulam Ahmad als gesandten Propheten verhindert weiterhin nachhaltig die Überprüfung und Einordnung der Schriften und Reden Mirza Ghulam Ahmads.
- ↑ Waqf-e-Nau, wörtlich: Programm der neuen Aufopferung
- ↑ Anti-Ahmadiyya Movement: Open Letter to Mirza Masroor Ahmad, 7. September 2003
- ↑ Das Waqf-e-Nau-Programm wurde von ihm am 3. April 1987 initiiert.
- ↑ Anti Ahmadiyya Movement: Fraud of Baiat in Germany - Deceptions of Abdullah Wagishauser and Zubair Khalil
[Bearbeiten] Werke
- Revelation, Rationality, Knowledge and Truth, Verlag Der Islam, ISBN 1853726400
- Murder in the Name of Allah; Islam International Publications Ltd., ISBN 0718827791
- Christianity – a Journey from Facts to Fiction; Islam International Publications Ltd., ISBN 185372551X
- Homeopathy (auf Urdu); Islam International Publications Ltd.
- Absolute Justice, Kindness and Kinship; Islam International Publications Ltd., ISBN 1853725676
- The Gulf Crisis & The New World Order; Islam International Publications Ltd., ISBN 1853725064
[Bearbeiten] Literatur
- Iain Adamson: Ein Mann Gottes; Islam International Publications Ltd., ISBN 393224401X [1]
[Bearbeiten] Weblinks
Hakeem Noor-ud-Din | Mirza Basheer-ud-Din Mahmood Ahmad | Mirza Nasir Ahmad | Mirza Tahir Ahmad | Mirza Masroor Ahmad
Personendaten | |
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NAME | Ahmad, Mirza Tahir |
KURZBESCHREIBUNG | Kalif der Ahmadiyya |
GEBURTSDATUM | 18. Dezember 1928 |
GEBURTSORT | Qadian |
STERBEDATUM | 19. April 2003 |
STERBEORT | London |