Mont Ventoux
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Mont Ventoux | |
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Mont Ventoux in der Abendsonne (von SW) |
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Höhe | 1.912 m |
Lage | Département Vaucluse, Frankreich |
Gebirge | Provenzalische Voralpen |
Geografische Lage | Koordinaten: 44° 10' 25 N, 5° 16' 38 O44° 10' 25 N, 5° 16' 38 O |
Erstbesteigung | 26. April 1336 durch Francesco Petrarca |
Gipfel von Süden |
Der Mont Ventoux ist ein einsam aufragender, 1.912 m hoher Berg in der französischen Provence (Département Vaucluse). Sein Name leitet sich wahrscheinlich von "Mons Ventosus" (lat. "Windiger Berg") ab. Eine andere Interpretation ist das altkeltische Wort "went", was soviel wie "Berg" bedeutet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte und Geographie
Am 26. April 1336 wurde der Mont Ventoux von dem Dichter Francesco Petrarca (1304-1374) bestiegen. Die Schilderung dieser Besteigung, die der Dichter in einem Brief festhielt, gilt als Ausdruck einer neuen Natur- und Landschaftserfahrung, bei der sich ästhetische und kontemplative Sichtweisen miteinander verbinden. Da hier moderne Vorstellungen von Landschaft vorweggenommen werden, gilt die Besteigung des Mont Ventoux als einer der Schlüsselmomente an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Daneben ist die Dokumentation die Geburtsstunde des Alpinismus, da hier erstmals das Bergsteigen als Selbstzweck dargestellt wird:
- “Den höchsten Berg dieser Gegend, den man nicht unverdient Ventosus, den Windumbrausten, nennt, habe ich am heutigen Tage bestiegen, einzig von der Begierde getrieben, diese ungewöhnliche Höhenregion mit eigenen Augen zu sehen.“ (Quelle: Helmuth Zebhauser: Frühe Zeugnisse der Alpenbegeisterung. München 1986)
Auf Francesco Petrarca folgten zahlreiche Nachahmer, darunter der Dichterfürst der Provence Frédéric Mistral. Dem französischen Universalgelehrten Jean-Henri Fabre diente der Berg als biologisches Freiland-Labor quasi direkt vor seiner Haustür, denn an seinen Hängen vereinigt der Ventoux alle europäischen Klima- und Vegetationszonen vom Mittelmeer bis Lappland.
Das immense Kalkschotterfeld direkt unterhalb des Gipfels wurde erst durch die Rodung des Berges freigelegt. Wie anderenorts in der Provence hatte man den ehemals üppigen Baumbestand zum Bau der Seeflotten der "Anciens Régimes" gerodet. Die Hänge des noch zu Zeiten Jean-Henri Fabres als "nackter" oder "rasierter" Berg bezeichneten Ventoux sind heute aufgeforstet. Einzelne Vertreter der ursprünglichen Vegetation werden intensiv gepflegt und sind zum Beispiel bei einem Spaziergang entlang des GR 9 auf der Nordseite zu bewundern.
[Bearbeiten] Tourismus
Die aus vielen Blickrichtungen kegelförmig scheinende, weithin sichtbare und imposante Gestalt des Berges, hat ihm in den Augen vieler Einheimischer und Besucher besondere Bedeutung verliehen.
Der "heilige Berg" der Provence ist ein beliebtes Ziel von Autotouristen, die von Malaucène, Sault oder Bedoin aus den Gipfel erreichen. Gleichzeitig ist der Berg auch eine besondere Attraktion für Radfahrer.
Für Wanderer bieten sich immer noch viele Möglichkeiten, den Mont Ventoux abseits der Touristenstraße zu erforschen. Zwei der für Frankreich typischen Fernwanderwege ("sentiers de grande randonnée"), der GR 9 und der GR 4, kreuzen sich am "Balcon Nord" des Mont Ventoux.
Bis in den Mai hinein kann es auf dem Ventoux schneien. Das ganze Jahr hindurch muss man allerdings mit einem starken und besonders im Sommer sehr kalt wirkenden Wind rechnen.
Der Gipfel ist einer der wenigen Orte, von denen man bei sehr gutem Wetter gleichzeitig das Mittelmeer und die höchsten Gipfel der Alpen und der Pyrenäen sehen kann. Die UNESCO erklärte 1990 den Mont Ventoux zum Biosphärenreservat, um das Überleben der Pflanzenvielfalt langfristig zu sichern.
[Bearbeiten] Radsport-Anstieg
Mont Ventoux | ||
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![]() Rennstrecke und Passstraße |
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Höhe | 1.912 m | |
Land | Frankreich, Vaucluse | |
Gebirge | französische Alpen | |
Wintersperre | 1. November - 15. Mai | |
Nordwestseite | Südwestseite | |
Ausgangsort | Malaucène | Bedoin |
Unterschied | 1622 m | 1535 m |
Länge | 22,7 km | 21,3 km |
Steigung | 7,2 % | 7,1 % |
Steilster km | 11 % | 11 % |
Bergwertung | HC | HC |
Gedenkstätte für Tom Simpson |
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![]() Steigungsprofil der Südseite |
Der Ventoux ist von drei Seiten aus zu erreichen. Der schwerste der Anstiege (von Bedoin im Südwesten) überwindet auf rund 21 km mehr als 1.600 Höhenmeter bei einer durchschnittlichen Steigung von 7,6 Prozent. Hier werden auch Automobil-Bergrennen ausgetragen, jedoch nicht mehr ganz bis zum Gipfel, sondern nur noch bis zum Chalet Reynard. Da der Mont Ventoux auch überschritten werden kann, hat der Gipfel auch einen Passnamen: "Col des Tempêtes" (Pass der Stürme). Die Ostseite ist die leichteste (26 km / 1150 Höhenmeter / 4,5 % / 1. Kategorie).
1951 stand der Mont Ventoux erstmals bei der Tour de France auf dem Streckenplan. Obwohl er bis heute erst 13 Mal erklommen wurde (zuletzt 2000 und 2002), hat er sich zu einem der legendärsten Gipfel der Tour entwickelt und gehört mit dem Col du Galibier, dem Col du Tourmalet und L'Alpe d'Huez zu den „heiligen Bergen“ der Frankreich-Rundfahrt. Neben der schweren Steigung ist der Mont Ventoux bei den Radrennfahrern vor allem wegen seiner kahlen Kuppe gefürchtet, da im Sommer eine mörderische Hitze mit einem starken Wind vorherrscht.
1967 gelangte der Mont Ventoux zu trauriger Berühmtheit: Am 13. Juli brach der englische Radprofi Tom Simpson kurz vor dem Gipfel erschöpft zusammen und verstarb noch an der Unglücksstelle. Es stellte sich heraus, dass Simpson, ein starker Klassikerfahrer, eine hohe Dosis von Amphetaminen und wohl auch Alkohol zu sich genommen hatte.
Drei Jahre später, 1970, gewann Eddy Merckx auf dem Weg zu seinem zweiten Toursieg die Ventoux-Etappe, hatte sich beim Anstieg aber so verausgabt, dass er nach dem Ziel einen Schwächeanfall erlitt und Sauerstoff verabreicht bekommen musste.
Auch vielen Radamateuren wird der Berg zum Verhängnis: jährlich sterben nach Angaben der örtlichen Behörden ca. 10-20 der sich am Berg versuchenden Sportler durch Überforderung oder Unfälle.
Die Etappensieger am Mont Ventoux:
- 2002
Richard Virenque
- 2000
Marco Pantani
- 1987
Jean-François Bernard (EZF)
- 1972
Bernard Thévenet
- 1970
Eddy Merckx
- 1965
Raymond Poulidor
- 1958
Charly Gaul (EZF)
Führende bei Überquerungen:
- 1994
Eros Poli
- 1974
Gonzalo Aja
- 1967
Julio Jiménez
- 1955
Louison Bobet
- 1952
Jean Robic
- 1951
Apo Lazarides
[Bearbeiten] Literatur
- Rennradführer: Roadbook Tour de France, Kristian Bauer, Bruckmann Verlag 2006
- Geschichte: Peter Leisl, Die legendären Anstiege der Tour de France, Covadonga 2004
- Fotoband : Serge Laget, Cols mythiques du Tour de France, L’Equipe 2005
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Mont Ventoux – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Der Geburtstag des Alpinismus - Francesco Petrarca und die Besteigung des Mont Ventoux
- Neigungsprofil der Nordwestseite von Malaucène
- Neigungsprofil der Ostseite von Sault
- Neigungsprofil der Südwestseite von Bedoin
- Panoramabilder vom Gipfel des Mont Ventoux
- Bildgalerie des Mont Ventoux
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