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Murano

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Uferpromenade von Murano
Uferpromenade von Murano
Hauptkanal von Murano
Hauptkanal von Murano
Basilika di Santa Maria e Donato
Basilika di Santa Maria e Donato
Glas aus Murano
Glas aus Murano
Glas Papiergewichte aus Murano
Glas Papiergewichte aus Murano

Murano ist eine Insel (eigentlich eine durch Brücken verbundene Inselgruppe) nordöstlich von Venedig in der Lagune mit 6.000 Einwohnern. Weltberühmt wurde sie durch die Glasbläserei.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte der Glasherstellung

In Venedig liegt die Wiege der mitteleuropäischen Glasherstellung, wenn man davon ausgeht, dass die antike Glasherstellung im Römischen Reich durch die Völkerwanderung eine Unterbrechung fand. Mutmaßlich über den Handel mit Byzanz, wo das Know-how nicht verloren gegangen war, kam die Technik über Venedig nach Mitteleuropa zurück.

Im 13. Jahrhundert wurden alle Glasöfen von Venedig auf diese Insel verlagert, nicht nur aus Brandschutzgründen, sondern vor allem um das streng gehütete Geheimnis der Glasherstellung zu bewahren. Den gut bezahlten Glasbläsern war es unter Androhung der Todesstrafe verboten, ihr Wissen weiterzugeben. Sie lebten wie Gefangene auf der Insel.

In der Renaissance entwickelten sich die kunstvollen Glasprodukte des farblosen venezianischen cristallo zur Haupteinnahmequelle der Bevölkerung von Murano. Erhalten ist nur noch wenig; die Vielzahl der Formen und Dekore erschließt sich vor allem aus den Darstellungen auf Stillleben. Trotz aller Versuche der Republik Venedig, die Technik der Glasherstellung und Glasveredelung geheim zu halten, gelang es Ende des 16. sowie im 17. Jahrhundert doch einigen Glasbläsern, in die Länder nördlich der Alpen zu emigrieren und dort Glashütten zu gründen; als Glas à la façon de Venise lebte der venezianische Stil in Deutschland, in den Niederlanden und in Flandern weiter, wo auch noch reichhaltige Sammlungen erhalten sind.

Die venezianische Vormachtstellung in der Glasherstellung wurde erst im 18. Jahrhundert durch den Erfolg barocken Schnittglases gebrochen, denn diese vornehmlich in Böhmen und Schlesien, zunehmend jedoch auch andernorts in Deutschland beheimatete Technik beherrschten die Venezianer nicht.

Erst mit dem beginnenden Tourismus am Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte Murano ein erneutes Aufblühen. Der Historismus in Venedig, eingeleitet durch die Einrichtung einer Glasfachschule auf Murano 1860 und die Gründung der Firma Società Salviati & Co. 1866, knüpfte bewusst an die Glaskunst der Renaissance mit ihren dünnwandigen Flügelgläsern, Faden- und Netzgläsern (reticella) wieder an. Für den Jugendstil in Millefiori-Dekoren, erzielt durch eingeschmolzene Murrine, stehen die Fratelli Toso. Venezianische Glasgefäße der 50er und 60er Jahre sind von Farbe und Dekor her am Expressionismus orientiert. Knallbunte Streifen- und geometrische Op-Art-Dekore in vetro pezzato-Technik sind typisch für die Entwürfe von Paolo Venini, Fulvio Bianconi und Ercole Barovier; Ercole Baroviers Sohn Angelo bezieht sich bei einigen seiner Entwürfe ausdrücklich auf Vasarely. Auch einfarbige Gefäße mit verschiedenen Unterfängen (in vetro sommerso) von Flavio Poli gehören zum Repertoire der Venezianer des 20. Jahrhunderts.

Die 1000-jährige Geschichte der Glasherstellung ist im Museo Del Vetro im Palazzo Giustinian auf Murano mit Vasen, Spiegeln und Trinkgefäßen dokumentiert. Einer der drei großen Deckenleuchter im Eingangsbereich ist ein prämiertes Werk der Fratelli Toso, das zur Eröffnung des Museums 1854 beigesteuert wurde.

Heute sind die Straßenzüge der Insel Murano durch eine Vielzahl von Glasgeschäften geprägt und Muranoglas zum beliebten Sammlerartikel geworden. Dabei ist indes deutlich zu unterscheiden zwischen Glas-Galerien, in denen die zeitgenössischen Arbeiten venezianischer Studio-Glaskünstler ausgestellt und erhältlich sind, und touristischen Souvenirshops, die in Serienproduktion hergestellte Glasgefäße, Figuren und Tiere vertreiben.

[Bearbeiten] Basilika di Santa Maria e Donato

Die bekannteste Kirche Muranos ist die Basilika di Santa Maria e Donato aus dem 12. Jahrhundert mit einem farbenprächtigen Mosaikboden aus dem Jahr 1140 und dem freistehenden viereckigen Campanile. Sie war ehemals die Kathedrale der Bischöfe von Torcello und Murano.

Die eigentliche Eingangsseite der Basilika ist der Ordnung entsprechend nach Westen gerichtet. Aber man wollte bei dieser direkt am Meer gelegenen Kirche weniger die Einheimischen beeindrucken als die anreisenden Gäste, die natürlich von der Seeseite, vom Osten her kamen.

Und daher ist diese Ostseite der Kirche, also der Chorbereich, die eigentliche Schauseite. Dieser Bau mit dem Namen „SS (Santi) Maria e Donato“, also wörtlich übersetzt „Die Heiligen Maria und Donatus“, ist einer der ältesten der ganzen Lagune. Er wurde bereits im 7. Jh. errichtet, dann im 9. und wieder im 12. Jh. umgebaut und 1140 in der heutigen Form vollendet.

Besonders der Chorbereich ist sehr repräsentativ gestaltet: Mit auffallenden weißen Säulen ist eine zweigeschossige Bogenkonstruktion errichtet worden. Im ersten Geschoss wird in der umlaufenden Galerie die Arkadengliederung des Erdgeschosses wiederholt. Sehr ähnliche Bogenformen umlaufen in mehreren Etagen die gesamte Schauseite, entweder als begehbare Galerie oder als Fensterumrahmung oder auch als nur aufgeblendete Arkadenfolge.

Berühmt ist der Innenraum der Basilika wegen seiner aufwändigen Fußbodenmosaike aus der Mitte des 12. Jhs. Das farbenfrohe Venedig hat auch auf diesem Gebiet sehr viel Sinn für feingliedrige Dekoration entwickelt.

Die Halbkuppel des Apsisbereiches zeigt nach byzantinischem Vorbild genau wie in Torcello auf einem goldenen Mosaikgrund die einsame Gestalt der Maria.

Ein Denkmal erinnert an den italienischen Schriftsteller Italo Svevo (eigentlich: Hector Aron Schmitz genannt Ettore Schmitz), der in den Jahren 1898 bis 1916 in Murano lebte, wo er die Fabrik seiner Schwiegereltern führte und Unterwasserfarben herstellte. Das Denkmal enthält ein Glasobjekt und eine Bronzetafel mit einem Zitat von Italo Svevo.

Murano ist von Venedig aus gut mit dem Vaporetto zu erreichen.


[Bearbeiten] Palazzo da Mula

Der Palazzo da Mula ist ein letztes Zeugnis zahlreicher Prachtvillen, die im 15. und 16. Jahrhundert in der Lagune Venedigs auf Murano errichtet wurden. Bedeutend ist dieser Palast nicht nur wegen seiner Einzigartigkeit, die Beweggründe für seine Errichtung stehen in einem signifikanten wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Zusammenhang. Dieser wird im ersten Kapitel näher erläutert, eine Baubeschreibung im zweiten Kapitel soll Aufschluss über die Stilrichtung und Architektursprache des Palazzos geben.

[Bearbeiten] Stadtflucht

Zwei Ursachen bewogen die Venezianer prächtige Wohnsitze außerhalb der Stadt zu errichten, einerseits die wirtschaftlichen Entwicklungen der Republik Venedig und andererseits die erhoffte gesundheitsfördernde Wirkung des Landlebens.

Die Wirtschaft der Republik Venedig, die im 8. Jahrhundert entstand, war bis zum Ende des 14. Jahrhunderts ganz auf das Meer ausgerichtet. Zwei Meilensteine der Historie brachten die Handelsmacht Venedig in Not, zum einen die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 und zum anderen die Entdeckung der Neuen Welt durch Kolumbus 1492. Die daraus resultierende Unsicherheit bewirkte ein Interesse sich der Terraferma anzunehmen. Im 15. Jahrhundert war die Agrarwirtschaft neben der Handelswirtschaft zu Wasser eine wirtschaftliche Alternative, im 16. Jahrhundert schon unerlässlich um das Einkommen der Wohlhabenden zu sichern. Aufforderungen sich dem Seehandel zu widmen, gewannen zunehmend nostalgischen Charakter. Im Zuge dieser Veränderungen entstanden zahlreiche Prachtbauten außerhalb der Stadt Venedigs.

Murano war ein beliebter Wohnort der Venezianer, weil man von der gesundheitsfördernden Wirkung dieses Ortes überzeugt war. Bis in das 19. Jahrhundert hinein glaubten die Menschen an die Miasmen, welche aus dem Boden aufsteigen und Krankheiten hervorrufen. Murano war daher ein beliebter Wohnort, da man annahm, dass die Glasbrennöfen die Luft reinigen würden.

[Bearbeiten] Baubeschreibung

[Bearbeiten] Erdgeschoss

Das unterste Stockwerk ist puristisch gehalten, zu der Wasserseite hin befindet sich mittig lediglich eine Tür zwischen zwei kleinen und simpel gehaltenen Fenstern. Neben diesen Fenstern befindet sich jeweils noch ein weiteres Fenster, das vergittert ist und nahezu bis zum Boden reicht. Das Erdgeschoss, von der Gartenseite aus gesehen, weist an entsprechender Stelle zu der Frontseite ebenfalls eine Tür auf, zudem sind drei einfache rechteckige Fenster zu entdecken.

[Bearbeiten] 1. Stockwerk

Das erste Stockwerk zeigt deutlich mehr Schmuck als das Erdgeschoss. Über der Tür des Erdgeschosses befindet sich eine vierbogige Loggia. Die dazugehörigen Säulen weisen keine Kanneluren auf. Die Kapitelle sind verziert, jedoch ist nicht klar zu erkennen, ob und welcher sie einer Ordnung angehören.

Neben der Loggia sind rechts und links jeweils ein weiteres großes Fenster zu erkennen. Diese sind mit einem Doppelbogen und hängendem Kapitell mit mittigem Vierpass darüber versehen. Die Loggia wie die beiden Fenster werden durch einen gleichgeformten Schachbrettfries gerahmt. Vier Rundbogenfenster mit durchbrochenem Maßwerk über dem horizontalen Gesims wirken vereinheitlichend.

Die Gartenfront des ersten Stockwerkes gewährt ebenfalls über der Tür des Erdgeschosses den Blick auf einen schmalen Balkon. Drei bis zum Boden reichende Fenster bilden den Zutritt zu diesem. Zu beiden Seiten desselben geben jeweils zwei weitere Fenster den Blick auf den Garten frei. Alle Fenster präsentieren sich in ähnlicher Form wie die vergitterten Fenster des Erdgeschosses, welche sich zur Wasserseite hin befinden.

[Bearbeiten] 2. Stockwerk

Das zweite Obergeschoss ist hingegen wiederum simpel gestaltet, die Frontseite wie auch die Gartenseite zeigen kleine rechteckige Fenster. Dieses Geschoss wurde im 16. Jahrhundert dem Gebäude zugefügt. In dem Rahmen dieser Erweiterung wurden auch Relieffragmente der veneto-byzantinischen Epoche in die Außenwände hauptsächlich des ersten Geschosses auf der Frontseite eingelassen.

Das Dach des Palazzo da Mula bildet ein nach vier Seiten gewalmtes flaches Dach mit einem einfach gestalteten Schornstein.

[Bearbeiten] Innenräume

Aufgrund der Strukturierung der Fassade ist anzunehmen, dass im ersten Stockwerk das Piano Nobile, die Repräsentativräume und im zweiten Stockwerk, das Mezzaningeschoss, die Diensträume waren. Die komplette Innenausstattung ist im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangen.

[Bearbeiten] Garten

Hinter dem Palazzo da Mula befindet sich ein Park, dieser ist der einzige erhaltene Renaissancegarten auf der Insel. Von diesen Gärten konnte ein Besucher Muranos damals viele bewundern, die Gärten prägten sogar das Bild der Insel. Jedoch wurden sie im Laufe der Zeit immer mehr von Wohnhäusern verdrängt.

Typisch für den Renaissancegarten sind die geometrischen Grundformen, die durch Achsen miteinander verbunden sind. Im Gegensatz zum Mittelalter wird der Blick in die Landschaft inszeniert. Im Garten des Palazzo da Mula blieb ein schönes Beispiel byzantinischer Kunst erhalten, ein Rundbogen aus Marmor mit einem filigran behauenen Fries.

Der byzantinische Einfluss, der sich beim Schmuck der Fassade und im Garten finden lässt, unterstreicht die Funktion Venedigs als Verbindung zwischen Ost und West. Jedoch konnte sich die byzantinische Kunst in Europa nicht gegenüber der Gotik durchsetzen.

[Bearbeiten] Stilrichtung

Der Palast wurde zur Zeit der Spätgotik erbaut, enthält aber auch bereits Elemente des Renaissancepalastes. Die gotischen Elemente sind Vierpass, Spitzbogen und spätgotische Balkone. Als Elemente des Renaissancepalastes sind zu erkennen die Blockhaftigkeit des Gebäudes, das Piano Nobile und das Mezzanin.

[Bearbeiten] Literatur zu dem Palazzo da Mula

  • Margherita Azzi Visentini: Die italienische Villa, Bauten des 15. und 16. Jahrhunderts, Aus dem Italienischen übertragen von Ulrike Stopfel, Dva, Stuttgart 1997, ISBN 3421031258
  • Reinhard Bentmann, Michael Müller: Die Villa als Herrschaftsarchitektur, Eine kunst- und sozialgeschichtliche Analyse, Frankfurt am Main 1992.
  • Gerda Bödefeld, Berthold Hinz, Die Villen im Veneto. Baukunst und Lebensform, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998, ISBN 3534133722
  • Attila Dorigato: Glaskunst in Venedig, In: Venedig, Kunst & Architektur, Romanelli, Giandomenico (Hrsg.), Bd.2, Köln 1997, S. 790-797.
  • Thorsten Droste: Venedig. Die Stadt der Lagune- Kirchen und Paläste, Gondeln und Karneval, Köln 2000.
  • Norbert Huse, Wolfgang Wolters: Venedig. Die Kunst der Renaissance, Architektur, Skulptur, Malerei 1460-1590, C.H. Beck, München 1996, ISBN 3406411630
  • Michelangelo Muraro, Paolo Marton: Villen in Venetien, übersetzt von Sebastian Viebahn, Könemann, 2001, ISBN 3895082147

[Bearbeiten] Weblinks


Koordinaten: 45° 27' 30" N, 12° 21' 12" O

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