Muschelkalk
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Muschelkalk ist die mittlere Abteilung der germanischen Trias. Ähnlich der vorhergehenden Abteilung des Buntsandsteins und der folgenden Abteilung des Keupers ist der Begriff Muschelkalk für Nichtfachleute oft verwirrend, da er in der Geologie ein Zeitbegriff und kein Gesteinsbegriff ist. Der Zeitbegriff Muschelkalk ist keine international anerkannte und verwendete Stufe, sondern wird nur regional in Europa benutzt. In der Muschelkalkzeit entstanden in Mitteleuropa in einem flachen Meeresbecken fossilienführende Ablagerungen, die später verfestigt und zum "Muschelkalk" (= Gestein) wurden. Allerdings enthalten die für die Zeit namengebenden Gesteine nicht nur um Muscheln, sondern auch um die ebenfalls Schalen bildenden Armfüßer (Brachiopoda). Sehr häufig sind auch Reste von Stachelhäutern, die sogar einzelnen Unterabteilungen des Muschelkalks ihren Namen gaben ("Trochitenkalk" = Stielglieder von Seelilien). Die Ablagerung der Sedimente der Muschelkalkzeit fand vor etwa 243 bis 235 Millionen Jahren (jeweils mit einer Unsicherheit von etwa 2 Millionen Jahre) statt. Dies entspricht den internationalen Stufen Anis und dem Unteren Ladin der Mittleren Trias.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Muschelkalk und Kalkstein
Das während der Muschelkalkzeit in Mitteleuropa vorherrschend abgelagerte Gestein ist ein fossilführender Kalkstein, der aber nicht nur Muschelschalen enthält. Vor allem in den Randgebieten des Muschelkalkmeeres kamen aber auch andere Gesteine, zum Beispiel Sandsteine zur Ablagerung.
[Bearbeiten] Gliederung
Der Muschelkalk gliedert sich in drei Stufen:
- Oberer Muschelkalk
- Mittlerer Muschelkalk
- Unterer Muschelkalk
Oberer und Unterer Muschelkalk bestehen hauptsächlich aus Kalkstein und Dolomit. Darin finden sich viele Fossilien. Der Mittlere Muschelkalk dagegen enthält fast keine Fossilien. Seine Hauptbestandteile sind neben den Kalken auch Mergel und die sog. Evaporite (Eindampfungssedimente) wie Gips, Anhydrit und Steinsalz. Die Gesteine des Muschelkalks sind in der Regel durch hellgraue bis beige Farbtöne charakterisiert.
Stellenweise bilden sich heute in Gebieten, in denen Gesteine des Muschelkalks anstehen, Einsturzdolinen. Diese Erdfälle ereignen sich bevorzugt dort, wo im Laufe der Zeit das Kalkgestein im Untergrund durch Wasser (Oberflächenwasser, Grundwasser) ausgelaugt wird (Verkarstung).
In manchen Regionen enthalten die Schichten des Oberen und des Unteren Muschelkalk erzhaltige Einschlüsse (sog. "Galmeien"). In der Hauptsache handelt es sich hier um Blei-, Silber- und/oder Zinkerze. Diese Rohstoffe, die früher sehr begehrt waren, wurden u. a. für die Münzprägung und für die Herstellung von Waffen verwendet. Durch zahlreiche archäologische Funde ehemaliger Steinmühlen und Kalkbrennereien sind Abbau und Nutzung von Muschelkalkgestein historisch belegt. Die Belege gehen bis in das 1. Jahrhundert nach Christus zurück. Auch in unseren Tagen wird Muschelkalk noch abgebaut und wirtschaftlich genutzt (z. B. im Straßenbau, als Gleisschotter, Herstellung von Zement).
In Teilen der Weinbaugebiete Württembergs, Frankens und Badens bildet Muschelkalk die Bodengrundlage und tritt oft felsig hervor. Die oft extrem steilen Lagen sind schwierig zu bewirtschaften und terrassenförmig aus Kalkstein-Trockenmauern aufgebaut. Die Verwitterungsschicht des Muschelkalks ist geringmächtig und erosionsgefährdet. In dem aus Muschelkalk aufgebauten Höhenzug Elm in Niedersachsen wurde der qualitativ hochwertige Elmkalkstein als Baumaterial gewonnen.
[Bearbeiten] Entstehung
Muschelkalk entsteht durch die Kristallisierung von Calciumhydrogencarbonat (Ca(HCO3)2). Calciumhydrogencarbonat löst sich in Wasser unter der Voraussetzung, dass der Kohlensäuregehalt (H2CO3) ausreichend hoch ist. Kohlensäure ist eine Verbindung von Wasser (H2O) und Kohlendioxid (CO2). Durch Photosynthese durch Algen wird dem Wasser CO2 entzogen und der Kohlensäuregehalt sinkt, wodurch das Calciumhydrogencarbonat seinen gelösten Zustand nicht aufrecht erhalten kann. Es lagert sich in Kristallen zu Calciumcarbonat (Kalk) ab.
[Bearbeiten] Literatur
- Reihe „Rund um den Finckenfang“, Verlag Niggemann & Simon, An der Naturbühne 12, 01809 Maxen, Tel. (035206) 3 10 56
- Juliane Heinze: Der Kalk– und Marmorbergbau um Maxen. Zeugnis wirtschaftlicher und industrieller Vergangenheit, Heft 5, Maxen 2004. (ISBN 3-9808477-4-8)
- Hans Hagdorn: Der Muschelkalk. Biologie in unserer Zeit 32(6), S. 380 - 388 (2002), ISSN 0045-205X
[Bearbeiten] Weblinks
- Fossilien aus dem Muschelkalk der Trias
- Der Germanische Muschelkalk des Thüringer Beckens
- Fossilien aus dem Muschelkalk des Kraichgaus
- Die Geologie der Trias
- Muschelkalkmuseum der Stadt Ingelfingen
- Gesteine und Fossilien um Jena
- Trias Verein Thüringen
Siehe auch: Geologische_Zeitskala