Trockenmauer
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Eine Trockenmauer, in Österreich auch Klaubsteinmauern genannt, ist eine Mauer die aus Natursteinen ohne Mörtel verlegt wird. Sie ist bereits prähistorisch für den Bau von Gebäuden in Gebrauch gekommen (sh. Broch, Nuraghe, Talayot) und wird heute noch im Landschaftsbau verwandt. Trockenmauern werden fast ausschließlich im Freien errichtet, meist aus plattigem Sedimentgestein. Als Acker- und Weideeinfassung werden sie in Südeuropa und Irland sowie der Schweiz und in Österreich genutzt.
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[Bearbeiten] Bedeutung für den Weinbau
Trockenmauern werden oft in Weinbergen an besonders steilen Hangabschnitten errichtet, wo sie einen nachhaltigen und ökologischen Weinbau unterstützen. Vorwiegend in Größe und Form unregelmäßige Lesesteine aus der Umgebung bilden das Trockenmauerwerk, das sich tagsüber besonders durch die kurzwellige direkte Sonneneinstrahlung aufheizt. Die Trockenmauer strahlt am Abend bis in die Nacht die gespeicherte Wärme im langwelligen Bereich wieder an die bodennahe Luftschicht ab, und mindert so die nächtliche Auskühlung der Weinbergflächen. Der Tagesgang der Lufttemperatur wird in Weinbaugebieten mit Trockenmauern ausgeglichen und ein Steillagenweinbau auch an exponierten Hangabschnitten ermöglicht. Der thermische Wirkungsgrad einer Trockenmauer kann im optimal ausgenutzt werden, wenn die Rebstöcke rautenförmig in hangparallelen Holzzeilen mit Stickeln angeordnet und die Gassen zwischen diesen möglichst schmal sind. Weite Stockabstände und talwärtsgerichte Gassen begünstigen dagegen die rasche Auskühlung und mindern den Ertrag. Trockenmauern stellen somit nicht nur wichtige Rückzugsräume für zahlreiche Lebewesen dar sondern tragen indirekt auch zu einem höheren Mostgewicht der Weintrauben bei. Gleichzeitig unterstützen Trockenmauern den Bodenschutz, indem sie den Bodenabtrag durch die Erosionswirkung des Wasser vermindern. Der Niederschlag versickert langsam im Bodenraum hinter der Trockenmauer, so dass das Wurzelwerk der Rebstöcke das Bodenwasser allmählich aufnehmen kann und der Oberflächenabfluss reduzert wird. Da das Mauerwerk der Trockenmauer nicht verfugt ist, kann das Wasser bei anhaltendem Niederschlag, der zu einer Sättigung der Speicherkapazitäts des Boderaums führt, zwischen den Lesesteinen austreten, ohne Druck auf das Gemäuer auszuwirken. Die Trockenmauer hat sich in den terrassierten Weinbergen wegen ihrer Wasserdurchlässigkeit stabiler erwiesen als mit Mörtel verfugtes Mauerwerk. Eine handwerklich gut gebaute Trockenmauer kann 100 Jahre und mehr überdauern. Durch die Verringerung der Hangneigung wird außerdem die traditionelle Weinlese mit der Hand wesentlich erleichtert. Viele Trockenmauern in brachgefallenen Weinbergen sind heute dem Verfall preisgegeben oder verbuschen, so dass eine standorttypische Klimaxvegetation entsteht. In zahlreichen Gegenden hat ein solcher Kulturlandschaftswandel bereits stattgefunden und man findet Trockenmauern ehemals offener Landschaften nunmehr zerfallen in Wäldern bzw. in Forste. Da Trockenmauern nicht mit der zunehmenden Mechanisierung im Weinbau vereinbar sind, findet man sie nur noch in historisch gewachsenen und nicht flurbereinigten Weinlagen. Für die Erhaltung und den Wiederaufbau gewährt der Staat jedoch finanzielle Zuschüsse für die Winzer.
[Bearbeiten] Ökologischer Nutzen
Sie bietet einen wertvollen Lebensraum für verschiedene wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten, beispielsweise für Eidechsen, Erdkröten, Wildbienen und Laufkäfer. Ein wichtiges Ziel des Naturschutzes ist es daher, die Trockenmauern in einer traditionell gewachsenen Landschaft zu erhalten. Besonders durch Maßnahmen der Flurbereinigung, die oft eine Neugestaltung ganzer Feldfluren bedeuten, gehen viele Trockenmauern verloren. Als Ausgleich werden zuweilen Gabionen gebaut, die aber nach Ansicht mancher Experten aus naturschützerischer Sicht kein gleichwertiger Ersatz für Trockenmauern sind.
[Bearbeiten] Sonderformen
Eine Trockenmauer wird auch im Brunnenbau angewendet. Durch die Kreisform und den Druck der Erdschicht des Brunnenloches hält die Mauer auch ohne Mörtel.
Eine Sonderform ist der Friesenwall, der aus runden Findlingen aufgeschichtet wird. Als Fugenmaterial werden hier Rasensoden verwendet.
Die Premužićeva staza (dt. Premuzic-Weg) im Nationalpark Nördlicher Velebit ist ein insgesamt über 50 km langer Wanderweg, der als ein besonders großes Bauwerk der Trockenmauer-Baukunst gilt.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Tanca-Mauer (Trockenmauer auf den Balearen)
- Kräuterspirale
- Mauer
- Mauerwerk
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Haberer: Steingärten und Trockenmauern. (= Kosmos-Gartenbibliothek). Kosmos, Stuttgart 2001, ISBN 3-440-08873-1
- Richard Tufnell, Marianne Hassenstein, Alain Ducommun, Frank Rumpe: Trockenmauern. Anleitung für den Bau und die Reparatur. Hrsg. v. d. Stiftung UmweltEinsatz Schweiz. 8. Auflage. Haupt, Bern u. a. 2006, ISBN 3-258-06385-0
[Bearbeiten] Weblinks
- Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz SUS *Einführung in den Bau einer Trockenmauer
- Errichtung und Bepflanzung von Trockenmauern
- Stützmauer aus Naturstein errichten
- Dry Stone Walls Association of Australia (australische Trockensteinmauer-Gesellschaft)
- Dry Stone Walling Association of Great Britain (britische Trockensteinmauer-Gesellschaft)
Kategorien: Mauer | Biotop | Permakultur