Neubabelsberg
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Neubabelsberg ist eine zu Potsdam-Babelsberg gehörende und um 1900 entstandene Villen-Siedlung, welche sich vom S-Bahnhof Griebnitzsee entlang des landschaftlich reizvollen Griebnitzsees bis nahe an das Schloss Babelsberg erstreckt. Zunächst war Neubabelsberg Siedlungsgebiet wohlhabender Berliner, später auch von Filmschauspielern wie Marika Rökk, Sybille Schmitz, Lilian Harvey, Willy Fritsch oder Brigitte Horney, die die Nähe zu den Filmstudios in Babelsberg schätzten. Hier findet sich auch das ehemalige Gästehaus der UFA, das während Dreharbeiten u. a. Heinz Rühmann, Marlene Dietrich und Hans Albers beherbergte. Die Architekten Ludwig Mies van der Rohe, Hermann Muthesius und Alfred Grenander bauten in Neubabelsberg mehrere Villen, das Architekturbüro Peter Behrens mit seinen Mitarbeitern Walter Gropius, Adolf Meyer und Le Corbusier plante hier.
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden viele jüdische Neubabelsberger zur Emigration genötigt. Die durch Emigration frei werdenden Häuser wurden unter Wert verkauft oder von Nationalsozialistischen Organisationen genutzt. So wurde z. B. aus der Villa des vertriebenen UFA-Regisseurs Alfred Zeisler das Wohnhaus von Marika Rökk und Georg Jacoby, in der Villa des jüdischen Bankiers Jacob Goldschmidt wurde eine Reichsführerinnenschule eingerichtet. Im Januar 1943 wurden von der Gestapo die letzten Neubabelsberger Juden aus einem Siechen- und Altenheim in ein Konzentrationslager deportiert. Lediglich Wilhelm Liebknecht, der Bruder Karl Liebknechts, blieb mit seiner jüdischen Frau bis zu Kriegsende 1945 von einer Deportation verschont. Erst die sowjetische Besatzungsmacht verdrängte ihn aus seinem Haus.
Während der Potsdamer Konferenz 1945 wohnten in Neubabelsberg die Verhandlungsführer. In Neubabelsberg stehen u. a. die Churchill-, Truman- und Stalin-Villa. Der heutige S-Bahnhof wurde 1862 für die Erschließung der Siedlung Neubabelsberg errichtet. Er hieß ursprünglich Neubabelsberg, wurde 1938 in Babelsberg-Ufastadt umbenannt und heißt seit 1949 Griebnitzsee.
Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 wurde Neubabelsberg vom Griebnitzsee durch Grenzanlagen am Ufer abgeschnitten. Der Bahnhof Griebnitzsee wurde zu einem stark abgeschirmten Grenzbahnhof. Nach Gründung der DEFA wurden einige Gebäude in Neubabelsberg von der Hochschule für Film- und Fernsehen genutzt.
Heute sind die Eigentumsverhältnisse einiger Neubabelsberger Villen immer noch ungeklärt. Manche Gebäude stehen daher leer, die dazugehörigen Gärten sind verwildert. Umstritten sind insbesondere Durchgangsrechte am Ufer des Griebnitzsees.