Objective Individual Combat Weapon
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Die OICW ("Objective Individual Combat Weapon") soll für die Infanterie die Handfeuerwaffe der Zukunft sein, wie sie vor allem im "Land-Warrior"-Programm der USA gefordert wird.
Bereits Ende der 80er Jahre kam die US-Armee zu dem Schluss, dass die Entwicklung der Schusswaffen mit herkömmlichen Projektilen, die ihre Energie aus der Masse und der Geschwindigkeit des Geschosses beziehen, bereits ihren Zenit erreicht hat.
Das neue Konzept sollte daher als Hauptkampfmittel auf Granaten basieren, deren Effektivität aus der Explosion und der Splitterwirkung des Geschosses herrührt, und deren Kampfkraft somit nicht mit der Entfernung abnimmt.
Es wurde eine Kampfentfernung von 1000 m gefordert, daneben komplette Nachtkampffähigkeit, niedriges Gewicht, die Verwendung modernster Computertechnologie und die Möglichkeit, sowohl Granaten als auch herkömmliche Munition verschießen zu können.
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[Bearbeiten] XM29 SABR / OICW
Das von Heckler & Koch entwickelte System sollte ursprünglich unter dem Namen XM-29 SABR / OICW ab 2008 in der US-amerikanischen Armee eingeführt werden. Es ist eine High-Tech-Waffe mit modularem Aufbau, die hauptsächlich aus drei Komponenten besteht:
[Bearbeiten] Hauptwaffe
Ein unter dem Granatwerfer montiertes, vom G36 K abgeleitetes, kompaktes Sturmgewehr mit 30-Schuss-Magazin für 5.56 mm NATO Munition (ähnlich der Kompaktversion der XM8).
Sie wird auch als "kinetische Gruppe" bezeichnet, da sie herkömmliche Munition verschießt und somit die Wirkung des Geschosses allein auf dessen kinetischer Energie beruht.
[Bearbeiten] Sekundärwaffe
Ein 20 mm halbautomatischer Granatwerfer mit 6-Schuss-Magazin im Bullpup Design (mit Magazin in der Schulterstütze sitzend) und einer Reichweite von 50-1000 m.
[Bearbeiten] Zieleinrichtung auf dem Granatwerfer
Das TA/FCS - "target acquisition / fire control system" ist das modernste Zielsystem für Handfeuerwaffen und als Herzstück der Waffe verantwortlich für deren überlegene Kampfkraft und die Integration in das "Land Warrior"-System. Sie ist mit keinem bisher existierendem Visier vergleichbar, da sie modernste Optik mit 6x-Vergrößerung und Nachtsichtgerät, neueste Kameratechnik (Wärmebildkamera) und modernste Computertechnologie kombiniert. Unter anderem ermöglicht sie:
- Den effektiven Einsatz der Waffe unter allen Witterungsbedingungen, bei voller Nachtkampftauglichkeit.
- Höhere Trefferwahrscheinlichkeit durch einen Zielcomputer. Dieser verwendet unter anderem das integrierte Laserentfernungsmessgerät und bestimmt und verändert den Zielpunkt ("Red Dot" Visier vgl: G36 unter "Visier" -Reflexvisier) im Display automatisch. Als integriertes Teil im "Land Warrior"-System ist allerdings auch geplant, dass dieser mit den anderen Teilen des Systems kommunizieren kann, wie zum Beispiel mit dem im Helm integrierten Head-up-Display und den taktischen Computern der Einheit (als zentrale Feuerleitstelle). Auch die Energieversorgung der einzelnen "Land Warrior"-Komponenten soll miteinander kompatibel sein.
Das Programmieren der 20mm-Granaten: Sie können entweder im "Direct Impact Mode" abgefeuert werden und explodieren dann wie herkömmliche Granaten beim Auftreffen auf ein Ziel. Oder im so genannten "Air Burst Mode", bei dem sie in einer bestimmten, vorher definierten Entfernung in der Luft explodieren. Aufgrund ihrer Splitterwirkung (vgl. "Brisanzgranate") ermöglichen sie so auch das Bekämpfen von Zielen, die sich hinter einer Deckung befinden.
Neben den bereits entwickelten (und teuren) HEAB ("High Explosive Air Bursting" - hochexplosiven, in der Luft explodierenden) Granaten wird über die Entwicklung einer weiteren Granaten-Variante nachgedacht, welche billiger sein soll und gegen leicht gepanzerte Ziele im "Direct Impact Mode" gedacht ist.
Der Granatwerfer kann auch bei einem kompletten Ausfall der Zieleinrichtung weiterhin im "Direct Impact Mode" eingesetzt werden.
Auch das Gewehr kann in einem solchen Fall noch verwendet werden. Vollkommen getrennt von den übrigen Modulen kann es weiterhin als kleine leichte PDW ("Personal Defense Weapon") verwendet werden - allerdings besitzt es dann keine Visiereinrichtung mehr, so dass dies wirklich nur für den Notfall gedacht ist.
[Bearbeiten] Aktuelle Entwicklung des Projektes und Ausblick
Nach den ersten Tests ist die Rede von einer um 500% gesteigerten Effektivität im Vergleich zu den momentan üblichen Waffen. Ob sie allerdings den Anforderungen des US-Militärs in Punkten wie
- Zuverlässigkeit der elektronischen Komponenten
- Gewicht (ca. 8 kg)
- und vor allem im Preis (momentan angeblich 10.000-12.000 US-$ pro Stück und 25-30 US-$ pro Granate)
gerecht wird, ist noch fraglich.
Ursprünglich sollte das System die Nachfolge der veralteten und in der geforderten Konfiguration (mit Granatwerfer, IR, Nachtsichtgerät, etc.) viel zu schwer und unhandlich gewordenen Gewehren M16 und M4 antreten. Auf Anfrage des US-Militärs hat man allerdings vorerst nur die ursprünglich vom G36 K abgeleitete Kinetische Gruppe (Sturmgewehr, PDW) als eigenständiges Gewehr weiterentwickelt. Heraus kam das XM8. Dieses sollte im Rahmen des "Land Warrior"-Programms als neue Standard-Bewaffnung unter der Bezeichnung M8 eingeführt werden. Aufgrund der Einstellung des Projektes im Oktober 2005 ist der weitere Status unklar. Das XM29 soll bis 2006 voll erprobt sein und bis 2008 in Produktion gehen, um dann eine "Land Warrior"-Gruppe von neun Mann mit vier dieser Waffen ausstatten zu können. Für die zukünftige Entwicklung des Systems hat man die Vorstellung, durch modernere Laser- und Sensortechnologien, verbesserte elektronische Komponenten, neueste Energiezellen, die Zuhilfenahme von Nanotechnologien und die Verwendung von neuen Verbundmaterialien (es wird unter anderem über ein Keramik-Rohr nachgedacht; ob dies technisch in den nächsten Jahren möglich ist, bleibt fraglich) das Gewicht zu reduzieren, die Robustheit und Zuverlässigkeit weiter zu erhöhen, die Zieleinrichtung zu verbessern und somit die gesamte Kampfkraft und Effektivität zu steigern.
Am 31. Oktober 2005 wurde die Ausschreibung für das Projekt W15QKN-05-R-0449, OICW Increment One offiziell annulliert. Siehe auch [1]
Die schwedische Armee arbeitet an einem ähnlichen System aus einem 40 mm Granatwerfer und Schnellfeuergewehr im Kaliber 5,7 x 28 mm.
[Bearbeiten] Siehe auch
- AICW Advanced Individual Combat Weapon
- ACSW Advanced Crew Served Weapon
- XM25 Nachfolgeprogramm des OICW
- XM109 OSW Objective Sniper Weapon