Octave Mirbeau
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Octave Henri Marie Mirbeau (* 16. Februar 1848 in Trévières, Calvados; † 16. Februar 1917 in Paris) war ein französischer Journalist, Kunstkritiker und Romanautor. Mirbeau war einer der berühmtesten und gefürchtetsten Romanciers seiner Zeit und der meistgespielte französische Bühnenautor im deutschsprachigen Raum.
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[Bearbeiten] Leben
Mirbeau kämpfte im Deutsch-französischen Krieg, nach dessen Ende er als Journalist arbeitete und sowohl Theater- und Kunstkritiken als auch politische Artikel für verschiedene Zeitungen in Paris schrieb. 1885 übernahm Mirbeau die Ansichten des Anarchismus, denen er bis zu seinem Tod treu blieb. Als einer der führenden anarchistischen Intellektuellen verfasste er regelmäßig Artikel für entsprechende Zeitschriften. Zur Zeit der Dreyfus-Affäre, zahlte er die Strafe, zu der Zola wegen seiner berühmten Schrift J‘accuse verurteilt worden war.
Mirbeau war auch ein sehr bedeutender Kunstkritiker, der schließlich über die impressionistischen und avantgardistischen Bewegungen in Montmartre und Montparnasse schrieb, die er für die Basis einer Kulturrevolution in Frankreich hielt. Die Académie Goncourt wurde von ihm mitgegründet.
Octave Mirbeau wird die Entdeckung des belgischen Autors und Nobelpreisträgers Maurice Maeterlinck zugeschrieben. Außerdem trug er bedeutend zu den Karrieren von Camille Pissarro, Auguste Rodin, Claude Monet und anderer wichtiger Künstler seiner Zeit bei.
Neben über 2000 Kurzgeschichten und Artikeln schrieb Mirbeau auch mehrere Schauspiele und Romane. Seine beiden bekanntesten Werke sind Le Jardin des supplices (Der Garten der Qualen, 1899) und Le Journal d'un femme de chambre (Tagebuch einer Kammerzofe, 1900). Da Mirbeau sein ganzes Leben lang an Depressionen litt, handelt es sich bei seinen Arbeiten vorrangig um dunkle Komödien.
Trotz seiner linken Ansichten war Octave Mirbeau ein kluger Finanzier, der ein kleines Vermögen hinterließ. Er starb 1917 an seinem 69. Geburtstag und wurde auf dem Cimetière de Passy in Paris begraben.
Eine grosse Biographie wurde durch Pierre Michel und Jean-François Nivet geschrieben und ist nur in französischer Sprache erhältlich.
[Bearbeiten] Ein engagierter Schriftsteller
Als Prototyp des engagierten, anarchistischen und individualistischen Schriftstellers durchschaut er die Menschen und Institutionen, die verfremden, unterdrücken, und töten. Er liebte den Skandal, verurteilte den Kolonialismus und den Antisemitismus und schrieb böse Glossen gegen die soziale Mißstände seiner Zeit. Er hat eine Ästhetik der Aufdeckung verwirklicht und hat sich zum Ziel gesetzt, „die freiwilligen Blinden zu zwingen, Medusa ins Gesicht zu schauen".
Er hat nicht nur die bürgerliche Gesellschaft und die kapitalistische Wirtschaft in Frage gestellt, sondern hat auch die Hauptideologie und die traditionelle literarische Formen, die dazu beitragen, das Bewusstsein zu betäuben und vor unserem Dasein und von Gesellschaft ein unwahres und reduzierendes Bild zu geben. Er hat insbesondere zum Absterben des angeblich „realistischen" Romans beigetragen. Er lehnt den Naturalismus, den Akademismus und den Symbolismus ab, und hat seinen Weg zwischen dem Impressionismus und Expressionismus gefunden und viele Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts sind ihm verpflichtet.
"Octave Mirbeau ist der größte französische Schriftsteller unserer Zeit und derjenige, der in Frankreich den Geist des Jahrhunderts am besten repräsentiert." (Leo Tolstoi).
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Romane
- Le Calvaire (1886) (Ein Golgotha - Roman auf dem Jahre 1870/1871 , 1896).
- L'Abbé Jules (1888) (Der Abbé, 1903).
- Sébastien Roch (1890) (Sebastien Roch, 1902).
- Dans le ciel (1892-1893).
- Le Jardin des supplices (1899) (Der Garten der Qualen, 1901 ; Der Garten der Foltern, 1967).
- Le Journal d'une femme de chambre (1900) (Das Tagebuch einer Kammerjungfer, 1902 ; Tagebuch einer Kammerzofe, 1964).
- Les 21 jours d'un neurasthénique (1901) (Nie wieder Höhenluft, oder Die 21 Tage eines Neurasthenikers, 2000).
- La 628-E8 (1907) (Balzac'Tod, 1992).
- Dingo (1913).
[Bearbeiten] Theaterstücke
- Les Mauvais bergers (1897) (Schlechte Hirten, 1900).
- Les affaires sont les affaires (1903) (Geschäft ist Geschäft, 1903).
- Farces et moralités (1904) (Die Epidemie ; Der Dieb, 1904 ; Die Brieftasche, 1905).
- Le Foyer (1908) (Das Heim, 1909).
[Bearbeiten] Andere Werke
- Contes cruels (1990) (Laster und andere Geschichten, 1903 ; Der Herr Pfarrer und andere Geschichten, 1904).
- L'Affaire Dreyfus (1991).
- Lettres de l'Inde (1991).
- L'Amour de la femme vénale (1994).
- Combats esthétiques (1993).
- Correspondance générale (2003-2005).
- Combats littéraires (2006).
[Bearbeiten] Verfilmungen
- 1946 - Tagebuch einer Kammerzofe (Diary of a chambermaid) – Regie: Jean Renoir
- 1964 - Tagebuch einer Kammerzofe (Le Journal d’une femme de chambre) – Regie: Luis Buñuel
- 1976 - Im Garten der Qualen (Le Jardin des supplices) – Regie: Christian Gion.
[Bearbeiten] Literatur
- Reginald Carr, Anarchism in France - The Case Octave Mirbeau, Manchester, 1977.
- Pierre Michel - Jean-François Nivet, Octave Mirbeau, l'imprécateur au coeur fidèle, Séguier, 1990.
- Pierre Michel, Les Combats d'Octave Mirbeau, Besançon, 1995.
- Christopher Lloyd, Mirbeau's fictions, Durham, 1996.
- Samuel Lair, Mirbeau et le mythe de la Nature, Presses universitaires de Rennes, 2004.
- Cahiers Octave Mirbeau, n° 1-14, 1994-2007.
[Bearbeiten] Link
- Société Octave Mirbeau.
- Éditions du Boucher. 15 Romane.
- Pierre Michel, Octave Mirbeau et le roman.
- Pierre Michel, Bibliographie d'Octave Mirbeau.
- Pierre Michel, Albert Camus et Octave Mirbeau.
- Pierre Michel, Jean-Paul Sartre et Octave Mirbeau.
- Dorit Heike Gruhn, "Untergang der Folterkultur als konservative Kulturkritik ? Ein Vergleich zwischen der Bedeutung von Franz Kafkas Figur des Offiziers In der Strafkolonie und Octave Mirbeaus chinesischem Folterer in Der Garten der Qualen als Quelle für Kafka.
- Wieland Grommes, Nachwort, Nie wieder Höhenluft.
[Bearbeiten] Zitate
- „Es ist nicht das Sterben, das traurig ist. Es ist das Leben, wenn du nicht glücklich bist.”
- „Die grösste Eroberung, die der Journalismus in diesem Jahrhundert gemacht hat, das war die Reportage, das heisst, wir haben eines schönen Morgens erfahren, dass Monsieur X... weichgekochte Eier zum Frühstück isst und dass Madame Z... um drei Uhr ein grünes Kleid, um Mitternacht ein rosa Kleid trägt, diesen Liebhaber, jenen Kutscher hat.”
- „Der Journalismus erniedrigt alles, deformiert alles, die Menschen und die Ideen.”
Personendaten | |
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NAME | Mirbeau, Octave Henri Marie |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Journalist, Kunstkritiker und Romanautor |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1848 |
GEBURTSORT | Trevieres, Calvados |
STERBEDATUM | 16. Februar 1917 |
STERBEORT | Paris |