Orden vom Goldenen Vlies
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Der Orden vom Goldenen Vlies ist ein 1430 gegründeter Ritterorden, also eine nach dem Vorbild der Mönchsorden gebildete Gemeinschaft von Rittern. Später wurde er immer mehr zu einem vom Kaiser verliehenen Privileg als Belohnung für Verdienste, ihm anzugehören. Das Ordensabzeichen, ein an einer Kette hängendes goldenes Widderfell, erhielt selbständige Bedeutung und wurde zum Urbild des modernen Verdienstordens. Insofern stellt der Orden vom Goldenen Vlies das Bindeglied zwischen den beiden heutigen Bedeutungen des Wortes "Orden" dar.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Orden vom Goldenen Vlies wurde am 10. Januar 1430 anlässlich der Vermählung von Prinzessin Isabella von Portugal und Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, in Brügge, den angesehensten Adligen seiner Länder gestiftet, nachdem er die Mitgliedschaft im Hosenbandorden abgelehnt hatte. Der Orden wurde auch Ordre de la toison d`or, el Toyson de oro, el Tusan, in frühesten Zeiten auch der Ritterorden des güldenen Lämbleins von Burgund oder des belgischen Schäpers, genannt.
Nach dem Aussterben der Burgundischen Herzöge 1477 ging der Orden auf die spanische Linie der Habsburger über. Als im Jahre 1700 der letzte spanische König aus dem Hause Habsburg verstarb, teilte sich der Orden in zwei Linien auf. Sowohl der spanische Zweig, der Zweig der Bourbonen, als auch der österreichische Zweig der Habsburger existieren noch heute. Die Republik Österreich erkannte am 23. Juli 1953 dem Vorstand des Hauses Habsburg das Verleihungsrecht des Ordens zu.
[Bearbeiten] Ordensgrundsätze und Privilegien
Der Orden hält alle seine Mitglieder wie ein unzertrennliches Band zusammen. Alle Ordensmitglieder sind gleichberechtigt und sollen sich brüderlich verhalten. Die maximale Anzahl der Ritter war ursprünglich auf 30 begrenzt. Neben dem Orden des Goldenen Vlieses durften die Ritter keinem anderen Orden angehören. Diese Regeln wurden jedoch im Laufe der Zeit gelockert. Die Ordensritter wurden von allen Abgaben freigestellt und unterlagen nur einer Gerichtsbarkeit, der Gerichtsbarkeit des Ordens selbst. Diese Gerichtsbarkeit setzte sich aus den 30 Ordensrittern und dem Ordenssouverän, bzw. dessen Stellvertreter, zusammen. Bei allen Feierlichkeiten bei Hofe hatten sie Vorrang und Vortritt, mit Ausnahme von gekrönten Häuptern. Die spanischen Ordensritter erhielten von König Philipp das Recht, jederzeit unangemeldet in die Gemächer des Palastes einzutreten und ihr Haupt vor dem König bedeckt zu halten.
Das Ziel des Ordens war die Erhaltung des katholischen Glaubens, der Schutz der Kirche und die Wahrung der unbefleckten Ehre des Rittertums. Er war der Jungfrau Maria gewidmet und hatte den Apostel und Märtyrer Andreas zum Schutzpatron.
Am 30. November ist Ordenstag, an diesem Tag werden noch heute in einer feierlichen heiligen Messe neue Mitglieder in den Orden aufgenommen.
[Bearbeiten] Mythologischer Hintergrund
Es gibt zwei Quellen zur Herkunft des Ordens:
- Eine der Ableitungen stammt von Gideons Begnadungswunder
- Die Andere stammt aus der griechischen Mythologie, aus der Sage vom Goldenen Vlies.
[Bearbeiten] Aussehen des Ordens
Das Ordenszeichen ist das Bild eines Widderfells mit einem blauemaillierten Feuerstein und den Worten: Pretium laborum non vile (Kein geringer Preis der Arbeit).
[Bearbeiten] Aussehen und Bedeutung der Kette
Die Kette besteht symbolisch aus den 31 Gliedern, für jeden Ordensritter ein Glied, wobei der Ordenssouverän durch zwei Glieder repräsentiert wird. Wie eine Kette nur dann hält, wenn jedes Glied hält, so soll auch der Orden durch jedes einzelne Glied an Zusammenhalt gewinnen. Die Glieder bestehen aus Feuereisen und Feuerstein und tragen ein daran hängendes Vlies.
[Bearbeiten] Großmeister des Ordens
- 1. Philipp der Gute; Herzog von Burgund 10. Januar 1430-15. Juni 1467
- 2. Karl der Kühne; Herzog von Burgund 15. Juni 1467-5. Januar 1477
- 3. Maximilian I.; Römischer Kaiser 30. April 1478-27. März 1482
- 4. Philipp I. der Schöne; König von Spanien, Herzog von Burgund 27. März 1482-25. September 1506
- 5. Karl V.; Römischer Kaiser, König von Spanien 25. September 1506-22. Oktober 1555
- 6. Philipp II.; König von Spanien, Portugal und England 22. Oktober 1555-13. September 1598
- 7. Philipp III.; König von Spanien und Portugal 13. September 1598-31. März 1621
- 8. Philipp IV.; König von Spanien und Portugal 31. März 1621-17. September 1665
- 9. Karl II.; König von Spanien 17. September 1665-1. November 1700
[Bearbeiten] Großmeister des Ordens (Spanien)
- 1. Philipp V.; König von Spanien, erster Souverän des Hauses Bourbon des Ordens vom Goldenen Vlies (1700-1724)
- 2. Ludwig I.; König von Spanien (1724)
- 1. Philipp V.; König von Spanien, zweite Amtszeit (1724-1746)
- 3. Ferdinand VI.; König von Spanien (1746-1759)
- 4. Karl III.; König von Spanien (1759-1788)
- 5. Karl IV.; König von Spanien (1788-1808)
- 6. Ferdinand VII.; König von Spanien (1808-1833)
- 7. Isabella II.; Königin von Spanien (1833-1841)
- General Baldomero Espartero als Regent (1841-1843)
- Joaquin Marie Lopez, provisorisches Gouvernement (1843)
- 7. Isabella II. (1843-1868)
- Francisco Serrano y Domínguez Duc Du Torre (1868-1870)
- Amadeus I.; König von Spanien (1870-1873)
- 8. Alfons XII.; König von Spanien (1874-1885)
- 9. Alfons XIII.; König von Spanien (1886-1941)
- 10. Don Juan de Bourbon; Graf von Barcelona (1941-1977)
- 11. Juan Carlos I.; König von Spanien (1977-)
[Bearbeiten] Großmeister des Ordens (Österreich)
- 10. Karl VI.; Römischer Kaiser, König von Spanien 1. November 1700-20. Oktober 1740
- 11. Franz I.; Römischer Kaiser, Herzog von Lothringen 20. Oktober 1740-18. August 1765
- 12. Joseph II.; Römischer Kaiser 18. August 1765-20. Februar 1790
- 13. Leopold II.; Römischer Kaiser 20. Februar 1790-1. März 1792
- 14. Franz II./I.; Römischer Kaiser, Kaiser von Österreich 1. März 1792-2. März 1835
- 15. Ferdinand I.; Kaiser von Österreich 2. März 1835-2. Dezember 1848
- 16. Franz Joseph I.; Kaiser von Österreich 2. Dezember 1848-21. November 1916
- 17. Karl I.; Kaiser von Österreich 21. November 1916-1. April 1922
- 18. Otto von Habsburg; Oberhaupt des Hauses Österreich 1. April 1922-30. November 2000
- 19. Karl Habsburg-Lothringen seit 30. November 2000
[Bearbeiten] Ordensträger
Bis 1961 gab es 1282 Verleihungen des Ordens.
- 1463 - Philippe Pot
- 1515 - Ludwig II.
- 1519 - Sigismund I. (Polen)
- 1531 - Georg der Bärtige (Sachsen)
- 1546 - Lamoral Graf von Egmond
- 1546 - Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba
- 1546 - Philipp Lalaing Graf von Hoogstraten
- 1546 - Cosimo I. de’ Medici
- 1546 - Albrecht V. von Bayern
- 1546 - Ottavio Farnese
- 1546 - Emanuel Philibert von Savoyen
- 1596 - Sigismund Báthory
- 1599 - Sigismund II.
- 1615 - Wladislaw IV.
- 1668 - Michael I. (Polen)
- 1682 - Jakob Louis Heinrich Sobieski
- Ambrosio Spinola
- Wilhelm von Baden
- Günther Reichsfreiherr von der Goltz
- 1686 - Eugen von Savoyen
- 1691 - Ludwig Wilhelm von Baden
- 1697 - August II. von Polen
- 1770 - Franz Moritz Graf von Lacy
- 1830 - Ignaz Graf Gyulay
- 1888 - Alfred von Edinburgh
- Franz Josef II. von Liechtenstein
- Torquato Fernandez de Miranda
- Maximilian Freiherr von Wimpffen
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Orden vom Goldenen Vlies – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- www.khm.at, Bild des Ordens
- http://www.khm.at/system2.html?/static/page476.html (Text)
- Listen sämtlicher Souveräne und Ritter vom Goldenen Vlies
[Bearbeiten] Literatur
- Hauser, Wulf Gordian Frhr.v.: Der Orden vom Goldenen Vlies, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XXXVIII, Kirchbrak 1999, S.122-128 [enthält Ordensstatuten und Übersichten dieses nur Edelleuten verliehenen Ordens mit Archivhinweisen]