Panzerkampfwagen VI Tiger II
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Der Panzerkampfwagen VI Ausf. B „Tiger II“ (Sd. Kfz. 182), auch „Königstiger“ genannt, war ein schwerer deutscher Panzer im Zweiten Weltkrieg. Er vereinte schwere Panzerung wie beim Tiger I mit der abgeschrägten Panzerung wie beim Panther.
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Geschichte
Die Bezeichnung Königstiger fand ihren Ursprung bei den westalliierten Panzersoldaten, die diesen schweren Panzer als erste als King Tiger oder Royal Tiger bezeichneten.
Der Königstiger war der Höhepunkt der Panzerentwicklung Deutschlands während des Zweiten Weltkrieges, wobei sich die Formgebung am Panther orientierte. Projekte wie der Tiger II waren auch Jagdtiger und Maus. Gegenüber dem Tiger I wuchsen sowohl die Abmessungen, als auch die Panzerstärken und damit das Gewicht. Das Ergebnis war ein frontal fast unverwundbares Fahrzeug, das allerdings wegen der großen Masse von 68 t relativ langsam war. Mangels besserer Motoren musste der gleiche Motor wie im Panther und im Tiger zum Einsatz kommen. Die 8,8-cm-KwK 43 L/71 war die beste Panzerkanone ihrer Zeit und verlieh dem „Königstiger“ eine gewaltige Feuerkraft. Alle feindlichen Panzer konnten frontal auf Entfernungen von 1000 bis 3000 m abgeschossen werden; es gibt einige wenige Abschussberichte von z.B. T-34 bei einer Kampfentfernung von ca 4000 Meter. In Bezug auf Panzerung und Bewaffnung gleichwertig, aber etwa 20 t leichter und damit beweglicher, wäre nur der russische JS-3 gewesen, der aber auf dem europäischen Schlachtfeld nicht mehr zum Einsatz kam. Von der Bewaffnung, nicht aber der Panzerung, waren der M26 Pershing und der IS-2 Modell 1944 etwa gleichwertig.
Die verstärkte und vor allem günstig abgeschrägte Panzerung des Tiger II ließ sich mit gegnerischen Panzerkanonen nur auf nächste Distanz durchschlagen. Dem Königstiger konnten bei Frontalbeschuss nur die Panzerjäger SU-100 und ISU-122 sowie der schwere Panzer IS-2 gefährlich werden wenn sie nahe genug heran kamen. Deutlich gefährdeter war der Königstiger wenn der Gegner durch Ausmanövrieren oder Hinterhalte auf die Seitenpanzerung schießen konnte.
Insgesamt wurden nur 489 Tiger II produziert, davon erhielten die 50 ersten Exemplare den so genannten Porscheturm und der Rest den so genannten Henschelturm. Beide Türme waren von Krupp entwickelt wobei der Henschelturm nicht rechtzeitig produktionsreif war, so dass auf den bereits fertigen Porscheturm, entwickelt für den abgelehnten Tiger II Entwurf von Porsche, zurückgegriffen werden musste. Der Schmalturm von Krupp, auch Henschel-Turm bzw Produktionsturm genannt, war im Gegensatz zum so genannten Porscheturm einfacher und somit preiswerter zu fertigen. Außerdem bestand bei diesem nicht mehr die Gefahr, dass Geschossabpraller - wie beim Porscheturm - die dünne Fahrerdachpanzerung durchschlugen.
Hauptschwächen des Königstigers
- Hohes Gewicht: Viele Brücken waren für ihn deshalb unpassierbar. Auch war häufig das Bergen defekter Fahrzeuge unmöglich.
- Hoher Kraftstoffverbrauch: Das wurde gegen Ende des Krieges immer öfter zum beschränkenden Faktor, weil die Panzer mit leeren Tanks stehen blieben und aufgegeben werden mussten.
- Geringe Geschwindigkeit: Im modernen Bewegungskrieg konnte er schnell vorstoßenden Verbänden nicht folgen oder (am Ende des Krieges häufiger) sich nicht rechtzeitig zurückziehen.
- Mangelnde Beweglichkeit des Turms: Wenn der Panzer schräg stand, war es oft nicht möglich, den Turm zu drehen, da die Motorisierung zu schwach war.
- Ungenügende Motorisierung und ein zu kompliziertes Getriebe: Dadurch kam es gehäuft zu Motor- und Getriebeschäden, die unter den Bedingungen der niedergehenden Wirtschaft oft nicht behoben werden konnten.
Entsprechend wurden mehr Tiger II wegen technischer Defekte und Treibstoffmangel von den eigenen Besatzungen zerstört, damit sie nicht in Feindeshand fielen, als durch Feindeinwirkung.
Das einzige Derivat des Königstigers war der gewaltige Jagdpanzer „Jagdtiger“ (Sd.Kfz. 186).
Nach dem Krieg dienten einige Königstiger in der französischen Armee bis etwa 1952. Maybach-Ingenieure entwickelten in Frankreich eine neue Version des Motors mit nunmehr 1000 PS. Damit war der Panzer zwar besser motorisiert, er blieb jedoch ein sehr schweres Fahrzeug, welches Unmengen an Kraftstoff verbrauchte. Der Königstiger wurde zum Vorbild eines neuen französischen Panzers, dem AMX-50, der dem Tiger II sehr ähnlich sah und ebenso vom 1000 PS starken Maybach-Ottomotor angetrieben wurde.
Einige Königstiger sind bis heute in Museen erhalten geblieben. Das einzige fahrbereite Exemplar ist im Musée des Blindés in Saumur an der Loire in Frankreich zu sehen.
Momentan wird in der Schweiz ein Königstiger restauriert, er wurde am 15. September 2006 in Thun abgeholt und wird nach einiger Zeit wieder fahrbereit im Schweizer Panzermuseum zu sehen sein.
Technische Daten
- Gewicht
- Länge
- über alles, mit Rohr nach vorn: 10,286 m / 10,280 m (Porsche)
- über alles mit Rohr nach hinten: 9,966 m / 9,960 m (Porsche)
- ohne Rohr: 7,38 m
- Breite über alles, Geländekette: 3,755 m
- Höhe: 3,09 m
- Rohrüberstand bei Rohr nach vorn: 290,6 cm / 290 cm (Porsche)
- Feuerhöhe: 2,26 m
- Bodenfreiheit
- vorn: 49,5 cm
- hinten: 51 cm
- Kletterfähigkeit: 85 cm
- Steigfähigkeit: bis zu 35°
- Watfähigkeit: 160 cm
- Grabenüberschreitfähigkeit: 250 cm
- Kettenauflage: 4,12 m
- Spurweite
- Gefechtskette: 2,61 m
- Verladekette: 2,79 m
- Kettenbreite
- Gefechtskette: 80 x 13 cm
- Gewicht: 2,8-3,2 t
- Verladekette: 66 x 13 cm
- Gewicht: 1,8 t
- Gefechtskette: 80 x 13 cm
- Bewaffnung
- 88 mm KwK L/71
- Rohrgewicht mit Verschluss und Mündungsbremse: 1,605 t
- Rohrlänge: 6,280 m
- Länge mit Mündungsbremse: 6,595 m
- Höhenrichtfeld: -8° bis + 15°
- maximale Schussweite: 9350 m bei 15°
- Zielmittel
- TZF 9 d im Porsche-Turm
- TZF 9 b 1 im Henschel-Turm
- Mündungsgeschwindigkeit
- Panzergranate: 1.000-1.130 m/sec
- Sprenggranate: 700-750 m/sec
- Munition
- 84 Schuss im Porsche-Turm (gelagert 64, lose auf Turmplattform 16)
- 78 Schuss im Henschel-Turm
- 1x 7,92 mm MG 34 im Bug
- 1x 7,92 mm MG 34 koaxial im Turm
- 1x FlaMG auf dem Turmdach
- 4.800 Schuss insgesamt (32 Gurtsäcke à 150 Schuss)
- Nebelwerfer
- 88 mm KwK L/71
- Motor: 700 PS Maybach HL 230 P 30, 12-Zylinder Ottomotor | Hubraum 23 l
- Geschwindigkeit
- Straße: 38 km/h
- Gelände: 17 km/h
- Kraftstoffvorrat: 860 l (ohne Reserve)
- Fahrbereich: 170 km auf Straße, 120 km in mittelschwerem Gelände
- Panzerung
- Wanne
- 150 mm Fahrerfront / 40° Neigung
- 100 mm Bug / Neigung 40°
- 80 mm Wannenseite unten / 90° | oben / 65°
- 80 mm Heck / 60°
- 40 mm Decke
- 40 mm Boden vorn
- 25 mm Boden hinten
- Turm
- 80 mm Turmblende
- 185 mm Turmfront / 80° Henschel Turm (Porsche Turm: 60-110 mm gewölbt)
- 80 mm Turmseite / 69° Henschel Turm (Porsche-Turm: 80 mm/ 60°)
- 80 mm Turmheck / 70° Henschel Turm (Porsche-Turm: 80 mm/ 60°)
- 44 mm Decke / 0-12° Henschel-Turm (Porsche-Turm: 40 mm/ 0-10°)
- Wanne
- Besatzung: 5
- Hersteller: Henschel, Wegmann
- Stückzahl: 489, gebaut Januar 1944 - März 1945
- Fahrgestell-Nr.: 280001 - 280489
Durchschlagsleistung der Hauptwaffe
Die Durchschlagsleistung der 88 mm KwK 43 L/71 betrug mit der Panzergranate 39 auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 185 mm Panzerstahl, auf 1000 m waren es noch 165 mm. Die nur in geringen Stückzahlen vorhandene Panzergranate 40/43 mit Wolframkern erreichte 217 bzw 193 mm auf 500/1000 m bei ebenfalls 30 Grad.
Siehe auch
Literatur
- Walter J. Spielberger: Militärfahrzeuge, Bd.7, Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten, Motorbuch Verlag Stuttgart, 2003, ISBN 3-87943-456-5
- F. Senger und Etterlin & F. M. von Sen Etterlin: Die deutschen Panzer 1926-1945, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76375-988-3
- Wolfgang Schneider: Waffen-Arsenal – Der Königstiger – 2. Band, Band 111, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-336-1
Weblinks
Commons: Königstiger – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |