Paul Althaus
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Paul Althaus (* 4. Februar 1888 in Obershagen bei Celle; † 18. Mai 1966 in Erlangen) war ein protestantischer Theologe, der während des Nationalsozialismus eine dezidiert antisemitische Position vertrat.
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[Bearbeiten] Leben und Lehre
Paul Althaus, Sohn des Pfarrers Adolf Paul Johannes Althaus, studierte in Tübingen und Göttingen Theologie. Er promovierte in Göttingen zum Dr. theol. und wurde 1913/14 ebenda habilitiert. Im Ersten Weltkrieg diente er als Lazarettpfarrer. Ab 1919 war Paul Althaus ordentlicher Professor für Systematische Theologie an der Universität Rostock. 1925 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Systematische und Neutestamentliche Theologie in Erlangen. Er lehrte bis 1932 ausschließlich systematische Theologie, ab 1932 auch neutestamentliche Theologie. Paul Althaus war von 1932 bis 1964 Universitätsprediger. Zwischen 1926 und 1964 war er Präsident der Luthergesellschaft.
Althaus gilt als dezidierter Vertreter der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre. Er lehnte seinerzeit die Weimarer Republik als „schwachen Staat“ ab und forderte ein Recht auf Revolution dort, wo das Parlament versage. Althaus lehrte bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten antisemitische Ideen und interpretierte deren Machtergreifung als Gottes Willen und als Verwirklichung eines engen Miteinanders von „Kirche und Volkstum“.
Althaus entwarf mit dem Kollegen Werner Elert das Gutachten der Erlanger Theologischen Fakultät zum Arierparagraphen in der Kirche (1933). In Analogie zum Reichsgesetz vom 7. April 1933 „zur Wiederherstellung des deutschen Berufsbeamtentums“, mit dem „Nichtarier“ aus dem Beamtenstand entfernt wurden, forderten die Deutschen Christen die Einführung eines entsprechenden Arierparagraphen in der Kirche. Das Erlanger Gutachten unterstütze diese Forderung nach der Fernhaltung von Judenchristen (Christen jüdischer Abstammung) aus kirchlichen Ämtern. Ebenso hat Althaus den Ansbacher Ratschlag mitunterzeichnet, der sich gegen die Bekennende Kirche richtet.
Am 31. Januar 1947 wurde Paul Althaus von der amerikanischen Militärregierung im Zuge der Entnazifizierung seines Dienstes enthoben. Eineinhalb Jahre später war es ihm aber möglich, seinen Dienst an der Universität Erlangen wieder aufzunehmen.
1953 wurde Althaus zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften berufen.
Paul Althaus gilt als hervorragender Kenner der Theologie Martin Luthers, seine "Theologie Martin Luthers" gilt auch heute noch als Standardwerk.
[Bearbeiten] Schriften
- Althaus, Paul, Die Theologie Martin Luthers, Gütersloh, 1962.
- Althaus, Paul, Grundriß der Ethik, Erlangen 1931 (Frühere Aufl.u.d.T.: Althaus, Paul: Leitsätze).
- Althaus, Paul , Obrigkeit und Führertum. Wandlungen des evangelischen Staatsethos in Deutschland. Gütersloh, 1936.
- Althaus, Paul, Vom Sterben und vom Leben.Gütersloh, 1950 (Frühere Aufl.u.d.T.: Althaus, Paul: Der Christenglaube und das Sterben).
- Althaus, Paul, Der Christenglaube und das Sterben. Gütersloh 1941.
[Bearbeiten] Literatur
- Ericksen, Robert P., Theologians under Hitler, New Haven and London: Yale University Press, 1985.
- Meiser, Martin, Paul Althaus als Neutestamentler. Eine Untersuchung der Werke, Briefe, unveröffentlichten Manuskripte und Randbemerkungen, Calwer Theologische Monographien A 15, Stuttgart 1993.
- Potzel, Dieter (Hrsg.), Zeitschrift "Der Theologe", Ausgabe Nr. 4: Die evangelische Kirche und der Holocaust, Wertheim 1999. Im Internet unter http://www.theologe.de/theologe4.htm.
[Bearbeiten] Zitat
Zitat aus dem Erlanger Gutachten zum Arierparagraphen: „Sie (die Kirche) weiß sich selbst in der gegenwärtigen Lage zu neuer Bestimmung auf ihre Aufgabe, Volkskirche der Deutschen zu sein, gerufen. Dazu gehört, daß sie heute ihren Grundsatz von der völkischen Verbundenheit der Amtsträger mit ihrer Gemeinde bewusst neu geltend macht und ihn auch auf die Christen jüdischer Abstammung anwendet. Für die Stellung der Kirche im Volksleben und für die Erfüllung ihrer Aufgabe würde in der jetzigen Lage die Besetzung ihrer Ämter mit Judenstämmigen im allgemeinen eine schwere Belastung und Hemmung bedeuten. Die Kirche muß daher die Zurückhaltung ihrer Judenchristen von den Ämtern fordern.“
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Paul Althaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
Personendaten | |
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NAME | Althaus, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | protestantischer Theologe (Lutherischer Dogmatiker) |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1888 |
GEBURTSORT | Obershagen bei Celle |
STERBEDATUM | 18. Mai 1966 |
STERBEORT | Erlangen |