Purpur (Farbstoff)
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Den oder das Purpur (althochdeutsch [weiblich] purpur[a] aus lateinisch purpura, dies entlehnt aus griechisch πορφυρά, porphyrá, Farbstoff von Schalentieren) nennt man den aus der im Mittelmeer lebenden Purpurschnecke (Murex trunculus) gewonnenen, leuchtstarken dem Indigo chemisch eng verwandten Farbstoff 6,6'-Dibromindigo, dessen Farbe zwischen altrosa, rot, violett und blau liegt.
Der Herstellungsprozeß wird durch Plinius (Nat. Hist. 9 und Aristoteles (Hist. an, V) beschrieben. Danach wird Purpur aus einer schwach gelben Flüssigkeit hergestellt, die sich in der Hypobranchialdrüse der Schnecke findet. Die Substanzmenge pro Tier ist dabei so gering, dass zur Herstellung von einem Gramm reinen Purpurs ungefähr 8000 Schnecken erforderlich sind. Die Drüsen der Tiere wurden herausgeschnitten und anschließend für einige Tage in Salz gelagert, danach wurden sie solange in Urin gekocht, bis nur noch ein Sechzehntel der Masse verblieb. Der zu färbende Stoff konnte dann hinein getaucht werden. Nach der Entnahme musste der Stoff während des Trocknens dem Licht ausgesetzt werden, damit die schwachgelbliche Ursprungsfarbe mittels einer Enzymreaktion in den gewünschten Rotton umschlug.
Die Entdeckung der Methoden zur Purpurherstellung, die Purpurküpe, geht auf die Phönizier zurück. Im alten Rom war der Farbstoff dem Kaiser (dessen ganze Toga damit gefärbt war) und den Senatoren (die einen purpurnen Streifen an ihrer Kleidung tragen durften) vorbehalten. Es gab Gilden (collegia oder familiae) der Purpuraii, in deren Hand die Produktion von Purpurtstoff lag. Livius beschreibt den Geruch des rohen Farbstoffes als anstößig, und seine Farbe als die der stürmischen See ähnlich.
Die Farbe war auch Statussymbol für die deutschen Kaiser und ab 1468 war sie die offizielle Farbe der katholischen Kardinäle. Bemerkenswerterweise wurden die Gewänder allerdings meist mit Koschenille als Ersatz für den originalen Purpur gefärbt.
Heutzutage ist der teure Originalfarbstoff nur noch sehr selten im Einsatz, meist für religiöse Zwecke, z.B. zur Färbung von Gewändern für das jüdische Oberrabbinat, oder bei der Restaurierung von ursprünglich mit Purpur gefärbten Stoffen. Bis heute ist der Farbstoff noch immer der teuerste: Die Firma Kremer Pigmente bietet ihn an zu einem Preis von 2050 Euro pro Gramm.
Der Meeresbiologe Félix Joseph Henri de Lacaze-Duthiers fand 1858, dass drei Mollusken im Mittelmeer purpur-blaue Farbstoffe produzieren. Eine, Murex trunculus, wurde von ihm als die Quelle des blauen Purpurs in der Bibel (2. Mose 26) bestimmt. In seinem Buch Mémoire sur le pourpre (Paris 1859) behandelte er die antike Purpurfärberei. Auch die Muschel Purpura Lapillus, die im Atlantik vorkommt, liefert den Farbstoff.
[Bearbeiten] Literatur
- Roland R. Melzer, Peter Brandhuber, Timo Zimmermann, Ulrich Smola: Farben aus dem Meer: Der Purpur. Biologie in unserer Zeit 31(1), S. 30 - 39 (2001), ISSN 0045-205X
- John Edmonds, The mystery of imperial purple dye (Little Chalfont 2000).
- Félix Joseph Henri de Lacaze-Duthiers, Mémoire sur le pourpre (Paris 1859)