Reichtum
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Das Wort Reichtum bezieht sich auf die Verfügbarkeit von Gütern, welche das Leben bereichern (die neuerdings eher quantitativ bezogen wird), auf Geld und Eigentum. Das entsprechende Adjektiv lautet reich. Reichtum bezeichnet den Überfluss an Wertsachen, aber auch die Tatsache des Besitzes von materiellen Gegenständen. Gesellschaftlich gesehen erfordert Reichtum die allgemein akzeptierte Übereinkunft, dass Dinge, Land oder Geld jemandem gehören und dass dieses Eigentum geschützt wird. Das Verständnis von Reichtum unterscheidet sich in verschiedenen Gesellschaften.
Das Gegenteil von Reichtum ist die Armut.
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[Bearbeiten] Reichtum in Deutschland
Deutschland ist - gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) - im weltweiten Vergleich ein sehr reiches Land. Zwischen 1960 und 2003 hat sich das inflationsbereinigte BIP rund verdreifacht. Allein zwischen 1991 und 2001 wuchs es um knapp 16 Prozent von 1710 Milliarden Euro auf 1980 Milliarden Euro. Das Geldvermögen, das Privatleute besitzen, stieg in diesen zehn Jahren um rund 80 Prozent, von 2,0 Billionen Euro 1991 auf 3,6 Billionen Euro 2001.
Als Indikator für Wohlstand und Reichtum ist Vermögen eher noch wichtiger als das Einkommen. Vermögen kann als Sicherheit dienen und zeitlich begrenzte Einkommensausfälle ausgleichen. Die Vermögen, besonders die Geldvermögen, sind allerdings sehr ungleich verteilt. Während im Jahr 2003 die unteren 50 Prozent aller Haushalte zusammen 3,8 Prozent des Gesamtvermögens besaß, verfügten die oberen zehn Prozent der Haushalte über 46,8 Prozent des privaten Vermögens in Deutschland. 1998 lag dieses Verhältnis noch bei 3,9 zu 44,4 Prozent.[1]
Im Gegensatz zum Vermögen (insgesamt) bietet das Geldvermögen hinsichtlich der Erhebung und Bewertung sowohl auf Deutschland bezogen als auch bezogen auf den einzelnen Bundesbürger den genauesten und verlässlichten Indikator für Reichtum bzw. Armut. Die Geldmenge in Deutschland wird sehr genau durch die Deutsche Bundesbank registriert und in ihren Monatsberichten veröffentlicht. Daraus lässt sich leicht die durchschnittliche Geldmenge pro Einwohner bzw. Haushalt errechnen. Letztere lag Ende 2006 bei ca. 23.485 € (im Sinne der Geldmenge M1 also im Sinne von umlaufendem Bargeld und Sichteinlagen). Da die aktuelle Geldmenge im Besitz eines einzelnen Haushalts gleich einem Pegel (Wasserstandsmessung) an einem Fluss das Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben widerspiegelt und da hohe Einkommen mit hohem Kapitalbesitz korrespondieren, ist der aktuelle Bestand an Bargeld und / oder Girokontoguthaben im Vergleich zum genannten Durchschnittswert immer auch ein Spiegel des persönlichen "Reichtums".
Relativer Reichtum wird bezogen auf das Durchschnittseinkommen. Demnach wären die Personen in einem relativen Sinne reich, deren Einkommen über 200 % des Durchschnitteinkommens (Nettoäquivalenzeinkommens) eines Landes liegt. Diese Grenze wurde von Ernst-Ulrich Huster vorgeschlagen. 1998 lebten dann in Deutschland 6,6 Prozent der Einkommensbezieher (1,9 Millionen Menschen) in reichen Haushalten, davon 0,1 Millionen in den neuen Bundesländern.[2]
Es besteht ein hohes West-Ost-Gefälle der Vermögensverteilung, wobei die Vermögenskonzentration in den neuen Bundesländern größer zu sein scheint als in den alten.
Den Gegensatz zum privaten Vermögensreichtum bildet die Überschuldung von knapp 2,8 Millionen Haushalten und die öffentliche Verschuldung (im September 2006: 1,523 Billionen Euro, siehe auch: Schuldenuhr vom Bund der Steuerzahler).
[Bearbeiten] Reichtum in Österreich
Das Privatvermögen in Österreich betrug im Jahr 2001 rund 581 Milliarden Euro. Die reichste in Österreich lebende Einzelperson war (verstorben am 5. Oktober 2006) mit 5,4 Milliarden Euro Friedrich Karl Flick. Der reichste gebürtige Österreicher ist Karl Wlaschek. Neben ihnen gibt es noch 350 Menschen in Österreich, die über 10,9 Millionen Euro zu ihrem Besitz zählen können und rund 28.000 Euro-Millionäre.
Spitzenverdiener finden sich in Österreich in den Bereichen Privatwirtschaft, Kunst oder auch dem professionell betriebenen Sport. Als Bestverdiener kann mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von ca. 10 Millionen Euro Siegfried Wolf, Vorstandsvorsitzender der Magna-Austria, ausgemacht werden.
Der statistisch durchschnittliche Österreicher verdient rund 18.750 Euro nach Abzug der Steuern pro Jahr und die statistisch durchschnittliche Österreicherin rund 12.270 Euro nach Abzug der Steuern pro Jahr. Dies sind Werte für unselbstständig Erwerbstätige ohne Lehrlinge aus dem Jahr 2003. (Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik 2003)
[Bearbeiten] Die sozialwissenschaftliche Sicht von Reichtum
Die Anthropologie und Soziologie beschreiben Gesellschaften auch über ihr Verständnis von Reichtum und über die Strukturen und Machtmittel, die sie einsetzt, um diesen Reichtum zu schützen. Sie können als evolutionärer Fortschritt angesehen werden. Auch kann der Reichtum an Prestige verleihenden Gütern anthropologisch als Grund des Fetischismus untersucht werden.
In Kulturen wie der christlich-protestantischen galt Reichtum lange Zeit auch als Nachweis für ein Gott wohlgefälliges und deshalb belohntes Leben, eine Position, die in Europa nicht mehr vertreten wird.
Darüber hinaus beobachtet die Sozialwissenschaft die Anhäufung von Reichtum unter dem Aspekt der Verteilung von Ressourcen und damit auch der Machtverteilung. Die moderne Elitesoziologie, insbesondere das Power Structure Research, betrachten die Reichtumsentwicklung sehr kritisch.
[Bearbeiten] Zitat
„Reichtum ist die Armut an Bedürfnissen“
[Bearbeiten] Siehe auch
- Armut
- Forbes Liste der reichsten Männer der Welt
- Liste der reichsten Deutschen
- Einkommensverteilung, Lorenzkurve
- Zins
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ |Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. S. 24. Entwurf (Fassung für Ressortabstimmung und Beteiligung von Verbänden und Wissenschaft). 14. Dezember 2004
- ↑ Gibt es überhaupt Armut und Reichtum? Zum gesellschaftlichen Umgang mit Definitions- und Methodenproblemen [1]
[Bearbeiten] Literatur
- Jared Diamond: Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften , Frankfurt 2006
- Hans Herbert von Arnim: Das Europa-Komplott. Wie EU-Funktionäre unsere Demokratie verscherbeln, München 2006
- Volker R. Berghahn u.a. (Hrsg.): Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert, Essen 2003
- Zdzislaw Burda u. a.: Wealth condensation in Pareto macroeconomies, in: Physical Review E, Bd. 65, 2002
- Davide Dukcevich: Americas Richest Politicians, in: Forbes Magazine, October 29, 2002
- Jörg Huffschmid: Die Politik des Kapitals. 4. Aufl., Frankfurt: Suhrkamp 1971
- Jörg Huffschmid: Wem gehört Europa?, 2 Bde., Heilbronn 1994
- Dieter Klein: Milliardäre – Kassenleere. Rätselhafter Verbleib des anschwellenden Reichtums, Berlin 2006
- F. Lundberg: Die Reichen und die Superreichen. Macht und Allmacht des Geldes, Hamburg 1969
- Loretta Napoleoni: Modern Jihad. Tracing the Dollars Behind the Terror Networks, London 2003
- Kevin Phillips: Die amerikanische Geldaristokratie, Frankfurt/M., New York 2003
- Wolfram Pfreundschuh: Der Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft, München: Kulturwissenschaftlicher Verlag, 2. Aufl., 1979
- Thorstein Veblen: Theorie der feinen Leute, Frankfurt 1997
- Ulrich Viehöver: Die EinflussReichen. Henkel, Otto und Co – Wer in Deutschland Geld und Macht hat, Frankfurt/M. 2006
- Wolfgang Zapf: Wandlungen der deutschen Elite, München 1966
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Reichtum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Armuts- und Reichtumsberichte der deutschen Bundesregierung
- Artikelserie zu Armut und Reichtum in der Marktwirtschaft - und verbreiteten Illusionen darüber
- Arbeitsmaterial der Werkstatt Ökonomie zu "Reichtum und Armut" (PDF-Datei 273 KB)
- "Beschäftigung", "Globalisierung", "Standort"...: Arbeit und Reichtum - wie hängt das zusammen? (Online-Artikel)
- Merrill Lynch / Cap Gemini Ernst & Young (2000): German Wealth Report 2000, [2] (PDF-Datei 791 KB)
- Merrill Lynch / Cap Gemini Ernst & Young (2003): World Wealth Report 2003, [3] (PDF-Datei 541 KB)
- Merrill Lynch / Cap Gemini Ernst & Young (2004): World Wealth Report 2004, [4] (PDF-Datei 2895 KB)
- Eißel, Dieter (2004): Einkommens- und Vermögensentwicklung in Deutschland; erschienen in der Online-Zeitschrift Intervention; S.22 – 29, [5] (PDF-Datei 380 KB)
- Der Reichtum wächst, aber nicht für alle Ulrich Busch in Utopie Kreativ
- Armut und Reichtum in Deutschland - Ursachen und Folgen des Sozialstaatsumbaus Von Michael Klundt
- Fortgesetzt ungerechte Bildungs- und Einkommensverteilung in Deutschland von Jörg Meier in Forum Recht
- http://www.wem-gehoert-die-welt.de/03/index.htm
- Reicher als gedacht? Global Rich List - Percentile der Weltbevölkerung für bestimmte Jahreseinkommen
- Reichtum und Armut als Herausforderung für kirchliches Handeln (296 S. Okt. 2002, 1222KB PDF-Datei)
- "Der Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft" (Wolfram Pfreundschuh 1976)
- Reichtum und Religion, eine mehrbändige Studie von Ulrich Enderwitz (1990-2005)
- Reichtum im Kulturkritischen Lexikon
- [6], "Reichtum" Das schönste Obdachlosenheim der Welt.