Rheinseitenkanal
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Der Rheinseitenkanal (französisch: Grand Canal d'Alsace) ist ein Schifffahrtskanal zwischen Weil am Rhein - Märkt und Breisach.
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[Bearbeiten] Geschichte
Im Versailler Vertrag erhielt Frankreich 1919 nicht nur die Rheingrenze, sondern in Artikel 358 [1] auch das Recht zur beliebigen Ableitung von Rheinwasser sowie zur Nutzung der Wasserkraft des Rheins im Grenzabschnitt. Dabei sollte die Hälfte des erzeugten Stroms Deutschland gutgeschrieben werden. In Ausnutzung dieser Vertragsklausel begann Frankreich, links des nun wieder französischen Abschnitts des Rheins zwischen Saint-Louis und Lauterbourg einen Kanal zu planen und zu realisieren, der nicht nur der Schifffahrt, sondern auch der Stromerzeugung diente. Zwecks Maximierung des Energiegewinns sollte praktisch die gesamte Wassermenge des Rheins durch den Kanal und die an ihm geplanten französischen Kraftwerke laufen. Im Grenzfluss sollte nur noch eine geringfügige Rest-Wassermenge verbleiben. 1928 wurde bei Basel mit dem Bau des Kanals begonnen (Wehr Märkt). Mit der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten unterbrochen. In den fünfziger Jahren wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen und bis nach Breisach fortgeführt. In Verhandlungen mit Frankreich erreichte die deutsche Regierung unter Adenauer, dass Frankreich für den Flussabschnitt nördlich von Breisach zugunsten einer "Schlingenlösung" auf die ursprüngliche Kanalkonzeption verzichtete: Im künftigen Bauabschnitt sollte das Wasser jeweils nur für die Länge einer Staustufe über französisches Territorium geführt und anschließend an das Wehr wieder in den Rhein zurückgeführt werden. Der Rhein wurde so im Abschnitt bis nach Straßburg mit mehreren durch Frankreich führenden Fluss-"Schlingen" versehen. Der politische Preis für die Zustimmung Frankreichs zur Schlingenlösung und somit zum Verzicht auf einen eigentlichen Kanal war die deutsche Zustimmung zur Mosel-Kanalisation.
Der Kanal wurde 1928 bis 1959 gebaut u.a. wegen der Isteiner Schwellen, die eine Gefahr für die Schifffahrt nach Basel darstellten.
[Bearbeiten] Wasserkraft
Der Rheinseitenkanal hat 4 Wasserkraftwerke (Kembs, Ottmarsheim, Fessenheim und Vogelgruen), die dem französischen Energiekonzern EDF gehören.
[Bearbeiten] Ökologie
Durch die Betonierung des Kanals wurde der Grundwasserspiegel so weit abgesenkt, dass sowohl auf der deutschen, wie auch auf der französischen Seite eine landwirtschaftliche Nutzung der Auen unmöglich wurde.
Aus diesem Grund wurde zwischen Breisach und Straßburg statt einem durchgezogenen Kanal die so genannte Schlingenlösung zur verbesserten Schifffahrt und Energiegewinnung umgesetzt.
Der Rheinseitenkanal beschleunigt den Wasserabfluss des Rheins, insbesondere bei Hochwasser, da sich der Rhein nun nicht mehr in die Auen ausdehnt, sondern im engen Kanalbett lediglich schneller fließt. Die Wehre an den Kraftwerken dienen nicht zur Rückhaltung von Hochwasser, sondern nur zur Erhaltung der Stauhöhe
des Kraftwerks. Der schnellere Wasserabfluss beseitigt zwar die Hochwassergefahr im Kanalabschnitt des Rheins, fördert aber das Zusammentreffen von Hochwasserspitzen des Rheins mit denen der Zuflüsse Neckar, Main und Mosel und bewirkt so eine Verschärfung der Hochwassergefahr am Mittel- und Niederrhein. Eine reduzierte Wasserableitung im Hochwasserfall scheitert am französischen Interesse einer maximalen Energieausnutzung gerade im Hochwasserfall. Erst seit einigen Jahren und erst ab einem Durchfluss von 4000 m³ pro Sekunde in Basel werden die Rheinseitenkraftwerke abgeschaltet und das gesamte Wasser durch das Rheinbett geleitet.
[Bearbeiten] Schlingenlösung
Der Schifffahrtsweg verläuft abwechselnd im Rhein und im Kanal, den Schlingen. An den Schlingen liegen Staustufen mit Kraftwerken und Schleusen. Im Altrhein wurden Kulturwehre gebaut, die dafür sorgen, dass immer genügend Wasser im Flussbett ist und damit ein weiteres Absinken des Grundwasserspiegels verhindert. Das Absinken des Grundwasserspiegels konnte durch die Schlingenlösung nur verringert werden. Als Problem blieb auch die Tiefenerosion des Flusses aufgrund seiner Verkürzung und des damit einhergehenden stärkeren Gefälles bestehen. Der Bau weiterer Staustufen bei Gambsheim und Iffezheim dient neben der Energiegewinnung der Vermeidung einer weiteren Sohlenerosion. Unterhalb der Staustufe Iffezheim wird die Sohlenerrosion mittels regelmäßiger Geschiebezugaben verhindert, bzw. reguliert.