Rocherath
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Rocherath bildet mit Krinkelt die Doppelortschaft Rocherath-Krinkelt, sie gehört zur Gemeinde Büllingen im Osten des Königreichs Belgien, nahe der Grenze zu Deutschland.
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[Bearbeiten] Lage
Rocherath (im Dialekt Róchert) liegt im belgischen Teil der Eifel, etwa 650 m über dem Meeresspiegel, unweit der deutschen Grenze - von Nordwesten bis Osten umgeben von großflächigen Waldgebieten. Ganz in der Nähe befinden sich neben Krinkelt (Krénkelt) die Dörfer Wirtzfeld, Mürringen und Büllingen, Höfen/Monschau und Hollerath/Hellenthal sowie der NATO-Truppenübungsplatz Lager Elsenborn. Teilweise befinden sich auf Rocherather Gebiet das Schwalmbachtal, auch Perlenbachtal genannt, und das Oleftal; beide Täler sind ausgewiesene Naturschutzgebiete. Im Frühjahr blühen hier die so genannten Narzissenwiesen.
[Bearbeiten] Verwaltung
In verwaltungsmäßiger Hinsicht ist Rocherath-Krinkelt Bestandteil
- der Gemeinde Büllingen
- des Gerichtsbezirks Eupen (Friedensgericht St.Vith)
- der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens
- der Provinz Lüttich
- der Wallonischen Region
[Bearbeiten] Geschichte
Rocherath bildet mit Krinkelt eine Doppelortschaft, deren Ursprünge wohl in Krinkelt liegen, das vermutlich im 8.-9. Jh. gegründet worden ist. Ab dem 12. Jh. siedelten einige Krinkelter sich in den nahen Wald neu an, vor allem, als Mitte des 14. Jh. die europaweite Pestepidemie auch die Nordeifel erreichte. Durch weitere Rodungen entstand bald ein neues Dorf, das den Namen Rocherath erhielt, wohl in Anlehnung an den Pestheiligen Rochus von Montpellier (†1327). Im Laufe der Jahre wuchsen die beiden "Zwillingsdörfer" bald zu einer Gemeinschaft von heute rund 920 Einwohnern zusammen.
Die Rocherather und Krinkelter mussten der Burg Bütgenbach Frondienste leisten, bis diese 1689 durch französische Truppen zerstört wurde. Als Bewohner des Hofes Büllingen gehörten sie weiterhin der Lehnsherrschaft Sankt Vith, die wiederum Teil des Herzogtums Luxemburg war (das ab 1482 den Habsburgern unterstand, die es ab 1555 von Spanien aus und ab 1713 von Österreich aus regierten) – bis 1794/95. Nach 20-jähriger Zugehörigkeit zu Frankreich (Ourthedepartement) wurde das hiesige Gebiet vom Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeschlagen (Regierung Aachen, Kreis Malmedy), das seinerseits 1871 Teil des deutschen Kaiserreiches wurde.
Nach dem I. Weltkrieg kam Rocherath-Krinkelt durch den Vertrag von Versailles 1920 gemeinsam mit Eupen-Malmedy als Reparation zum Königreich Belgien (Provinz Lüttich). Im II. Weltkrieg wurden die hiesigen Einwohner für über 4 Jahre wieder zu deutschen Staatsbürgern, mit allen Konsequenzen. Ab September 1944 nahmen die belgischen Behörden die Region wieder in Besitz, mussten aber bei Rückkehr der Front vom 18. Dezember 1944 bis zum 31. Januar 1945 (Ardennenoffensive) kurzfristig ausweichen. Es folgte ein hartes Jahrzehnt des Wiederaufbaus, bevor ein Anstieg des Wohlstands, ein starkes Vereinsleben und zweisprachige Ausbildungen die Weltoffenheit der hiesigen Bevölkerung nachhaltig prägten...
Auf lokaler Ebene wird Rocherath-Krinkelt vom Nachbarort Büllingen aus verwaltet - außer in den Jahren 1922-1940 und 1944-1976, als Rocherath mit Krinkelt und Wirtzfeld eine eigene Gemeinde bildete.
Aus kirchlicher Sicht war die hiesige Region seit den Anfängen Teil des Erzbistums Köln. Vor Ort bestand bereits ab dem 9. Jh. die Pfarre Büllingen, die von den Benediktinern der Abtei Stablo-Malmedy betreut wurde. Ab dem 15. Jh. unterhielt sie eigene Pfarrer. Seit 1803 bilden Rocherath und Krinkelt eine eigenständige Pfarre. Pfarrpatron ist der hl. Johannes der Täufer. Bis 1819 unterstand die neue Pfarre dem Bistum Lüttich, dann kam sie erneut zu Köln für rund 100 Jahre (Dekanat Malmedy ab 1827). Seit 1921 gehört sie wieder zu Lüttich (Dekanat Büllingen seit 1968).
[Bearbeiten] Bauwerke
Die 1704 erbaute Kapelle wurde 1907 durch ein großes Gotteshaus ersetzt, das im Winter 1944-45 zum Symbol der heftigen Frontkämpfe in und um Rocherath-Krinkelt werden sollte. An seine Stelle ist 1953-54 die heutige neoromanische Pfarrkirche errichtet worden.
[Bearbeiten] Literatur
Die sehr bewegte und bewegende Geschichte Rocherath-Krinkelts und seiner Bewohner wird in mehreren Büchern dokumentiert, u.a.:
- 1904 - Der fränkische Königshof Büllingen (Pfr. A. Ortmanns)
- 1986 - The Battle of the Twin Villages (William C.C. Cavanagh)
- 1990 - Altes Land an der Work. Der Königshof Büllingen im Rückspiegel der Zeit
- 1993-1996 - Leben und Feiern auf dem Lande. Die Bräuche der belgischen Eifel, 3 Bände (C. Lejeune), v.a. Bd. 3: Auf dem Weg in die Moderne
Zudem veröffentlichte die aus einer Autorengruppe hervorgegangene Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt verschiedene Werke über die Geschichte der Doppelortschaft:
- 1993 - Schicksalsgemeinschaft im Schatten des Dreiherrenwaldes. Einblicke in die Vergangenheit von Rocherath-Krinkelt, 290 S.
- 2003 - In ständigem Aufbruch. Pfarre Rocherath-Krinkelt 1803-2003, 380 S.
- 2006 - Historische Alltagsbilder. Kalender 2007, 32 S.
Kontakt: rocherath_krinkelt@web.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Geschichtlicher Überblick
- 2. US-ID in Rocherath-Krinkelt im Dez. 1944
- Kämpfe und Evakuierung 1944-45
- Homepage der Geschichtsgruppe Rocherath-Krinkelt
Fotos: