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Rotkehlchen - Wikipedia

Rotkehlchen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rotkehlchen
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeres)
Familie: Drosselvögel (Turdidae)
Gattung: Erithacus
Art: Rotkehlchen
Wissenschaftlicher Name
Erithacus rubecula
(Linnaeus, 1758)

Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) (englisch European robin, französisch rougegorge) ist eine Vogelart aus der Familie der Drosselvögel (Turdidae). Das Rotkehlchen war Vogel des Jahres 1992.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Aussehen

Die Stirn, Kehle und Brust des Rotkehlchens sind leuchtend orange gefärbt. Das Gefieder der Oberseite ist olivbraun. Die Augen sind schwarz. Die Geschlechter sind gleich gefärbt, und die Tiere sind wenig scheu. Die Jungtiere sind braun gefleckt und haben noch keine orange Färbung.

Rotkehlchen werden bis 14 cm lang und sind damit etwa so groß wie ein Sperling. Sie wiegen 10 bis 21,5 g.

[Bearbeiten] Verbreitung

Boreale, gemäßigte und mediterrane Zone der West-Holarktis (Europa, Kleinasien, Nordafrika und Mittelmeerinseln).

Als sogenannte Teilzieher ziehen Rotkehlchen, je nach Vorkommen und Wetterlage, im Winterhalbjahr über kurze und mittlere Strecken. In Mitteleuropa verhalten sich viele Exemplare allerdings das ganze Jahr über streng standorttreu.

[Bearbeiten] Lebensraum

Rotkehlchen leben in Wäldern, Gebüschen, Hecken, Parks, ländlichen Gebieten mit strauchiger Vegetation und Gärten von Meereshöhe bis zur oberen Waldgrenze.

[Bearbeiten] Nahrung

Die Nahrung besteht aus Würmern, Weichtieren, Insekten, Früchten und Sämereien, die am Boden gesucht werden.

Für die Insektenjagd sitzt das Rotkehlchen auf einem Ast bis zu sechs Metern über dem Boden. Wenn es ein Insekt entdeckt, fängt es die Beute und setzt sich sodann wieder auf einen Ast, auf dem es die Beute verzehrt. Rotkehlchen suchen ihre Nahrung aber auch am Boden. Sie bewegen sich dabei hüpfend fort und wenden am Boden liegende Blätter um. Dabei zeigen sie oft wenig Scheu vor Menschen, manchmal ist sogar zu beobachten, dass sie nach Insekten suchen, während jemand seinen Garten umgräbt. Durch das Umgraben werden Würmer und ähnliche Tiere nach oben befördert. Im Winter besteht die Nahrung eher aus Beeren und Samen, zur Brutzeit vornehmlich aus Würmern, Weichtieren und Insekten. Es wurden schon Rotkehlchen beobachtet, die erfolgreich Fisch gefangen haben.

[Bearbeiten] Brut

Rotkehlchen erreichen ihre Geschlechtsreife im 1. Lebensjahr.

Das Nest wird fast nur vom Weibchen gebaut. Es ist napfförmig und wird meistens bodennah oder direkt auf dem Boden im Gestrüpp, zwischen Baumwurzeln oder in Felslöchern gebaut. Es sind aber ebenfalls Bruten in Baumhöhlungen und künstlichen Nisthilfen in einer Höhe von bis zu acht Metern nachgewiesen Als Unterlage für das Nest dienen häufig trockene Blätter; das eigentliche Nest besteht dann aus Pflanzenteilen, wie Moos, Halmen und feinen Wurzeln, und wird mit Tierhaaren und/oder Federn ausgepolstert.

Der Legebeginn fällt frühestens in die erste Märzhälfte, in Mitteleuropa aber meistens in den April. Es kann 2 bis 3 Bruten pro Jahr geben. Doch sind dritte Jahresbruten, bei denen es sich nicht um Nachgelege einer verloren gegangenen Brut handelt, eine seltene Ausnahme. Die Brutzeit zieht sich somit von Mitte März bis August hin. Das Gelege kann aus drei bis neun Eiern bestehen. Die Eier sind weißlich und rostbraun punktiert. Ausschließlich das Weibchen bebrütet die Eier. Nach normalerweise 12 bis 15 Tagen schlüpfen die Jungen. Nach nochmals 12 bis 15 Tagen werden diese bereits flügge.

Der Kuckuck legt seine Eier häufig in Rotkehlchen-Nester. Hauptsächliche Nesträuber sind Krähenvögel, vor allem Eichelhäher und Elstern, Mäuse, Ratten, Eichhörnchen, streunende Hauskatzen, Wiesel, Stein- und Baummarder, Dachse, Füchse, aber auch Waldkäuze und Bussarde. Allerdings nimmt das Rotkehlchen auch die handelsüblichen, relativ sicheren Nischenbrüternistkästen mit zwei ovalen Einfluglöchern (32 x 50 mm) an, wenn diese an Bäumen und Garten- oder Waldhäusern erschütterungsfrei angebracht sind. Im Gegensatz zu anderen Nischenbrüter-Arten (z.B. Bachstelze, Hausrotschwanz, Grauschnäpper) verwendet das Rotkehlchen für seine zweite Brut nicht noch einmal dasselbe Nest. Wird nach dem Ausfliegen der Jungen das alte Nest aus dem Nischenbrüternistkasten jedoch entfernt, baut es dann für die Zweitbrut oftmals erneut sein Nest hinein.

[Bearbeiten] Verhalten

[Bearbeiten] Versorgung der Jungen

Nachdem die Jungen flügge geworden sind, werden sie weiterhin versorgt. Die Versorgung kann dann vollständig vom Männchen übernommen werden. Dies geschieht dann, wenn das Weibchen sich um dem Bau des zweiten oder dritten Nests kümmert. Ansonsten können sich Weibchen und Männchen die Versorgung teilen.

[Bearbeiten] Revierverhalten

Rotkehlchen
Rotkehlchen

Das Revierverhalten der Rotkehlchen ist ausgeprägt. Zur Verteidigung des Reviers wird der Revierverteidigungsgesang angestimmt. Reicht das nicht aus, wird Aggressionsverhalten gegenüber dem Eindringling gezeigt. Dabei hebt der Verteidiger den Schwanz, breitet die Flügel aus und plustert sich auf. Wenn der Eindringling nur Nahrung sucht, sind Rotkehlchen aber relativ tolerant.

[Bearbeiten] Gesang

    Gesang in der Morgendämmerung ?/i

Der Gesang der Rotkehlchen ist sehr vielfältig. Die Motive werden auch immer wieder geändert. Vor allem die Männchen singen, besonders zwischen März und Mai. Es gibt aber keine Jahres- oder Tageszeit, zu der sie nicht singen. Normalerweise beginnen sie eine Stunde vor Sonnenaufgang und hören eine Stunde nach Sonnenuntergang auf.

Revieranzeigegesang 
Das Weibchen kann auch singen, aber es singt seltener und leiser. Meist singt das Männchen.
Revierverteidigungsgesang 
Wenn der Reviergesang alleine nicht reicht, um die Revierstreitigkeiten zu entscheiden, dann kann es auch dazu kommen, dass ein Rotkehlchen getötet wird.
Balzgesang
Gesang ohne speziellen Anlass
Gesang bei Störung 
Reihe von zik-Elementen
Schreckruf 
Triller
Bettelrufe 
Zwitschern
Fütterruf des Weibchens, wenn es in das Nest geht und keine Gefahr droht
Kontaktrufe 
dib, trietsch bei ziehenden Vögeln

[Bearbeiten] Balzverhalten

Die Balz besteht unter anderem aus dem Füttern des Weibchens durch das Männchen. In der Zeit des Nestbaus und der Eiablage fordert das Weibchen mit einem Ruf, vorgeneigter Haltung und zitternden Flügeln das Männchen zur Kopulation auf. In diesen etwa zehn Tagen kommt es dann mehrmals zur Begattung. Während das Weibchen brütet, wird es vom Männchen versorgt. Das Männchen kommt dafür in Nestnähe und ruft. Das Weibchen kommt dann zum Männchen und erhält seine Nahrung.

[Bearbeiten] Baden

Rotkehlchen baden täglich – selbst im Winter.

[Bearbeiten] Alter

Viele Rotkehlchen werden weniger als ein Jahr alt und auch das durchschnittliche Alter beträgt, unter Berücksichtigung der geringen Überlebensrate der Nestlinge, lediglich ein Jahr. Sie können aber bis zu zehn oder zwölf Jahre alt werden. Wenn sie das erste Jahr überstanden haben, erreichen die meisten ein Alter von drei bis vier Jahren.

[Bearbeiten] Feinde

[Bearbeiten] Sonstiges

Außerhalb der Brutzeit können Rotkehlchen dem Menschen gegenüber ungewöhnlich zutraulich werden und sich ihm bis auf wenige Zentimeter nähern. Forschungen ergaben, dass es sich dabei zumeist wohl um eine sogenannte Futterzahmheit handelt. Denn sofern der Mensch dem Rotkehlchen nicht direkt Futter darbietet, fällt auch durch seine Anwesenheit und Tätigkeit in der freien Natur oftmals Insektennahrung für den Kleinvogel ab; beispielsweise beim Umgraben, Laub-Harken, Gras-Schneiden oder Rasen-Mähen.

Dem Rotkehlchen wird das Überleben erschwert durch

  • die Verwendung von Gift, vor allem Insektiziden;
  • zu wenig Unterholz; die meisten Gärten sind für Rotkehlchen totes Gebiet. Es fehlen Gebüsch und Unterholz. Je naturnäher es im Garten zugeht, desto besser ist dies für die Rotkehlchen. Sie meiden pedantisch gepflegte (Schreber-)Gärten und Friedhöfe, in denen es keinen Wildwuchs gibt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans-Günther Bauer u. Peter Berthold: Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. Wiesbaden: Aula-Verlag 1996, S. 328f. (Rotkehlchen)
  • Einhard Bezzel: Das Rotkehlchen, beobachtet von Einhard Bezzel. Augsburg: Naturbuch Verlag 1992
  • Bodo Grajetzky: Das Rotkehlchen. Zeit- und Energiekonflikte – ein Kleinvogel findet Lösungen. Aula, Wiebelsheim 2000, ISBN 3-89104-584-0
  • Alexandra Röhl: Duette mit ihm. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1968, ISBN 3-7725-0564-3

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Rotkehlchen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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