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Satellitenorbit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Satelitenorbit ist die Erdumlaufbahn eines Satelliten. Dieser Artikel befasst sich mit der Flughöhe. Zur genauen Beschreibung der Flugbahn bedarf es weiterer Kenngrößen, die die Artikel Bahnelemente und Satellitenbahnelemente erklären.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Die meisten Raumflüge finden in niedrigen Bahnen (einige 100 km) um die Erde statt (z. B. Space-Shuttle-Missionen). Von besonderer Bedeutung ist auch die geostationäre Bahn in 35.800 km Höhe ohne Bahnneigung. Satelliten in diesem Orbit stehen relativ zur Erdoberfläche still, was insbesondere für Kommunikationssatelliten von Vorteil ist.

Entgegengesetzte Forderungen werden an Erdbeobachtungssatelliten oder Spionagesatelliten gestellt. Diese sollen nach Möglichkeit Orte auf der gesamten Erdoberfläche beobachten können, jeweils 10-15 min lang. Dies geht im erdnahen Raum nur bei polnahen Umlaufbahnen, wobei hier der Sonnensynchrone Orbit (SSO) genutzt wird und kein direkter Pol-zu-Pol-Orbit. Zweitens wird für diese Satelliten der konstante Sonnenwinkeleffekt des SSO genutzt, da dies die Auswertung und Klassifikation der gewonnenen Erdbeobachtungsdaten vereinfacht, da die Beleuchtungswinkel immer konstant sind und somit auch das Reflexionsverhalten der Oberflächen.

Abweichungen der Erde von der Kugelgestalt beeinflussen die Satellitenbahnen, weshalb die Orbits nur in erster Näherung kreisförmig sind.

[Bearbeiten] Arten von Satellitenorbits

[Bearbeiten] Low Earth Orbit (LEO)

[Bearbeiten] Sonnensynchroner Orbit (SSO)

  • Höhe: 700 - 1000 km
  • Besonderheiten: Durch die Abweichung der Erde von der Kugelform wirkt auf jede Satellitenbahn, die nicht genau im Äquator oder senkrecht dazu liegt, ein Drehmoment, das eine Präzessionsbewegung der Bahnebene um die Erdachse zur Folge hat. Bei Satellitenbahnen, die in die gleiche Richtung wie die Erdrotation verlaufen, wirkt die Präzessionsbewegung entgegengesetzt zur Erdrotation. Bei Bahnen entgegen der Erdrotation wirkt die Präzession in die gleiche Richtung wie die Erdrotation.

Bei einer bestimmten Inklination zwischen ca. 96° und 99° (u. a. abhängig von der Höhe des Orbits) beträgt die Präzession für Satelliten im LEO genau eine Umdrehung pro Jahr, so dass die Orientierung der Bahn gegenüber der Sonne immer gleich bleibt. Der Satellit passiert einen Punkt auf der Oberfläche immer zur selben Ortszeit, wodurch sich die gewonnenen Daten verschiedener Tage leichter vergleichen lassen, da sich das Reflexionsverhalten von Oberflächen mit dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen ändert. Eine genaue wissenschaftliche Klassifikation und ein Vergleich der Daten ist also nur dann möglich, wenn der Winkel Sonne-Erde-Satellit im Beobachtungszeitraum immer gleich ist, was durch den SSO erreicht wird. Bewegt sich der Satellit entlang der Dämmerungszone (Morgen- bzw. Abendstunde), lässt sich auf optischen Aufnahmen die Höhe von Objekten aus der Länge des Schattenwurfs ableiten. Wenn der Satellit zusätzlich die Erde so umkreist, dass er den Erdschatten nicht passiert, kann er ständig von Solarzellen mit Energie versorgt werden und benötigt keine Batterien, die jedoch für den Fall des Verlustes der Lagekontrolle und die Startphase an Bord sind.

[Bearbeiten] Medium Earth Orbit (MEO)

[Bearbeiten] Geotransfer Orbit (GTO)

siehe auch: GTO-Transferbahn
  • Höhe: 200-800 km Perigäum, 36000 km Apogäum
  • Besonderheiten: Übergangsorbit, um einen GEO zu erreichen (siehe auch Hohmann-Transfer). Das Perigäum wird in den meisten Fällen vom Satelliten selbst angehoben, indem im Apogäum ein Raketenmotor gezündet wird. Einige Raketen wie die russischen Proton und die amerikanischen Titan IIIC, Titan IV Centaur, Atlas V und Delta IV sind in der Lage, Satelliten direkt im geostationären Orbit auszusetzen.

[Bearbeiten] Geostationärer Orbit (GEO bzw. GSO)

siehe auch: Geosynchrone Umlaufbahn
  • Höhe: 35.786 km auf einer Kreisbahn über dem Äquator
  • Besonderheiten: Ein Satellit im GEO umrundet die Erde genauso schnell wie diese sich dreht - befindet sich also bezüglich eines Punktes auf der Erdoberfläche immer an derselben Position.
  • Wird genutzt für:

[Bearbeiten] Friedhofsorbit

siehe: Friedhofsorbit
  • z. B. Orbit ca. 300 km oberhalb der GEO-Orbits, auf den ausgediente Satelliten geschossen werden sollen.

[Bearbeiten] Highly Elliptical Orbit (HEO)

Siehe auch: Highly-Elliptical-Orbit-Satellit

  • Als Molnija-Orbit bezeichnet man eine HEO-Umlaufbahn mit einer Inklination ca. 60° und etwa 12 Stunden Umlaufzeit. Beispielsweise betragen die Inklination, Umlaufszeit, Perigäum und Apogäum für Satelliten der russischen Molnija-Baureihe: 63°, 718 Min, 450-600 km, 40'000 km (Apogäum über der Nordhalbkugel). Bei dieser Inklination sind die Periheldrehung und Schädigungen durch den Van-Allen-Strahlungsgürtel vernachlässigbar.

[Bearbeiten] Sonstige Umlaufbahnen

Sehr selten verwenden Satelliten auch Umlaufbahnen, die sich in dieses Schema nicht einordnen lassen. Zum Beispiel liefen die Vela zur Detektierung von Oberirdischen Kernwaffentests auf nur leicht elliptischen sehr hohen Umlaufbahnen zwischen ca. 101.000 und 112.000 km Höhe. Dieses ist zu hoch für eine MEO Bahn und zu wenig Elliptisch für eine HEO Bahn.


[Bearbeiten] Überblick der Umlaufbahnen

Orbit GEO MEO LEO
Höhe in km: ~36.000 6.000 - 12.000 200 - 3.000
Umlaufzeit in Stunden: 24 5 - 12 1 - 5
Empfangsfenster für Funk: immer 2 - 4 Stunden unter 15 Minuten
zur globalen Versorgung notwendige Anzahl an Kommunikationssatelliten: 3 (Polargebiet aber nicht abdeckbar) 10 - 12 50 - 70

[Bearbeiten] Umlaufzeit

Umlaufgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Bahnhöhe (Clarke 1945).
Umlaufgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Bahnhöhe (Clarke 1945).

Die Umlaufzeit eines Orbits berechnet sich zu

U = \sqrt{\frac{4 \pi^2 a^3}{G \left(M_1 + M_2\right)}}

mit

Mit einem angenommenen Erdradius von 6371 km, einer Erdmasse 5,974 · 1024 kg und der Gravitationskonstante 6,6742 · 10-11 m3kg-1s-2, sowie einer gegenüber der Erdmasse vernachlässigbaren Satellitenmasse kann die Umlaufzeit aus der Bahnhöhe h über der Erdoberfläche wie folgt berechnet werden:

U = 166\cdot10^{-6}\text{min}\cdot \sqrt{\left(\frac{h}{1\text{km}}+6371\right)^3}

Zu beachten ist, dass die Umlaufzeit unabhängig von der Exzentrizität und damit von der kleinen Halbachse der Bahn ist. Alle ellipsenförmigen Umlaufbahnen mit der gleichen großen Halbachse benötigen die gleiche Umlaufzeit.

[Bearbeiten] Lebensdauer

Satellitenverweilzeiten in Abh. von der Bahnhöhe
Satellitenverweilzeiten in Abh. von der Bahnhöhe

Niedrigfliegende Satelliten verweilen nur kurz auf ihrer Umlaufbahn um die Erde. Die Reibung mit der Atmosphäre bremst sie ab und sie stürzen auf die Erde. Bei einer Flughöhe von 200 km umkreisen sie die Erde nur wenige Tage. Die Internationale Raumstation ISS umkreist die Erde in einem Abstand von ca. 400 km. Ohne Bahnkorrekturen würde auch sie in wenigen Jahren verglühen. Ab einer Höhe von 800 km verbleiben Satelliten mehr als 10 Jahre im All, hochfliegende Satelliten praktisch für immer. Außer Dienst gestellt tragen sie erheblich zum Weltraummüll bei. Das Diagramm veranschaulicht die Verweilzeiten. Je höher die Sonnenaktivität, desto weiter dehnt sich die Atmosphäre aus, desto größer ist ihr Einfluss auf höhere Bahnen. Auch die Satellitengeometrie beeinflusst die Reibung. Je kleiner die Masse und je größer der Strömungsquerschnitt und die Geschwindigkeit relativ zur Atmosphäre (ballistischer Koeffizient), desto größer ist die Reibung, damit die Geschwindigkeitsabnahme und damit die Abnahme der Bahnhöhe.

[Bearbeiten] Weblinks

Umlaufbahnen deutsch

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