Schütting
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Der Schütting ist das Haus der Bremer Kaufmannschaft, ehemals Gilde- und Kosthaus der Kaufleute, seit 1849 der Sitz der Bremer Handelskammer.
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[Bearbeiten] Geschichte
An Stelle eines 1444 erworbenen Hauses ließen die Bremer Kaufleute 1537/38 einen Neubau im Stile des Historismus und der strengen, feingliedrigen Renaissance-Bauten Flanderns errichten. Der Treppengiebel an der Westseite und der 1565 durch einen bremischen Steinhauer geschaffene Ostgiebel sind noch erhalten. Das profilierte Gesims an der Marktseite wurde 1594 durch einen prächtigen Schiffsgiebel ergänzt. Im 18. Jh. wurde die Marktfront mehrfach verändert, 1818 der ursprünglich an der linken Gebäudefront befindliche Eingang durch ein Portal in der Mitte ersetzt und bei einer erneuten Verschönerung der Vorderfront 1895/99 erhielt das Prunkportal mit seiner zweiläufigen Freitreppe die plattdeutsche Inschrift: buten un binnen – wagen un winnen (draußen und drinnen – wagen und gewinnen). Dieser Spruch, das Motto der Bremer Kaufleute, wird dem Bremer Schriftsteller und Bürgermeisters Otto Gildemeister (1823-1902) zugeschrieben.
Der Schütting mit seinen prächtigen Innenräumen und der kostbaren Ausstattung brannte am 6. Oktober 1944 bis auf die Umfassungsmauern nieder. Der Wiederaufbau mit einer Außenfront in alter Form und einer neuen Gestaltung der Innenräume war 1956 abgeschlossen.
Seit 1451 gab es mit der Ordinantie vom 10. Januar 1451 eine Regelung des Umgangs der Bremer Kaufleute miteinander. Dies gilt als die Geburtsstunde der Bremer Handelskammer, die bis zum Jahre 1849 als "Collegium Seniorum" bezeichnet wurde. Seither hat die Handelskammer die Vertretung der Kaufmannschaft übernommen.
[Bearbeiten] Der Name Schütting
Das erste Haus der Kaufmannschaft war ein Bürgerhaus in der Langenstraße / Ecke Hakenstraße, das 1425 gekauft und 1444 wieder verkauft wurde. Mit dem Kauf des Gebäudes an der Südseite des Marktes wird 1444 erstmals der Name „Schütting“ erwähnt, für den mehrere Deutungen vorliegen:
- Im norwegischen Bergen bezeichnet Scoting ein Haus der Kaufleute, das im Winter Schutz und Wärme gewährt, im Niederdeutschen entspräche das dem Begriff „schütten, inschütten = schützen“.
- Mit dem Bau des Rathauses (1405) wurde das nach Süden abfallende Gelände bis zur Balge eingeebnet (niederd. „schüttinge = Abdämmung, Staudamm“). Die später zugeschüttete Balge, ein kleiner Kanal für die Binnenschiffahrt, verlief an der Rückseite des Schütting und südlich der Balge, zwischen Bredenstraße und Wachtstraße, befand sich ein Verbindungsweg, der schon 1477 „strate achter dem Schuttinge“ genannt wurde. Der Straßenname bezieht sich aber wohl auf das schon bestehende Haus Schütting.
- Eine profanere Deutung steht für ein Haus in dem das Geld für die Gilde „zusammengeschüttet“ wurde.
Auch in Oldenburg (Oldb) wurde 1605 ein städtischer Schütting errichtet. Noch heute gibt es dort die "Schüttingstraße".
[Bearbeiten] Präsidenten der Handelskammer
Albrecht Nikolaus Schütte 1849; Carl Engelbert Klugkist 1854; Johann Ludwig Ruyter 1855; Hermann von Fischer 1856, 1859, 1862; Johann Diedrich Köncke 1861; Hermann Henrich Meier 1863, 1872; Hermann Skröder Gerdes 1866; Chr. Herm. Noltenius 1867, 1870; Johann Friedrich Gustav Hurm 1868; Johann Theodor Arens 1869; Johannes Fritze 1871; Johann Heinrich Theodor Claussen 1873; Johann Abraham Albers 1874, 1877; Johann Eggers 1875; Franz Ernst Schütte 1876; Friedrich Reck 1878; August Georg Nebelthau 1879; Carl Friedrich Geyer 1880; Johann Christoph Achelis 1881; Christoph Hellwig Papendieck 1882; Rudolph Philip Tewes 1883; Johann Heinrich Gildemeister 1884; Theodor Gustav Hoffmann 1885; Louis Ed. Meyer 1886, 1894; Hermann Melchers 1887; Gustav Pagenstecher 1888; F. Theodor Lürman 1889; Dr. H.H. Meier jr. 1890, 1895; Hermann Segnitz 1891; Theodor Peter Friedrich Gruner 1892, 1896; Detmar H. Finke 1893; Lambert Leisewitz 1897; Caspar G. Kulenkampff 1898; Georg Plate 1899; Friedrich Ludwig Tilman Achelis 1900; Carl Wilhelm August Fritze 1901; Ludolph Ernst Bernhard Müller 1902; Friedrich August Gotthard Reck 1903; Johann Ludwig Schrage 1904; Philipp Cornelius Heineken 1905; Eduard Friedrich Georg Michaelsen 1906; Friedrich Ludwig Möller 1907; Everhard Carl Gruner 1908; Johann Carl Vietor 1909; Hermann Heinrich Graue 1910; Christian Heinrich Emil Wätjen 1911; Friedrich Adolph Segnitz 1912; Peter Ferdinand Lentz 1913; Alfred Lohmann 1914, 1915; Eduard Alfred Achelis 1916, 1927; Erich Fabarius 1917; Wilhelm Biedermann 1918; Dr. August Wilhelm Strube 1919; August Georg Nebelthau 1920; Gottfried Heinrich Koch 1921; Johannes Daniel Volkmann 1922; Carl Moritz Hoffmann 1923; Hermann Emil Otto Rodewald 1924; Friedrich Hermann Noltenius 1925; Johann Martin von Düring 1926; Arnold Erich Julius Petzet 1928; Caspar Ludwig Menke 1929; Ernst Conrad Kellner 1930; Christian Friedrich Georg Carl Lahusen 1931; Gustav Scipio 1931-1933; A. Held 1933-1945; Martin Heinrich Wilkens 1945-1951; Dr. Fritz Rangen 1952-1955; Eduard Schilling 1956-1957; Robert Kabelac 1958-1959; Richard Bertram 1960-1961; Werner Kulenkampff 1962-1963; Eduard Nebelthau 1964-1965; Walther J. Jacobs 1966-1967; Werner Vinnen 1968-1969; Nic. H. Schilling 1970-1971; Herbert Waldthausen 1972-1973; Peter Otto Engisch 1974-1976; Carl Rudolf Erling 1977-1979; Dr. Horst Willner 1980-1985; Friedo Berninghausen 1986-1988; Dieter Harald Berghöfer 1989-1991; Josef Hattig 1992-1997; Bernd Hockemeyer 1997-2000; Dr. Dirk Plump 2001-2004; Dr. Patrick Wendisch 2004-2007; Lutz H. Peper seit 2007
[Bearbeiten] Lage und Nutzung
In Bremens „Guter Stube“, dem Marktplatz mit den historischen Gebäuden, liegt an der Südseite der Schütting, direkt gegenüber dem Bremer Rathaus und dem Roland. An der Westseite führt die Böttcherstraße vorbei, an der Ostseite sind es nur wenige Meter zur Tabakbörse.
Der Schütting ist noch heute das Haus der Bremer Kaufmannschaft und Sitz der Handelskammer Bremen. Im Untergeschoss hat der traditionsreiche Club zu Bremen seine Räume, er ist hervorgegangen aus der Gesellschaft Museum.
Koordinaten: 53° 04' 32" N, 8° 48' 24" O
[Bearbeiten] Literatur
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, 2003, ISBN 3-86108-693-X
- Lydia Niehoff: 550 Jahre - Tradition der Unabhängigkeit, Chronik der Handelskammer Bremen, Schünemann Bremen, 2001, ISBN 3-7961-1827-5