Schlütersteg
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Schlütersteg war eine Fußgängerbrücke über die Spree in direkter südwestlicher Nachbarschaft zum Bahnhof Berlin Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Er verband den Schiffbauerdamm am Nordufer mit der Neustädtischen Kirchstraße am Südufer. Die Brücke wurde nach einem Entwurf von Otto Stahn im Jahre 1890 fertiggestellt und nach dem Bildhauer und Architekten Andreas Schlüter benannt. Anlass zum Bau der Brücke war die am 3. Mai 1886 eröffnete Markthalle IV an der Dorotheenstraße, die neben den Bewohnern der Dorotheenstadt auch diejenigen der Friedrich-Wilhelm-Stadt mit Lebensmitteln versorgte. Die neue Brücke ersparte den Markthallenbesuchern aus der Friedrich-Wilhelmstadt den Umweg über die Weidendammer Brücke oder die Marschallbrücke.
Die mit Holzbohlen belegte 4 Meter breite Gehbahn maß 50 Meter in der Länge und stieg von den Brückenenden gegen die Mitte leicht an, was eine Durchfahrtshöhe von 5 Metern ermöglichte. Sie hing in einer schmiedeeisernen Linsenträger-Fachwerkkonstruktion (wegen seiner Form auch Fischbauchträger genannt), die ihrerseits an beiden Ufern auf Pfeilerpaaren in 4 Metern Höhe gelagert war. Elf Querträger, der mittlere von 6,35 Meter Höhe, versteiften die aus Flach- und Winkeleisen genietete Konstruktion. Schmiedeeisernes Rankenwerk in Formen des Neobarock schmückte das Brückengeländer und die Bekrönung im Durchgang zwischen diesen portalartigen, mit bayrischem Granit verkleideten Pfeilern. Auf der Straßenseite hing je auf der Höhe der Auflager eine geschmiedete Laterne an den Pfeilern und kandelaberartige schmiedeeiserne Aufbauten betonten ihre Spitzen. Während am Südufer die Brücke direkt an das Straßenniveau anschloss überwand am Nordufer eine Treppe mit sieben Stufen den Höhenunterschied zum Schiffbauerdamm. Das nördliche Pfeilerpaar erhielt wegen der unterschiedlichen Höhe der Ufer einen zusätzlichen Sockel aus nur roh behauenen Buckelquadern.
Der Hauptträger wurde am südlichen Ufer vormontiert und mit Hilfe eines Prahms in Position gebracht. Auf diese Weise wurde die Behinderung der Schifffahrt auf ein Minimum reduziert. Der starke Schiffsverkehr in diesem Bereich der Spree bedingte auch einen Verzicht auf Zwischenpfeiler.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke 1945 zerstört und ihre den Schiffsverkehr behindernden Überreste beseitigt. Eine neu an der benachbarten Eisenbahnbrücke angefügte Brücke für Fußgänger ersetzt den nicht wiederaufgebauten Schlütersteg. Heute ist als einziger Überrest am südlichen Ufer noch das Fundament der Pfeiler auszumachen.
[Bearbeiten] Literatur
- Eberhard Heinze, Eckhard Thiemann, Laurenz Demps: Berlin und seine Brücken, Transpress Verlag, Berlin 1987, S. 90, ISBN 3344001051
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Schlütersteg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 52° 31' 12" N, 13° 23' 6" O