Weidendammer Brücke
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Die Weidendammer Brücke führt seit dem 17. Jahrhundert in Berlin die Friedrichstraße über die Spree und spielt an diesem zentralen Ort auch mehrfach eine Rolle in der Literatur.
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[Bearbeiten] Baugeschichte
[Bearbeiten] 1685–1824
1685 wird die „Neustädtische Brücke“ oder „Dorotheenstädtische Brücke“ in Form einer hölzernen Zugbrücke gebaut. Sie führt die damalige „Querstraße“ (die heutige Friedrichstraße) weiter über die Spree in die Spandauer Vorstadt und verbindet damit die beiden Ländereien der Kurfürstin Dorothea. Außerdem wird die Neustadt nun auch gut von Norden her erreichbar und die beiden französischen Kolonien (der Hugenotten) sind direkt verknüpft. Später ist auch von der „Spandauischen Brücke“ die Rede.
[Bearbeiten] 1824–1895
Im Zusammenhang mit der Erschließung des Bereichs nordwestlich dieser Brücke unter dem Namen Friedrich-Wilhelm-Stadt 1822 werden die Marschallbrücke und das nunmehr als „Weidendammbrücke“ bezeichnete Bauwerk als leistungsstarke Verbindungen neu gebaut. Die neue, jetzt fünfbogige Weidendammer Brücke soll 1820 in England entworfen und hergestellt worden sein. 1824–1826 wird sie als eine der ersten gusseisernen Brücken in Mitteleuropa über die Spree geführt.
Wie bei allen Spreebrücken der Zeit war der Mittelbereich klappbar, damit sie auch von Kähnen mit Besegelung passiert werden konnte, ohne dass der Mast umgelegt werden musste. Das war bei einer Länge von 55,5 Metern eine bedeutende Ingenieurleistung dieser modernen Konstruktion, denn die beiden Hälften konnten sich nicht wie bei einer durchlaufenden Ausführung gegeneinander abstützen, sondern mussten jeweils frei am Ufer hängend befestigt werden.
Während sich zunächst Fußgänger und Fahrzeuge zwei Fahrspuren teilten, reichte dies im betriebsamen Berlin der Kaiserzeit nicht mehr aus. 1880 wurden auf der Außenseite zwei Fußgängerbahnen aus Holz und Eisenplatten angesetzt.
In den 1890er Jahren wurde schließlich unmittelbar neben der eigentlichen Weidendammer Brücke kurzzeitig eine Behelfsbrücke für die (pferdebespannte) Straßenbahn gebaut; der Engpass war offensichtlich.
[Bearbeiten] 1895 bis heute
1895 wurde von Otto Stahn (1859–1930) eine Dreibogenbrücke errichtet, die im Prinzip noch heute steht. Allerdings wurde sie 1914 im Zusammenhang mit dem Tunnelbau der U-Bahn abgetragen und 1922 bis auf eine erneute Fahrbahnerweiterung optisch unverändert wiederhergestellt. Während der Bauzeit wird der Verkehr über eine spreeabwärts befindliche Notbrücke umgeleitet; dabei handelte es sich vermutlich um die bisherige Straßenbahn-Behelfsbrücke.
Als Geländer wurde die Weidendammer Brücke mit schmiedeeisernen Ziergittern versehen. Beidseitig in deren Mitte sind darin überlebensgroße Adler in der Gestaltung des Preußischen Königshauses in Kunstschmiede-Arbeit eingefügt. Auf jeder Seite über den Brückenpfeilern sind von M. Fabian gestaltete Kandelaber in Form schlanker Gittermasten angebracht.
Die Brücke steht heute unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Reisen einer Brücke
Die Version 1824–1895 wurde in den Norden Berlins verkauft und mehrfach umgesetzt (und dabei jeweils etwas verkürzt).
Die Gemeinde Liepe bei Oderberg kaufte die Teile und schlug sie über den Finowkanal. Dabei handelte es sich vermutlich nur um die angesetzten Fußgängerbrücken und die beiden spätklassizistischen Geländer. Im Zuge einer Vergrößerung des Kanals wurde sie aber 1910/12 durch die hölzerne Hohenzollern-Kanalbrücke ersetzt, die dann im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
1913 kamen die Reste der alten Friedrichstraßenbrücke nach Finow (heute zu Eberswalde). Die inneren drei Bögen wurden als Treidelpfad-Brücke über den Fabrikteich des Messingwerks bei Heegermühle geführt. Die Brückengeländer wurden dabei durch eine schlichte Konstruktion ersetzt.
Nunmehr als „Teufelsbrücke“ bekannt, sollte sie Mitte der 1980er Jahre wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Durch aufmerksame Bürger konnte dies verhindert werden. Sie wurde unter Denkmalschutz gestellt und notdürftig baulich gesichert. In diesem Zustand ist sie in den Oder-Havel Rad- und Wanderweg eingebunden.
[Bearbeiten] In der Literatur
- Eine Schlüsselszene wird im 6. bzw. 12. Kapitel beschrieben; „Pünktchen“, das kleine Mädchen aus reichem Haus, bettelt in zerrissener Kleidung auf der Weidendammer Brücke (also mitten im Amüsierviertel der 1920er Jahre) und verkauft Streichhölzer; auf der anderen Straßenseite verkauft ihr Freund Anton Schnürsenkel.
- Preußischer Ikarus – Wolf Biermann, der in der Nähe wohnte, thematisiert in diesem Gedicht den eisernen Preußischen Adler im Brückengeländer und bringt ihn mit seinem Leben in Verbindung. Ein auf der Brücke aufgenommenes Foto zeigt Biermann, wie ihm diese Adlerflügel aus den Schultern wachsen; es ist auch auf dem Einband des 1978 erschienenen gleichnamigen Gedichtbandes wiedergegeben.
- Theodor Fontane verlobte sich hier am 8. Dezember 1840 mit Emilie Rouanet-Kummer.
[Bearbeiten] Am Weidendamm
Die Straße liegt unmittelbar am Südufer der Spree neben der Weidendammer Brücke. Sie erhielt am 5. Januar 1839 diesen Namen, nachdem sie auf der gleichnamigen Uferbefestigung angelegt wurde. Seit 1730 bestand das Ufer an dieser Stelle aus den Trümmern des Turms der Petrikirche und Bauschutt aus der Umgebung. Als künstliche Bepflanzung wurden Weiden gewählt, welche im 19. Jahrhundert jedoch der Straße weichen mussten.[1]
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Wolfgang Bauer: Fontanes Verlobungsbrücke
[Bearbeiten] Quellen
Koordinaten: 52° 31' 20" N, 13° 23' 17" O