SD Hohentwiel
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Das österreichische Dampfschiff Hohentwiel ist ein Schaufelraddampfer (deshalb vor dem Namen der Kürzel SD) und die ehemalige Staatsyacht des Königs von Württemberg auf dem Bodensee. Dort ist sie heute das einzige noch betriebene Dampfschiff. Zugleich ist sie das älteste, immer noch verkehrende Personenschiff auf dem Bodensee. Es verkehrt im Charterbetrieb auf dem ganzen See. Die Hohentwiel liegt im österreichischen Hard bei Bregenz.
Die Hohentwiel lief 1913 in Friedrichshafen vom Stapel. 1962 wurde sie ausgemustert und zu einem Clubheim mit Restaurant umgebaut. Anfang der 1980er Jahre wurde sie vor der Verschrottung gerettet und 1988 war die Restaurierung beendet. Es hat aufgrund der recht erfolgreichen Renovierungsarbeiten eine Klassifikation des Germanischen Lloyds.
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[Bearbeiten] Technische Daten
- Der Dampfer hat einen beidseitigen Schaufelradantrieb.
- Länge über alles: 56,84 m
- Breite über alles: 13 m
- Tiefgang: 1,43 m
- Wasserverdrängung, Tonnage:
- leer: 313,8 t
- beladen: 365 t
- Tragkraft: 850 Personen
- Antriebsmaschine : Zweizylinder-, Heißdampf-, Verbund-, Niederdruck-Dampfmaschine (Originalmaschine) mit Ölbefeuerung
- Maschinenleistung: 950 PS
- Geschwindigkeit: 31,0 km/h
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Erste Inbetriebnahme
Die Hohentwiel wurde 1913 als letztes eigenes Dampfschiff der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn in Dienst gestellt.
Gebaut wurde die Hohentwiel wie der Großteil der Bodenseedampfschiffe von der Schweizerischen Werft Escher Wyss & Cie. in Zürich, die die Teile fertigte, die dann per Bahn nach Friedrichshafen transportiert, und auf der Werft zusammengebaut wurden. Das neue Dampfschiff wurde bald nach seiner Indienststellung im Obersee-Längsverkehr zwischen Konstanz und Bregenz eingesetzt.
Der 1914 beginnende Erste Weltkrieg hatte vorerst kaum Einfluss auf die Deutsche Bodenseeschifffahrt. Der Kursverkehr wurde zwar ausgedünnt, wurde aber bis Oktober 1919 aufrecht erhalten. Ab April 1920 konnte der gesamte Oberseekurs wieder befahren werden. Im gleichen Jahr wurden die Schiffe der einstigen württembergischen, badischen und bayrischen Länderbahnen von der Deutschen Reichsbahn übernommen.
[Bearbeiten] 1920 - 1955
In den zwanziger Jahren nahm der Personenverkehr rasch wieder zu und es kam zu einem Wandel weg von der Verkehrsflotte, hin zur Vergnügungsflotte. Nicht mehr die Berufspendler, Schüler oder der Güterverkehr beherrschten die Schifffahrt, sondern der Ausflugsverkehr von Feriengästen und Wochenendbesuchern. Dazu wurden Fahrgastschiffe mit immer größeren Fahrgastkapazitäten benötigt. Im Winter 1932/1933 wurde die Hohentwiel in der Bodan-Werft, Kressbronn umgebaut. Auf dem bisher für den Güterverkehr offenen Vorschiff wurde ein Salon aufgebaut. Auf dem Oberdeck entstand ein weiterer kleiner Salon, und das Steuerhaus kam ein Deck höher, wo eine breite Kommandobrücke hinzukam. Leider fiel diesem Umbau die Original-Einrichtung aus dem Jahr 1913, die vom Stuttgarter Künstler Bernhard Pankok entworfen worden war, zum Opfer.
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs war die Hohentwiel weiterhin uneingeschränkt im Kursverkehr eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie weiterhin auf den wenigen noch aufrechterhaltenen Schiffskursen ab Friedrichshafen eingesetzt. Die Bombennacht, bei der Friedrichshafen in Schutt und Asche versank, und mehrere Schiffe zerstört wurden, überstand die Hohentwiel, weil sie rechtzeitig vor dem Auslaufen zur Kursfahrt nach Friedrichshafen in Konstanz zurückgehalten werden konnte.
Am Ende des Krieges gab es nur noch ein Dampfschiff in Friedrichshafen, das DS Hohentwiel. Später wurde ein weiteres Dampfschiff, das SD Lindau, nach Friedrichshafen verlegt. Zu Beginn der 1950er Jahre nahm das DS Hohentwiel an den legendären Wettfahrten um das Blaue Band des Bodensees teil. Dabei erreichte das Schiff in den Jahren 1950 und 1954 hinter den favorisierten Schiffen Austria und Stadt Überlingen II jeweils den zweiten Platz.
[Bearbeiten] Clubheim, erfolgreiche Renovierung
Dann begann das Dampfersterben im Bodensee, das auch vor der Hohentwiel nicht Halt machte. 1960 noch als Ersatz für das ausgemusterte Schiff Stadt Meersburg nach Konstanz verlegt, wurde das DS Hohentwiel am 1. November 1962 ausgemustert, nachdem das neue MS München in Dienst gestellt worden war. Der Bregenzer Segelclub, der auf der Suche nach einem Clubheim war, kaufte die Hohentwiel und rettete sie so vor der drohenden Verschrottung. Als letztes Dampfschiff lag das Schiff lange 20 Jahre (1964 - 1984) als schwimmendes Clubheim dort im Segelhafen.
Im Jahr 1984 erwarb die Vereinigung Internationales Bodenseeschifffahrtsmuseum e.V. den in einem äußerst desolaten Zustand befindlichen Dampfer. Der Verein erreichte durch Spenden und den Einsatz zahlreicher Vereinsmitglieder und freiwilliger Helfer, die Hohentwiel wieder in den Zustand von 1913 zu versetzen, wobei modernste Technik und historisches Material vereint wurden.
[Bearbeiten] Heutiger Betrieb
Seit dem 17. Mai 1990 ist das Dampfschiff Hohentwiel, vom neuen Heimathafen Hard (Österreich) aus, wieder im Einsatz auf dem Bodensee.
Eigner des Dampfschiffes »Hohentwiel« ist der Verein “Internationales Bodensee-Schifffahrtsmuseum e.V.“ mit Sitz in Bregenz / Österreich. Der Betrieb des Schiffes liegt in den Händen der »Hohentwiel« Schiffahrtsgesellschaft m.b.H. mit Sitz in Hard, kurz HSG.
Bei zahlreichen Rund- und Ausflugsfahrten ab verschiedenen Häfen kann man heute die Fahrt mit dem letzten Schaufelraddampfer des Bodensees erleben.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Dampferfreunde Vierwaldstättersee
- Die weisse Flotte auf dem Bodensee
- Die weisse Flotte auf dem Zürichsee (ZSG)
[Bearbeiten] Weblinks
- Bilder und techn. Informationen (www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de)
[Bearbeiten] Literatur
- Reinhard E. Kloser, Karl F. Fritz: Das Dampfschiff Hohentwiel... wieder in Fahrt auf dem Bodensee. Verlag Stadler, Konstanz, 1992. ISBN 3-7977-0244-2 - Über die Renovierung von 198 - 200
- Reinhard E. Kloser, Gisela Auchter: Hohentwiel - Das königlich württembergische Dampfschiff. Verlag Stadler, Konstanz, 1996. ISBN 3-79770-345-7
- Hans G. Brunner-Schwer, Karl F. Fritz: Bodenseemagazin - Spezial - Die Geschichte der großen Bodensee-Schiffe. Bodensee Magazin Verlag GmbH, Labhard Verlag, Konstanz, 2000, ISBN 3-935169-00-0