Raddampfer
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Ein Raddampfer ist ein Schiff, welches von zwei seitlichen (Seitenraddampfer) oder einem sich am Heck befindenden Schaufelrad (Heckraddampfer) angetrieben wird. Das Schaufelrad wird von einem Verbrennungsmotor oder von einer Dampfmaschine angetrieben.
Raddampfer wurden hauptsächlich im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert gebaut, als die Dampfschifffahrt Stand der Technik im Schiffbau war. Die langsam laufenden Dampfmaschinen waren sehr gut zum Antrieb der bis zu mehreren Metern im Durchmesser großen Schaufelräder geeignet.
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[Bearbeiten] Schaufelrad
Ein Schaufelrad für den Schiffsantrieb hat eine Achswelle, an der mit zusätzlichen Haltevorrichtungen radial mehrere oder viele Platten bzw. „Schaufeln“ befestigt sind (klassische Form). Seitlich oder am Heck angebracht wird durch die fortlaufende Drehung der eintauchenden Schaufelblätter ein Vortrieb erzeugt.
Bei Schaufelrädern mit starr befestigten, radial ausgerichteten Schaufelplatten schlägt die eintauchende Schaufel je nach Lage der Achse über der Wasseroberfläche mehr oder weniger schräg auf dem Wasser auf, die austauchende Schaufel hat in umgekehrter Richtung die gleiche Position. Dies führt dazu, dass ein erheblicher Teil der Antriebsenergie neben dem Vortrieb nur dazu verwendet wird, Wasser sowohl nach unten als auch nach oben zu drücken.
William Stroudley (1833-1889) untersuchte daher 1880 in Brighton die Strömungsverhältnisse an Radschaufeln und entwickelte eine Schaufelanordnung mit Gelenken und einen Exzenterring, als "feathering wheel" bezeichnet. Abhängig von Eintauchtiefe, Wasser- bzw. Schiffsgeschwindigkeit, konnten die Schaufeleinstellungen während der Fahrt nachjustiert werden. Die exzentergesteuerten Radschaufeln tauchen annähernd senkrecht ins Wasser ein und werden in dieser Stellung durchs Wasser geführt. Diese Steuerung verbesserte den Wirkungsgrad der Schaufelräder wesentlich.
Bei beidseitiger Anordnung erfolgte auf Schiffen stets ein Synchronlauf beider Räder, ein getrennter Antrieb für eine eventuelle bessere Manövrierfähigkeit ist nicht bekannt.
[Bearbeiten] Geschichtliches
Der Einsatz von Schaufelrädern in der Schifffahrt ist zum ersten Mal beim römischen Ingenieur Vitruvius belegt, der in seinem Werk De architectura (X 9.5-7) ein Schaufelrad beschreibt, das als Schiffshodometer fungiert. Die anonyme römische Kriegsschrift De Rebus Bellicis aus dem späten 4. Jahrhundert enthält den Vorschlag eines Kriegsschiffes mit mehreren Schaufelrädern, angetrieben von Ochsen (Kapitel XVII). Nachweislich umgesetzt wurde diese Idee erstmals in China, als der Admiral Wang Zhen´e im Jahr 418 seine Flotte zur Bekämpfung der Piraten auf dem Yangtsekiang mit Schaufelrädern ausstattete (siehe Radpaddelflotte).
Obwohl der Wirkungsgrad eines Schaufelrades besser ist als der eines Propellers, wurde es vom Schrauben- oder Propellerantrieb aufgrund der besseren Manövrierfähigkeit und des geringeren Konstruktionsaufwandes verdrängt. Interessant in diesem Zusammenhang die Geschichte des Raddampfers Montreux, der auf dem Genfer See unterwegs ist: Dieses Schiff wurde im Jahr 2000 nach 40 Jahren von Diesel- auf Dampfbetrieb zurückgebaut; ihr Antrieb gilt als die erste elektronisch gesteuerte Dampfmaschine. Die Betriebskosten sollen sich in der Größenordnung eines modernen Dieselantriebs bewegen, dabei aber eine wesentlich geringere Umweltbelastung verursachen.
[Bearbeiten] Verbreitung
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In unzähligen Filmen sind die „typisch amerikanischen Raddampfer“ auf dem Mississippi River berühmt geworden, obwohl sie auch auf vielen anderen Flüssen unterwegs waren. Ihr flacher Rumpf und ihr großes Schaufelrad am Heck ermöglichten das Befahren von flachen Gewässern mit vielen Sandbänken.
In Europa haben sich vor allem Raddampfer mit 2 seitlichen etwa mittschiffs angebrachten Schaufelrädern durchgesetzt.
Auch heute gibt es noch Raddampfer auf einigen großen Flüssen und Seen in Europa. In Dresden z. B. ist die Sächsische Dampfschiffahrtsgesellschaft stationiert, mit 9 historischen Raddampfern die nach eigenen Angaben größte und älteste Raddampferflotte der Welt. Sie betreibt unter anderem die Diesbar, die von der ältesten noch im Einsatz befindlichen Dampfmaschine der Welt aus dem Jahr 1841 angetrieben wird.
Auf dem Vierwaldstättersee in der Schweiz verkehren bei der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees heute noch fünf nostalgische Raddampfer aus der Zeit der Jahrhundertwende 1900.
Raddampfer werden heute fast ausnahmslos für touristische Zwecke eingesetzt und erleben dort eine regelrechte Renaissance. Diese führt soweit, dass heute vereinzelt wieder Raddampfer gebaut werden, so zum Beispiel im Jahre 2002 die "RMS Herrsching" für die Ammerseeflotte. Nicht bei allen Neubauten dient das Schaufelrad tatsächlich zum Antrieb des Schiffes. Einige Schaufelräder drehen sich nur zur Dekoration, während das Schiff mittels eines modernen Dieselmotors und Propellern angetrieben wird.
[Bearbeiten] In Fahrt befindliche Raddampfer
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