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Solvay-Konferenz - Wikipedia

Solvay-Konferenz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 Walther Nernst, Initiator der Solvay-Konferenz
Walther Nernst, Initiator der Solvay-Konferenz

Solvay-Konferenzen ist der Name von internationalen Fachkonferenzen auf dem Gebiet der Physik. Die 23. und vorläufig letzte Solvay-Konferenz fand vom 1. bis 3. Dezember 2005 in Brüssel mit dem Thema Die Quantenstruktur von Raum und Zeit statt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Diese inzwischen als historisch zu bezeichnenden Konferenzen in Brüssel erhielten ihren Namen nach dem belgischen Großindustriellen Ernest Solvay (1838-1922). Walther Nernst war durch Vermittlung von Robert Goldschmidt 1910 mit Solvay in Kontakt gekommen und hatte ihn überzeugt, eine internationale Zusammenkunft der Physiker auf höchstem Niveau zu organisieren, um die fundamentalen Probleme der gegenwärtigen Physik zu diskutieren. Die erste Solvay-Konferenz (1911) vereinigte die Weltspitze der damaligen experimentierenden und theoretischen Physiker. Nernst hatte Solvay bei seinem persönlichen Treffen im Juli 1910 als Diskussionsthema die „Einführung der Quanten in die theoretische Physik“ vorgeschlagen und sich einen Monat zuvor mit Max Planck über das mögliche Thema der Konferenz besprochen. Max Planck war relativ skeptisch wegen des gewählten Themas, da er glaubte, dass die Bedeutung dieser Fragen noch zu ungenügend bekannt sei und dass sich ausser ihm wohl nur Albert Einstein, Hendrik Antoon Lorentz, Wilhelm Wien und Joseph Larmor ernsthaft für die vorgeschlagene Thematik interessierten. Der Nernst`sche Vorschlag wurde von Solvay akzeptiert und die erste von Solvay einberufene Einladung und Konferenz fand vom 30. Oktober bis zum 3. November 1911 im Hotel Metropol in Brüssel unter dem Thema „Die Theorie der Strahlung und der Quanten“ statt. Der neutrale Tagungsort Brüssel ebenso wie der hochintegre H. Lorentz als Tagungspräsident wurden auserkoren, um möglichen transnationalen Spannungen vorzubeugen. In einer kurzen Begrüssungsadresse sagte Walther Nernst: "...die fundamentalen und fruchtbaren Ideen von Planck und Einstein sollten uns als Grundlage unserer Diskussionen dienen, wir können sie modifizieren oder verbessern, aber wir können sie nicht ignorieren..."

Die Tagung wurde nicht zuletzt durch die ausführliche, weit verbreitete Publikation aller Vorträge und Ergebnisse (realisiert durch Maurice de Broglie und Paul Langevin) zu einem außerordentlichen Erfolg und historischen Ereignis. Der Erfolg der Konferenz veranlasste R. Goldschmidt unter Mithilfe von Lorentz, Solvay die Fortsetzung seines Mäzenatentums vorzuschlagen und ein auf 30 Jahre angelegtes „Internationales Institut für Physik und Chemie" zu gründen und periodisch erneute Solvay-Konferenzen nach dem Muster von 1911 zu organisieren.

Auf den folgenden Solvay-Konferenzen sollten stets nur eine beschränkte Zahl (Maximum 25) eingeladener höchstrangiger Physiker und Chemiker zu einer Art „Gipfelkonferenz“ zusammenkommen, um wichtige Themen zu diskutieren. Nach dem 1. Weltkrieg wurden die Konferenzen in dreijährigen Abständen in den Jahren 1921 bis 1933, und nach dem 2. Weltkrieg ab 1948 in Brüssel fortgesetzt.

[Bearbeiten] Überblick über die Konferenzen

  • Erste Solvay-Konferenz (1911), Thema Theorie der Strahlung und Quanten
  • Zweite Solvay-Konferenz (1913), Thema Die Struktur der Materie
  • Dritte Solvay-Konferenz (1921), Thema Atome und Elektronen
  • Vierte Solvay-Konferenz (1924), Thema Elektrische Leitfähigkeit der Metalle
  • Fünfte Solvay-Konferenz (1927), Thema Elektronen und Photonen
  • Sechste Solvay-Konferenz (1930), Thema Magnetismus
  • Siebte Solvay-Konferenz (1933), Thema Struktur des Atomkerns
  • Achte Solvay-Konferenz (1948), Thema Elementarteilchen
  • Neunte Solvay-Konferenz (1951), Thema Festkörper (L'état solide)
  • Zehnte Solvay-Konferenz (1954), Thema Elektronen in Metallen
  • Elfte Solvay-Konferenz (1958), Thema Struktur und Evolution des Universums
  • Zwölfte Solvay-Konferenz (1961), Thema Quantenfeldtheorie (La théorie quantique des champs)
  • Dreizehnte Solvay-Konferenz (1964), Thema The Structure and Evolution of Galaxies
  • Vierzehnte Solvay-Konferenz (1967), Thema Fundamental Problems in Elementary Particle Physics
  • Fünfzehnte Solvay-Konferenz (1970), Thema Symmetry Properties of Nuclei
  • Sechzehnte Solvay-Konferenz (1973), Thema Astrophysics and Gravitation
  • Siebzehnte Solvay-Konferenz (1978), Thema Order and Fluctuations in Equilibrium and Nonequilibrium Statistical Mechanics
  • Achtzehnte Solvay-Konferenz (1982), Thema Higher Energy Physics
  • Neunzehnte Solvay-Konferenz (1987), Thema Surface Science
  • Zwanzigste Solvay-Konferenz (1991), Thema Quantum Optics
  • 21. Solvay-Konferenz (1998), Thema Dynamical Systems and Irreversibility
  • 22. Solvay-Konferenz (2001), Thema The Physics of Communication
  • 23. Solvay-Konferenz (2005), Thema Die Quantenstruktur von Raum und Zeit

[Bearbeiten] Erste Solvay-Konferenz

Die erste Solvay-Konferenz mit dem Thema „Theorie der Strahlung und Quanten“ wurde von Hendrik A.Lorentz geleitet und befasste sich mit den unterschiedlichen Ansätzen der Klassischen Physik und der im Entstehen begriffenen Quantenphysik.

Erste Solvay-Konferenz 1911
Erste Solvay-Konferenz 1911
Teilnehmer der Konferenz (siehe nebenstehende Numerierung).
Teilnehmer der Konferenz (siehe nebenstehende Numerierung).

Das nebenstehende Foto zeigt die Teilnehmer der Konferenz:

  1. Walter Nernst
  2. Robert Goldschmidt
  3. Max Planck
  4. Léon Nicolas Brillouin
  5. Heinrich Rubens
  6. Ernest Solvay
  7. Arnold Sommerfeld
  8. Hendrik Antoon Lorentz
  9. Frederick Lindemann
  10. Maurice de Broglie
  11. Martin Knudsen
  12. Emil Warburg
  13. Jean-Baptiste Perrin
  14. Friedrich Hasenöhrl
  15. Georges Hostelet
  16. Edouard Herzen
  17. James Hopwood Jeans
  18. Wilhelm Wien
  19. Ernest Rutherford
  20. Marie Curie
  21. Henri Poincaré
  22. Heike Kamerlingh Onnes
  23. Albert Einstein
  24. Paul Langevin

[Bearbeiten] Dritte Solvay-Konferenz

Solvay-Konferenz 1921
Solvay-Konferenz 1921

Zu dieser Konferenz waren keine deutschen Wissenschaftler eingeladen, da die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und die deutsche Besetzung Belgiens noch zu kurz zurücklag. Dadurch waren einerseits die deutschen Wissenschaftler benachteiligt, andererseits litt aber auch die Qualität der Konferenz erheblich, da gerade an deutschen Universitäten wichtige Fortschritte auf dem Gebiet der modernen Physik (Quantentheorie, Relativitätstheorie) gemacht wurden.

Stehend (Von links nach rechts): William Lawrence Bragg, Wander Johannes de Haas, Charles Glover Barkla, Karl Manne Siegbahn, Brillouin

Sitzend (Von links nach rechts): Albert Abraham Michelson, Martin Knudsen, Jean-Baptiste Perrin, Brillouin, Paul Langevin, Ernest Solvay, Owen Willans Richardson, Hendrik Antoon Lorentz, Joseph Larmor, Ernest Rutherford, Heike Kamerlingh Onnes, Robert Andrews Millikan, Pieter Zeeman, Marie Curie, Maurice de Broglie

[Bearbeiten] Vierte Solvay-Konferenz

Solvay-Konferenz 1924
Solvay-Konferenz 1924

Teilnehmer der Konferenz waren:
Erste Reihe von links nach rechts: Ernest Rutherford, Marie Curie, Edwin Herbert Hall, Hendrik Antoon Lorentz, William Henry Bragg, M. Brillouin, Willem Hendrik Keesom, I. Van Aubel;
zweite Reihe von links nach rechts: Peter Debye, Abram Fjodorowitsch Ioffe, O. W. Richardson, W. Broniewski, W. Rosenhain, Paul Langevin, George de Hevesy;
darüber von links nach rechts: Léon Brillouin, Émile Henriot, Théophile de Donder, H.E.G. Bauer, Edouard Herzen, Auguste Piccard, Erwin Schrödinger, Percy Williams Bridgman, Jules-Émile Verschaffelt

[Bearbeiten] Fünfte Solvay-Konferenz

Auf der wahrscheinlich berühmtesten, der Fünften Solvay-Konferenz über Elektronen und Photonen wurde die neu formulierte Quanten-Theorie diskutiert mit den dominierenden Persönlichkeiten Albert Einstein und Niels Bohr (Einstein-Bohr-Debatte). 17 der 29 Anwesenden besaßen oder bekamen in der Folgezeit den Nobelpreis.

Fünfte Solvay-Konferenz 1927
Fünfte Solvay-Konferenz 1927
Die Teilnehmer der Konferenz (siehe nebenstehende Numerierung).
Die Teilnehmer der Konferenz (siehe nebenstehende Numerierung).

Teilnehmer der Konferenz waren:

  1. Peter Debye
  2. Irving Langmuir
  3. Martin Knudsen
  4. Auguste Piccard
  5. Max Planck
  6. William Lawrence Bragg
  7. Émile Henriot
  8. Paul Ehrenfest
  9. Marie Curie
  10. Hendrik Anthony Kramers
  11. Edouard Herzen
  12. Hendrik Antoon Lorentz
  13. Théophile de Donder
  14. Paul Adrien Maurice Dirac
  15. Albert Einstein
  16. Erwin Schrödinger
  17. Arthur Holly Compton
  18. Jules-Émile Verschaffelt
  19. Paul Langevin
  20. Louis-Victor de Broglie
  21. Charles-Eugène Guye
  22. Wolfgang Pauli
  23. Werner Heisenberg
  24. Max Born
  25. Charles Thomson Rees Wilson
  26. Ralph Howard Fowler
  27. Léon Brillouin
  28. Niels Bohr
  29. Owen Willans Richardson

[Bearbeiten] Sechste Solvay-Konferenz

Sechste Solvay-Konferenz 1930
Sechste Solvay-Konferenz 1930

Teilnehmerfoto der Sechsten Solvay-Konferenz Brüssel 1930

(Stehend von Links nach Rechts): Edouard Herzen, Émile Henriot, Jules-Émile Verschaffelt, Charles Manneback, A. Cotton, J. Errera, Otto Stern, Auguste Piccard, Walther Gerlach, Charles Galton Darwin, Paul Dirac, E. Bauer, Pjotr Leonidowitsch Kapiza, Léon Brillouin, Hendrik Anthony Kramers, Peter Debye, Wolfgang Pauli, J. Dorfman, J.H.van Fleck, Enrico Fermi, Werner Heisenberg

(Sitzend von Links nach Rechts): Théophile de Donder, Pieter Zeeman, Pierre-Ernest Weiss, Arnold Sommerfeld, Marie Curie, Paul Langevin, Albert Einstein, Owen Willans Richardson, B. Cabrera, Niels Bohr, Wander Johannes de Haas

[Bearbeiten] Siebte Solvay-Konferenz

Siebte Solvay-Konferenz 1933
Siebte Solvay-Konferenz 1933

Teilnehmerfoto der Siebten Solvay-Konferenz Brüssel (Oktober 1933)

(Sitzend von Links nach Rechts): Erwin Schrödinger, Irene Joliot-Curie, Niels Henrik David Bohr, Abram Fjodorowitsch Ioffe, M. Curie, Paul Langevin, Owen Willans Richardson, Ernest Rutherford, Théophile de Donder, Maurice de Broglie, Louis de Broglie, Lise Meitner, James Chadwick;

(Stehend von Links nach Rechts ) L-R: Émile Henriot, Jean-Baptiste Perrin, Frédéric Joliot-Curie, Werner Heisenberg, Hendrik Anthony Kramers, E. Stahel, Enrico Fermi, Ernest Walton, Paul Dirac, Peter Debye, Nevill F. Mott, B. Cabrera, George Gamow, Walther Bothe, Patrick Maynard Stuart Blackett, M.S. Rosenblum, J. Errera, Ed. Bauer, Wolfgang Pauli, Jules-Émile Verschaffelt, M. Cosyns, Edouard Herzen, John Cockcroft, C.D. Ellis, Rudolf Peierls, Auguste Piccard, Ernest O. Lawrence, Léon Rosenfeld.

Abwesend A. Einstein und Ch. Eug. Guye

[Bearbeiten] Achte Solvay-Konferenz

Achte Solvay-Konferenz 1948
Achte Solvay-Konferenz 1948

Teilnehmer der Konferenz waren:
Sitzend von links nach rechts: John Cockcroft, Marie-Antoinette Tonnelat, Erwin Schrödinger, Richardson, Niels Bohr, Wolfgang Pauli, Bragg, Lise Meitner, Paul Adrien Maurice Dirac, Kramers, Théophile de Donder, Walter Heitler, Jules-Émile Verschaffelt;
in zweiter Reihe: Paul Scherrer, Stahel, Kelin, Blackett, Dee, Felix Bloch, Frisch, Rudolf Peierls, Homi Jehangir Bhabha, Robert Oppenheimer, Giuseppe Occhialini, Powell, Hendrik Casimir, Marc de Hemptinne;
in dritter Reihe: Kipfer, Pierre Victor Auger, Perrin, Serber, Léon Rosenfeld, Ferretti, Moller, Louis Marie Edmond Leprince-Ringuet;
in vierter Reihe: Balasse, Flamache, Grove, Goche, Demeur, Ferrera, Vanisacker, VanHove, Edward Teller, Goldschmidt, Marton, Dilworth, Ilya Prigogine, Jules Géhéniau, Henriot, Vanstyvendael.

[Bearbeiten] Zehnte Solvay-Konferenz

Zehnte Solvay-Konferenz 1954
Zehnte Solvay-Konferenz 1954

Teilnehmer der Konferenz waren:
Sitzend von links nach rechts: Mendelssohn, Frohlich, Pines, Moller, Wolfgang Pauli, Bragg, Nevill Francis Mott, Neel, Meissner, MacDonald, Shull, Friedel;
darüber von links nach rechts : Gorter, Kittel, Matthias, Ilya Prigogine, Lars Onsager, Pippard, Smit, Fumi, Jones, John Hasbrouk van Vleck, Lowdin, Seeger, Kipfer, Goche, Balasse, Jules Gehéniau.

[Bearbeiten] Elfte Solvay-Konferenz

Elfte Solvay-Konferenz 1958
Elfte Solvay-Konferenz 1958

Teilnehmer der Konferenz waren:
Sitzend von links nach rechts: William McCrea, Jan Hendrik Oort, Georges Lemaître, Gorter, Wolfgang Pauli, Bragg, Robert Oppenheimer, Moller, Harlow Shapley, Otto Heckmann;
Darüber von links nach rechts: Oskar Klein, William Wilson Morgan, Fred Hoyle, Kukaskin, Viktor Hambardsumjan, Hendrik Christoffel van de Hulst, Fierz, Allan Rex Sandage, Walter Baade, Schatzman, John Archibald Wheeler, Hermann Bondi, Thomas Gold, Herman Zanstra, Léon Rosenfeld, Ledoux, Bernard Lovell, Jules Gehéniau.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  • P. Marage , G. Wallenborn: Les conseils Solvay et la physique moderne. In: Histoire des Sciences en Belgique, 1850-1900. Hrsg. R. Halleux, J. Vanndermissen, A. Despy-Mayer, GVanpaemel. 2001
  • W. Nernst: Anwendung der Quantentheorie auf eine Reihe physikalisch-chemischer Probleme. Solvay Kongress, 3:208–244, 1911. Abhandlung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft fur angewandte physikalische Chemie.
  • Die Theorie der Strahlung und der Quanten. Verhandlungen auf einer von E. Solvay einberufenen Zusammenkunft (30. Oktober bis 3. November 1911). Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S., 1914.

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