Enrico Fermi
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Enrico Fermi (* 29. September 1901 in Rom, Italien; † 28. November 1954 in Chicago, USA), war ein italienischer Kernphysiker. Er war einer der bedeutendsten Kernphysiker des 20. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Bereits im Alter von 17 Jahren begann er ein Physikstudium an der Universität Pisa, welches er 1922 erfolgreich mit einer Promotion über Röntgenstreuung an Kristallen abschloss. 1923 hatte Fermi dank eines Stipendiums einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt in Göttingen bei Max Born. Göttingen war damals das führende Zentrum der theoretischen Physik, hier entstanden viele wesentliche Arbeiten für die Quantenmechanik. 1924 arbeitete er mehrere Monate in Holland bei Paul Ehrenfest, ebenfalls ein Mitbegründer der Quantenmechanik. Danach wurde Fermi zunächst als Professor für Mathematik nach Florenz berufen. 2 Jahre später ging er als Professor für theoretische Physik nach Rom. Hier entstanden seine theoretischen Arbeiten zur Festkörperphysik und zur Quantenstatistik (Fermi-Dirac-Statistik für Fermionen, Fermis Goldene Regel, Fermifläche, Fermi-Resonanz).
Angeregt durch die Entdeckung des Neutrons durch James Chadwick im Jahr 1932 sowie durch den Nachweis von Kernumwandlungen nach Bestrahlung mit Alphateilchen durch Irene und Frederic Joliot-Curie wandte sich Fermi 1934 der Experimentalphysik zu. Seine bahnbrechende Entdeckung war, dass durch Neutronenstrahlung die Kernumwandlungsprozesse wesentlich effektiver ablaufen. Eine weitere Verbesserung der Ausbeute erhält man, wenn die Neutronenstrahlung stark abgebremst wird (thermische Neutronen).
Durch Neutronenbestrahlung des damals schwersten bekannten Elementes Uran erzielten Fermi und seine Mitarbeiter ebenfalls Veränderungen im Ausgangsmaterial (anderes chemisches Verhalten, geänderte Halbwertzeiten der austretenden Strahlung) und interpretierten diese als Kernumwandlung zu Transuranen. Wenig später zeigten Otto Hahn und Fritz Straßmann mittels chemisch-analytischer Techniken, dass bei Bestrahlung von Uran mit Neutronen eine Kernspaltung auftritt; die theoretischen Grundlagen wurden von Lise Meitner und Otto Frisch erarbeitet. Das erste Transuran konnte erst 1942 nachgewiesen werden, allerdings nach einer gänzlich anderen Synthesevorschrift. 1938 erhielt Fermi für seine Arbeiten den Nobelpreis der Physik, obschon seine Interpretation des Neutronenexperiments (Erzeugung von "Transuranen") nach heutigem Kenntnisstand eine fehlerhafte Spekulation ohne Beleg war. Im selben Jahr emigrierte Fermi in die USA.
Ihm gelang am 2. Dezember 1942 (15.25 Uhr) an der University of Chicago die erste kontrollierte nukleare Kettenreaktion, eine Leistung, die auf der theoretischen Vorarbeit von Leó Szilárd fußte.
Im Sommer 1944 zog Fermi mit seiner Familie nach Los Alamos (New Mexico) in das geheime Atom-Forschungslabor der USA. Als Berater von Robert Oppenheimer spielte Fermi eine wichtige Rolle bei Entwicklung und Bau der ersten Atombomben. Nach dem 2. Weltkrieg beschäftigte sich Fermi wieder mit der Grundlagenforschung im Kernforschungszentrum an der Universität Chicago. Nach einer Europareise 1954 erkrankte Fermi an Magenkrebs, woran er noch im gleichen Jahr verstarb.
1954 wurde ihm die Max-Planck-Medaille verliehen.
Nach ihm wird das Elektronengas (auch Fermigas) (vgl. hierzu Metallbindung), eine Gruppe von Elementarteilchen (Fermionen), das künstlich hergestellte chemische Element Fermium und ein Energieniveau in Festkörpern (Ferminiveau) benannt. Die Atomenergiebehörde der USA stiftete zu seinem Gedächtnis den z.Z. mit 375.000 US-Dollar dotierten Enrico-Fermi-Preis.
Fermi war Mitglied des Freimaurerbundes.
[Bearbeiten] Werke
- Über den Ramaneffekt des Kohlendioxyds. Zeitschrift für Physik 71/1931, S. 250 - 259 (Fermi-Resonanz)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Fermi (Einheit), Fermi-Dirac-Statistik, Fermi-Paradoxon, Fermienergie, Fermiresonanz, Fermiverteilung, Fermi-Problem, Fermi-Geschwindigkeit
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Enrico Fermi – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1938 für Enrico Fermi (englisch)
- Literatur von und über Enrico Fermi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie des Fachbereichs Chemie der Universität Bremen
Personendaten | |
---|---|
NAME | Fermi, Enrico |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Kernphysiker |
GEBURTSDATUM | 29. September 1901 |
GEBURTSORT | Rom, Italien |
STERBEDATUM | 29. November 1954 |
STERBEORT | Chicago, Vereinigte Staaten |