Stift Meschede
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Das Stift Meschede war ursprünglich ein in karolingischer Zeit gegründetes Damenstift. Im 14. Jahrhundert wurde es in eine von männlichen Kanonikern bewohnte Gemeinschaft umgewandelt. In dieser Form bestand das Kloster bis zur Säkularisation 1803/05. Seither wird die Klosterkirche als Pfarrkirche St. Walburga in Meschede genutzt.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Die Zeit als adeliges Damenstift
Das genaue Gründungsjahr ist unbekannt. Klar ist nur, dass die Anfänge im 9. Jahrhundert liegen. Vermutet wird eine Gründung zwischen 804 und 860. Damit ist es das zweitälteste Frauenkloster in Westfalen. Als Gründerin des Stifts gilt Emhildis, die vermutlich aus der Familie der späteren Grafen von Werl stammte. Urkundlich erwähnt wird ihr Name allerdings erst im 12. Jahrhundert. Sicher ist, dass das Stift eng mit der Familie der Grafen von Werl und später von Arnsberg verbunden war. Sie waren wohl die eigentlichen Stifter. Die Äbtissin kam meistens aus dieser Familie und die Grafen waren bis zu ihrem Aussterben 1368 die Erbvögte des Klosters. Aus der Familie stammten nach 1310 auch einige Pröpste des späteren Kanonikerstifts.[1]
Die erste sichere Erwähnung des Klosters stammt erst von 913. In einer Urkunde bestätigt Konrad I. den Bewohnerinnen des Klosters frühere Privilegien. Dazu gehören die Immunitätsrechte und die freie Wahl der Äbtissin. Für die Bedeutung der Gemeinschaft sprechen verschiedene Schenkungen hoher Adeliger bis hin zu den ottonischen Kaisern. So gewährte König Otto I. dem Stift Zoll- und Marktrechte. Kaiser Otto III. schenkte dem Kloster den Haupthof zu Stockhausen, zu dem etwa 20 weitere Hofstellen gehörten. Diese und ähnliche Schenkungen sowie das Vermögen der Stiftsdamen, das nach deren Tod an die Gemeinschaft fiel, führten dazu, dass das Stift Meschede einen beträchtlichen Grundbesitz und Reichtum ansammelte. Insgesamt hatte es 400 Höfe unterschiedlicher Größe, davon allein 200 im oberen Sauerland. Ein Zeichen für den Wohlstand war, das Äbtissin Hitda dem Stift ein kostbares Evangelienbuch, den heute nach ihr benannten Hitda-Codex schenken konnten. Für die Bedeutung des Stifts spricht auch, dass die Kölner Erzbischöfe ihm mehrere Pfarreien mit deren Besitz und Einkünften unterstellten so 1042 Calle. Auch das Dekanat Engern (das später in die Dekanate Meschede und Wormbach unterteilt wurde) unterstand seit 1070 der Mescheder Äbtissin. Im Stift lebten neben der Äbtissin etwa 20 Damen. Während die Vorsteherin meist aus dem höheren Adel stammte, kamen die Damen meist aus dem Landadel.
Das Kloster war Anfangs Maria geweiht und wurde später ein Zentrum der Verehrung der Heiligen Walburga, deren Reliquien durch die Vermittlung Kaiser Konrads I. zwischen 911 und 918 nach Meschede gelangten.
Die anfänglich starke Stellung der Äbtissin wurde im Laufe der Jahrhunderte zu Gunsten der Stiftsdamen etwas eingeschränkt. So wurde im 12. Jahrhundert bei der Güterverwaltung ein Konsens zwischen Äbtissin und Konvent üblich. Abgesehen von der Rolle bei der Christianisierung in den ersten Jahrhunderten des Bestehens spielte das Stift eine wichtige Rolle für Kultur und Bildung. Es gab eine Schule für Jungen, insbesondere für diejenigen die in den geistlichen Stand eintreten wollten und eine Urkunde von 1177 deutet auch eine schulische Ausbildung für weibliche Jugendliche an. Für die Seelsorge gab es einen eigenen Konvent von zehn Kanonikern.
In den folgenden Jahrhunderten verlor das Stift allerdings durch einen wirtschaftlichen Niedergang an Bedeutung. Als problematisch erwiesen sich der weit verstreute Besitz und die allmähliche Ablösung der Naturalabgaben durch Geldleistungen. Da diese nicht der Teuerung angepasst werden konnten, sank de facto das Einkommen des Stifts ab. Hinzu kam, das im Laufe der Zeit die abhängigen Bauern sich als Besitzer betrachteten und die Zahlung einstellten. Es gab auch Kritik an Verweltlichung der Stiftsdamen. [2]
[Bearbeiten] Das Kannonikerstift
Auf Anordnung von Erzbischof Heinrich II. von Köln wurde 1310 das Damenstift in ein Stift für männliche Kanoniker umgewandelt. Zur Gemeinschaft gehörten etwa 15 Mitglieder. Von ihnen sollten möglichst 7 Priester sein, hinzu kamen 4 Diakone und die übrigen waren Subdiakone. Diese standen unter der Leitung eines Propstes, der im Wesentlichen die Rechte der ehemaligen Äbtissin hatte. Die Kanoniker waren keine Mönche, sondern eine Zweckgemeinschaft von Weltpriester, die verschiedene Aufgaben haben konnten und die gemeinsamen Einkünfte unter sich aufteilten. Da die anfänglichen Einkünfte nicht ausreichten, wurden 1319 die Pfarrstellen in Hellefeld, Calle, Remblinghausen und Eslohe mit ihren Einkünften inkorporiert. Mit dem Neuanfang spielte der hohe Adel keine Rolle mehr, neben Mitgliedern aus niederem Adel traten zunehmend Bürgerliche. Die Kanoniker lebten nicht in einer klosterähnlichen Gemeinschaft sondern hatten in der Nähe des Stifts eigene Wohnhäuser, die sich durch ihre Bauweise aus Stein von den Fachwerkhäusern der Stadtbewohner abhoben. Zum Teil verfügten die Angehörigen des Stifts noch über weitere kirchliche Ämter und Pfründe etwa als Domherren. Allerdings verhinderte eine Residenzpflicht die Vernachlässigung der Stelle in Meschede. Ihre Aufgabe war vor allem der Dienst als Pfarren in den Kirchen der Umgebung und Lehrer an der Stiftsschule. Über deren Entwicklung ist nur wenig bekannt, sie hatte aber als Gelehrtenschule einen durchaus guten Ruf. Für ihre Bedeutung spricht, die relativ hohen Zahl von Studenten aus Meschede an den Universitäten in Erfurt und Köln.
Seit dem 17. Jahrhundert ging die Bedeutung des Stifts zurück. Dazu trugen Teuerungen und Kriege bei, so wurden Stift und Gemeinde Meschede zwischen 1568 und 1606 mehrfach geplündert. Negative Einflüsse hatten auch der dreißigjährige Krieg, der siebenjährige Krieg und schließlich die Koalitionskriege. Hinzu kam, dass seit dem 17. Jahrhunderten trotz Residenzpflicht die Pröpste durch andere Ämter etwa als Domherren beansprucht waren und ihre Aufgaben in Meschede vernachlässigten. In der Folge wurde die Schule geschlossen.
Das Stift bestand bis zur Aufhebung im Jahr 1805. In der Folge wurde der Klosterbesitz säkularisiert und auch zahlreiche Kunstwerke wie der Hitdakodex weggeführt.[3]
[Bearbeiten] Klosterkirche
In der ersten Zeit des Bestehens hatte das Stift vermutlich noch keine eigene Kirche, sondern nur ein kleines Oratorium. Eine erste Kirche entstand noch in vorromanischer Zeit um 900. Baugeschichtliche und –archäologische Untersuchungen ergaben einen Entstehungszeitraum zwischen 897-913. Aus dieser Zeit stammen seitliche tonnengewölbte Stollen in der Krypta und quadratische Eckräume. Aus romanischer Zeit (Weihe zwischen 1169 und 1191) stammt ein halbkreisförmiger Mittelbau der Krypta. Ein Neubau auf den Fundamenten des vorromanischen Vorgängerbaus entstand erst in den Jahren 1663 und 1664. Es handelt sich eine Hallenkirche, die im Zeitalter des Barock, auf gotische Stilelemente zurückgriff. [4]
Im zweiten Weltkrieg wurde bei einem Luftangriff am 19. Februar 1945 das Dach des Langhauses und der Glockenturm der Kirche schwer beschädigt. Einen geplanten Wiederaufbau der Kirche an einem anderen Ort konnte der damalige Pfarrer verhindern, so dass es in den Jahren 1947 bis 1954 zur Instandsetzung der Kirche kam.
1965 wurde bei Renovierungsarbeiten ein leeres Kultgrab aus dem 12.Jahrhundert im Bereich des Altars der ersten Kirche entdeckt. Das Grab enthielt sehr wahrscheinlich Reliquien der Heiligen Walburga. Man geht davon aus, dass diese mit dem Schrein im Dreißigjährigen Krieg abhanden kamen. Seit 1980 befindet sich in der Grabkammer ein Bronze-Schein der Künstlerin Anne Wagner. In dem Schrein werden aus Eichstätt gespendete Reliquien der Heiligen Walburga aufbewahrt. In unmittelbarer Nähe des Grabes werden ferner Reliquiare des heiligen Liborius, der heiligen Edith Stein, des seligen Marcel Callo und von Heiligen der Urkirche aufbewahrt. [5]
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Stadtarchiv, Stiftsgeschichte Teil 1
- ↑ Stadtarchiv, Stiftsgeschichte Teil 3
- ↑ Stadtarchiv, Stiftsgeschichte Teil 5
- ↑ Stadtarchiv, Stiftsgeschichte Teil 2
- ↑ Kath. Kirchengemeinde St. Walburga Meschede (Hrsg.): Kirchenführer Pfarrkirche St. Walburga, Meschede 2005
[Bearbeiten] Literatur
- Monastisches Westfalen. Klöster und Stifte 800-1800. Münster, 1982. S.385
- Hilde Claussen, Uwe Lobbedey: Die karolingische Stiftskirche in Meschede. Kurzer Bericht über die Bauforschung. In: Jahrbuch Hochsauerlandkreis 1985. S.76-82
- Manfred Wolf: Quellen zur Geschichte von Stift und Freiheit Meschede (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 37, 3), Münster 1981
- Karl u. Barbara Busch, Kath. Kirchengemeinde St. Walburga Meschede (Hrsg.): Kirchenführer Pfarrkirche St. Walburga, Meschede 2005