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Edith Stein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Edith Stein (* 12. Oktober 1891 in Breslau; † 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau), Ordensname „Schwester Teresia Benedicta a Cruce“, war eine deutsche Philosophin, Frauenrechtlerin und katholische Nonne jüdischer Herkunft. Sie wurde 1998 heilig gesprochen.

Edith Stein um 1919
Edith Stein um 1919

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Ausbildung

Breslau 2006, Nowowiejska-Str. 38:Das Haus in der ehemaligen Michaelisstraße, in dem die Familie Stein wohnte
Breslau 2006, Nowowiejska-Str. 38:
Das Haus in der ehemaligen Michaelisstraße, in dem die Familie Stein wohnte

Edith Stein wurde als jüngstes von sieben Kindern in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren. Ihre früh verwitwete Mutter ermöglichte allen Kindern eine solide Ausbildung; Edith unterbrach vierzehnjährig das Gymnasium in Breslau und lebte fast ein Jahr bei ihrer Schwester Else Gordon in Hamburg. Obwohl fromm erzogen, wandte sich Edith in dieser Zeit von den jüdischen Ritualen ab und bekannte sich zum Atheismus. An den Universitäten Breslau, Göttingen und Freiburg im Breisgau studierte Edith Stein vor allem Philosophie, Psychologie und Geschichte. Nach ihrer Doktorarbeit (1916) mit dem Thema Zum Problem der Einfühlung war sie bis 1918 wissenschaftliche Assistentin ihres Doktorvaters, des Philosophen Edmund Husserl in Freiburg. Obwohl mit Auszeichnung promoviert, wurde sie als Frau nicht zur Habilitation zugelassen. An der Universität Göttingen legte sie 1919 erfolglos die Habilitationsschrift Psychische Kausalität vor; in Breslau und Freiburg bewarb sie sich vergebens mit der philosophischen Abhandlung Potenz und Akt.

Konversion und Ordensbeitritt

Einen Wendepunkt in Edith Steins Leben bildete die Lektüre der Autobiographie der heiligen Theresa von Avila. Sie konvertierte daraufhin zum Katholizismus. Am 1. Januar 1922 ließ sie sich in Bad Bergzabern taufen und siedelte in die Pfalz über, wo sie Lehrerin an einer Mädchenschule der Dominikanerinnen in Speyer wurde.

Zwischen 1927 und 1933 hatte sie intensiven Kontakt zum Benediktinerkloster Beuron; 15 Aufenthalte sind nachgewiesen. Der Beuroner Erzabt Raphael Walzer hielt sie zunächst von ihrem Plan ab, dem Karmel (Orden der unbeschuhten Karmelitinnen) beizutreten, und bat sie, mehr in der Öffentlichkeit zu wirken. Daher wechselte sie 1932 zum katholischen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster (Westfalen). Ihre Lieblingskirche war dort St. Ludgeri, in der sie auch Erscheinungen gehabt haben soll. In Münster beschäftigte sie sich u.a. mit Thomas von Aquin. Am 14. Oktober 1933, der Vigil des Gedenktages ihrer Namenspatronin Teresa von Avila, trat sie in den Kölner Karmel ein und nahm ihren Ordensnamen an. Zwei Jahre später, 1936, ließ sich auch Ediths ältere Schwester Rosa (* 1883) taufen.

Verfolgung und Ermordung

Edith Stein um 1935
Edith Stein um 1935

Durch den Druck des Naziregimes erhielt Edith Stein als gebürtige Jüdin 1933 Lehrverbot und musste ihre Stelle in Münster aufgeben. In einem Brief aus dem Jahre 1938 bat sie vergeblich Papst Pius XI., mit einer Enzyklika gegen die Judenverfolgung einzuschreiten. Eine Antwort aus dem Vatikan erhielt sie nicht. Kurz zuvor, am 1. April 1933 hatten die Nazis zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen („Deutsche, kauft nicht beim Juden“) und damit eine Pogromstimmung angefacht. Um ihren Kölner Heimatkonvent nicht in Gefahr zu bringen, wechselte Edith Stein 1938 in die Niederlande zu einem Karmel im limburgischen Echt, der sie und ihre Schwester Rosa, die ihr 1940 folgte, aus unbekannten Gründen jedoch formell nicht aufnahm. Nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande wurden beide am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet und in das Sammellager Westerbork gebracht.

Von dort wurden beide am 7. August in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet. Es war Edith und Rosa Stein nicht mehr möglich gewesen, aus Echt in den Schweizer Karmel Le Pâquier zu fliehen. Anscheinend hatten die dortigen Nonnen die Gefährdung nicht klar genug erkannt, so dass zuviel Zeit mit der Beschaffung der notwendigen Dokumente und der Unterkünfte verstrich. Es wird aber auch berichtet, dass Edith Stein eine privilegierte Rettung für sich selbst ablehnte.

Würdigung

Bedeutung

Edith Stein gilt als eine der Patroninnen Europas. Sie ist die erste katholische Märtyrerin jüdischer Abstammung, die kanonisiert wurde. Am 1. Mai 1987 wurde sie von Papst Johannes Paul II. selig und am 11. Oktober 1998 heilig gesprochen. Dieser dezidierte katholische Anspruch auf Person und Werk wird von unabhängigen Linken wie feministischen Stimmen auch kritisch gesehen und als Vereinnahmung hinterfragt, denn Edith Stein hatte einen weiten gedanklichen Horizont, der sich keinesfalls im katholischen Dogma erschöpfte.

Sie hat auch ihre Zugehörigkeit zum jüdischen Volk nie verleugnet, obgleich ihre Angehörigen ihr die starke Bindung an die Kirche vor allem nach 1933 als Verrat vorwarfen.

Die plastische Darstellung der Heiligen im Petersdom in Rom hat ebenfalls Kritik ausgelöst, da an der Statue Kreuz und Thorarolle symbolisch vermengt werden, was vor dem Hintergrund eines angespannten jüdisch-katholischen Dialogs teilweise als realitätsfern bewertet wird.

Ehrungen

Edith-Stein-Denkmal in Köln
Edith-Stein-Denkmal in Köln
  • Diverse Straßen, Schulen (z. B. die Edith-Stein-Realschule Lippstadt, die Edith-Stein-Realschule Parsberg, die Edith-Stein-Realschule Wegberg, Edith-Stein-Schule Erfurt, Edith-Stein-Schule Hochheim, „Edith Stein“ Katholischer Schulkomplex Berlin, Edith-Stein-Schule Darmstadt, Edith-Stein-Realschule Köln, Edith-Stein-Gymnasium Bretten in Baden-Württemberg, Edith-Stein-Gymnasium in Speyer, Edith-Stein-Gymnasium der Erzdiözese München und Freising), Kliniken und öffentliche Einrichtungen in deutschen Städten führen den Namen Edith Steins.
  • Gedenktafel von Leopold Hafner an einer Innenwand der Katharinen-Kapelle des Speyerer Doms
  • Neubau der katholischen Kirche in Wachenheim an der Weinstraße 1987/1989 nach Edith Stein benannt; darin eine Skulptur vom selben Künstler (2005)
  • Edith-Stein-Gedenkstätte im Toni-Schröer-Haus in Lambrecht (Pfalz).
  • Bronzenes, von Bert Gerresheim geschaffenes Edith-Stein-Denkmal vor dem Priesterseminar des Erzbistums Köln (1999).
  • Im August 2006 hat das bayerische Kabinett beschlossen, Edith Stein 2008 in die Ruhmeshalle Walhalla aufzunehmen.
  • Skulptur der Heiligen als eine der Patroninnen und Patrone Europas, weißer Carrara-Marmor, 5,80 m hoch, von Paul Nagel, in der letzten freien Außenkonche des Petersdoms in Rom aufgestellt und von Papst Benedikt XVI. geweiht (2006)
  • Gedenktafel an dem Haus in der Dürener Straße in Köln, an dessen Stelle ihr Karmel gestanden hatte.

Edith-Stein-Preis

Der Edith-Stein-Preis wird vom Göttinger Edith-Stein-Kreis alle zwei Jahre an Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen verliehen, die sich grenzüberschreitend sozial engagieren. Er besteht aus einer Medaille mit der Inschrift „Unsere Menschenliebe ist das Maß unserer Gottesliebe“ und ist mit 5000 € dotiert.

Werke in Auswahl

  • Zum Problem der Einfühlung. Dissertation, Halle, 1917
  • Potenz und Akt. 1931
  • Endliches und ewiges Sein, Hauptwerk, vollendet 1937, postum erschienen Freiburg : Herder, 1950
  • Kreuzeswissenschaft. Studie über Johannes vom Kreuz, Neuauflage: Freiburg : Herder, 2003
  • Aus dem Leben einer jüdischen Familie und weitere autobiographische Beiträge. Neu bearbeitet und eingeleitet von Maria Amata Neyer. Freiburg : Herder, 2002 (Edith-Stein-Gesamtausgabe, Bd.1. ISBN 3-451-27371-3

Literatur

  • Waltraud Herbstrith: Edith Stein. Bilder des Lebens. München : Kaffke, 2. Aufl. 1982.
  • Johannes Schaber, OSB: Phänomenologie und Mönchtum. Max Scheler, Martin Heidegger, Edith Stein und die Erzabtei Beuron; in: Holger Zaborowski & Stephan Loos (Hg.): Leben, Tod und Entscheidung. Studien zur Geistesgeschichte der Weimarer Republik, Berlin 2003
  • Katharina Westerhorstmann: Selbstverwirklichung und Pro-Existenz. Frausein in Arbeit und Beruf bei Edith Stein. Paderborn: Schöningh 2004, ISBN 3-506-71337-X
  • Matthias Böckel: Edith Stein und das Judentum. 2. Aufl., Paqué, Ramstein 1991, ISBN 3-88765-022-0
  • Christian Feldmann: Edith Stein. Reinbek : Rowohlt, 2004, ISBN 3-499-50611-4
  • Joachim Feldes: Auf den Spuren Edith Steins durch Koeln. Frankenthal/Köln 2005
  • Bernhard Bumb/Joachim Feldes: Auf den Spuren Edith Steins durch Speyer. Speyer 2006
  • Joachim Feldes: Edith Stein und Schifferstadt. Schifferstadt 1998
  • Joachim Feldes: Im Kreuz ist Hoffnung. Der Kreuzweg mit Edith Stein. Frankenthal, 3. Auflage 2001
  • Joachim Feldes: Following Edith Stein's Footprints through Cologne. Frankenthal/Köln 2005

Ständig aktualisierte Literaturliste auf www.edith-stein.com

Weblinks

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