Straßenbahn Nürnberg
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Die Straßenbahn Nürnberg wird von der VAG Nürnberg betrieben und bildet neben der S-Bahn und der U-Bahn das dritte schienengebundene Nahverkehrsmittel in Nürnberg. Sie verkehrt auf einer Spurweite von 1435 mm, also auf Normalspur.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Straßenbahn in Nürnberg entstand ab 1881 als Pferdebahn und wurde von der vom Bremer Kaufmann Heinrich Alfes gegründeten Gesellschaft der Nürnberg-Fürther Straßenbahn betrieben. Die Umstellung auf elektrischen Betrieb erfolgte in den Jahren 1896 bis 1898. Ab 1903 übernahm die Stadt Nürnberg die bis dahin private Gesellschaft.
Als die Ludwigsbahn zwischen Nürnberg und Fürth im Jahre 1922 ihren Betrieb einstellen musste, pachtete die Nürnberg-Fürther Straßenbahn deren Gleiskörper und richtete auf ihm eine viergleisige Schnellstraßenbahnstrecke ein, die ab 10. September 1927 durch die neue Schnellstraßenbahnlinie 31 bedient wurde. Die Linie 31 nutzte dabei das innere Gleispaar um die regulären Züge zu überholen und benötigte für eine Fahrt zwischen Plärrer und Fürth/ Bahnhofstraße 12 Minuten. Zur besseren Unterscheidung gegenüber den normalen Straßenbahnlinien wurde die Liniennummer an den Fahrzeugen in roter Schrift auf weißem Grund angebracht (daher auch die Rote 31). Der Betrieb wurde jedoch mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 eingestellt.
Als Ergänzung zum Straßenbahnnetz richtete die Nürnberg-Fürther Straßenbahn ab Januar 1923 auch Buslinien ein: die erste Linie verkehrte zwischen Schweinau und Mühlhof, im Jahre 1924 folgten dann weitere Linien nach Buch und Zirndorf.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg der motorisierte Individualverkehr immer stärkere Ausmaße annahm, suchte man auch in Nürnberg nach Lösungswegen. Das „Lambert-Gutachten“ schlug den Bau einer U-Straßenbahn nach Stuttgarter Modell unter anderem mit einem Ring im Stadtzentrum vor. Diese hätte später noch zur klassischen U-Bahn ausgebaut werden können. Prognosen folgend, dass die Einwohnerzahl in Nürnberg und Fürth auf 800.000 Einwohner zunehmen würde beschloss man den Bau einer Voll-U-Bahn sofort anzugehen, da eine solche auch in München in Planung war. Allerdings sahen diese Planungen ein Netz vor, in dem die U-Bahn nur noch durch Busse ergänzt wurde und der Straßenbahnverkehr bis etwa 2000 eingestellt werden sollte. Einschneidende Stilllegungen erfolgten mit fortschreitendem U-Bahnbau dann Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre. Vor allem die Einstellung des Teilnetzes in Fürth am 20. Juni 1981, der ersten Linie der Nürnberg-Fürther Straßenbahn überhaupt, traf die Straßenbahn an einer wichtigen Lebensader. Doch es regten sich gegen Ende der 80er Jahre Proteste gegen eine weitere Beschneidung des Straßenbahnnetzes.
1994 beschloss der Nürnberger Stadtrat dann schließlich den Erhalt der Straßenbahn, so dass die VAG eine umfassende Modernisierung des verbliebenen Netzes einleiten konnte. Heute bilden die sechs Linien der Straßenbahn einen wichtigen Eckpfeiler in einem Netz aus S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen. Allerdings wurden in den letzten Jahren durch die Inbetriebnahme des neuen Betriebshofes und Ausbesserungswerkes „Heinrich-Alfes-Straße“ mehrere Betriebshöfe („Nordost“, 2001 und „Maximilianstraße“, 2004), das alte Straßenbahn-Hauptwerk in Muggenhof und einige im Linienverkehr nicht mehr benötigte Strecken stillgelegt. Das einzige noch erhaltene alte Straßenbahndepot mit Gleisanschluss ist das im Stadtteil St. Peter, in dem sich heute jedoch das Nürnberger Straßenbahnmuseum befindet. Im Jahr 2006 wurde an den wichtigsten Umsteigepunkten ein Dynamisches Fahrgastinformatiossystem (DFIMS) installiert.
[Bearbeiten] Streckennetz
Das Netz besteht gegenwärtig aus sechs Linien:
Linie | Laufweg | Fahrtzeit |
---|---|---|
4 | Gibitzenhof – Steinbühl S – Plärrer U – Friedrich-Ebert-Platz – Thon | ca. 25 Minuten |
5 | Tiergarten – Mögeldorf S – Marientunnel – Hauptbahnhof U S | ca. 15 Minuten |
6 | Doku-Zentrum – Dutzendteich S – Schweiggerstraße – Aufseßplatz U – Steinbühl S – Plärrer U – Westfriedhof | ca. 30 Minuten |
7 | Bayernstraße – Schweiggerstraße – Marientunnel – Hauptbahnhof U S | ca. 10 Minuten |
8 | Worzeldorfer Straße – Südfriedhof – Finkenbrunn – Frankenstraße U – Aufseßplatz U – Schweiggerstraße – Hauptbahnhof U S – Erlenstegen | ca. 40 Minuten |
9 | Doku-Zentrum – Schweiggerstraße – Hauptbahnhof U S – Rathenauplatz U – Friedrich-Ebert-Platz – Thon | ca. 30 Minuten |
Linienwechselbetrieb:
- die Linien 4, 6 und 9 sind an den Haltestellen „Thon“ und „Doku-Zentrum“ miteinander verknüpft, d.h. in Thon fahren die ankommenden Bahnen der Linie 4 weiter als Linie 9 und umgekehrt, am „Doku-Zentrum“ fahren die Bahnen der Linie 6 weiter als Linie 9 und umgekehrt.
- die Linien 5 und 7 sind am Hauptbahnhof miteinander verknüpft, d.h. ein Zug der Linie 5 fährt weiter als Linie 7 und umgekehrt.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Der Fuhrpark besteht gegenwärtig aus 14 Fahrzeugen des Typs GT6N mit den Nummern 1001-1014 sowie 26 Fahrzeugen des Typs GT8N mit den Nummern 1101-1126. Alle diese Fahrzeuge sind niederflurige Einrichtungswagen. Sie lösten die zuvor eingesetzten Triebwagen vom Typ T4 (Serie 200) und GT6 (Serie 300) ab. Daneben befinden sich noch 9 Bahnen vom Typ N8 (Betriebsnummern 361-363, 365 und 368-372) im Bestand. Diese sind die einzigen Zweirichtungsfahrzeuge im aktuellen Betriebsbestand und sollen ab 2007 durch die Variobahn der Firma Stadler ersetzt werden.
Als Betriebsreserve existieren noch zwei Gelenkwagen vom Typ GT6 (Wagennummer 305 und 334) und zwei Beiwagen (Wagennummer 1556 und 1581).
Als Arbeitswagen befinden sich noch die Schienenscheifwagen A14 und A16 sowie der Schienentransportzug A15 im Fuhrpark.
Ausgemusterte Straßenbahnen werden grundsätzlich an die Partnerstädte Nürnbergs verschenkt, mehrere Züge fahren inzwischen in Antalya und Krakau. Ab 1996 wurden 10 Triebwägen des Typ T4 nach Brăila verkauft.
[Bearbeiten] Planungen
[Bearbeiten] Buch–Erlangen
Eine Verlängerung der Straßenbahn von Thon nach Buch im Norden Nürnbergs ist ebenfalls in Planung, dabei würde die Stadtbahntrasse parallel zur in diesem Bereich vierspurig ausgebauten Bundesstraße 4 verlaufen.
Seit den 1990er Jahren wurde auch immer wieder die Verlängerung der Strecke ins benachbarte Erlangen diskutiert. Nach vorangegangenen positiven Gutachten wurde sie im Jahr 2005 aber auf Grund eines zu niedrigen Kosten-Nutzen-Faktors volkswirtschaftlich als unrentabel eingestuft. Die Gründe waren unter anderem die von Erlangen gesetzten Randbedingungen, wie keine Anbindung des Hauptbahnhofes und keine Ausrichtung des Omnibusverkehrs auf die Stadtbahn. Von dieser Verlängerung ist jedoch die Realisierung der Stadtbahn-Projekte in Erlangen und dessen Umland abhängig, da diese auf die Infrastruktur der VAG wie z. B. Werkstätten zugreifen können müsste.
Am 25. Januar 2007 wurde vom Nürnberger Stadtrats der Weg für das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt Thon – Am Wegfeld freigemacht.
[Bearbeiten] Altstadt
Regelmäßig wird über den Bau einer Straßenbahnstrecke durch die Nürnberger Altstadt diskutiert. Wie die ehemalige, nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder vollständig hergestellte Linie 16, hätte diese Linie an den Haltestellen Rathenauplatz und Hallertor ihre Anknüpfungspunkte an das bestehende Netz. Der Trassenverlauf über Laufer Schlagturm – Rathaus – Hauptmarkt – Maxplatz würde dem der jetzigen Buslinie 36 entsprechen. Wann diese Strecke konkret in Angriff genommen wird, ist fraglich, da die Politik dem Projekt noch mehrheitlich ablehnend gegenüber steht. Diese Haltung wird zum einen mit der finanziellen Situation Nürnbergs begründet, zum anderen werden auch städtebauliche Aspekte als Hindernis angeführt.
Mit der Fertigstellung des U3 Nordastes (derzeit geplant für 2010) ist gleichzeitig die Stilllegung der bisherigen Ost-West-Straßenbahn in der Pirckheimerstraße vorgesehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird sich daher die Frage einer nördlichen Altstadtquerung erneut stellen.
[Bearbeiten] Pillenreuther Straße
Derzeit ist eine Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Aufseßplatz durch die Pillenreuther Straße in Planung. Sie wird notwendig, da nach der Eröffnung der U3 bis Friedrich-Ebert-Platz der Nordast der Linie 9 eingestellt wird und somit drei Straßenbahnlinien am Hauptbahnhof wenden müssten. Dies wäre mit den heute vorhandenen Gleisanlagen betriebstechnisch nicht sicher durchführbar.
Nach Fertigstellung der Neubaustrecke würde sich das Netz folgendermaßen ändern: der heutige Nordast der Linie 8 würde mit der Linie 7 und der Südast der Linie 8 mit der Linie 5 verknüpft werden. Somit würden aus den beiden Stichlinien 5 und 7 jeweils eine Durchmesserlinie entstehen.
Aufgrund des Stadtratsbeschlusses vom 25. Januar 2007 ist mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens noch in diesem Jahr zu rechnen.
[Bearbeiten] Gartenstadt
Derzeit ist das Depot in der Heinrich-Alfes-Straße nur über den Südast der Linie 8 (Hauptbahnhof – Worzeldorfer Straße) zu erreichen. Bei einem Unfall zwischen den Haltestellen Christuskirche und Frankenstraße wäre das Depot vom restlichen Netz abgeschnitten. Deswegen soll zwischen den Haltestellen Finkenbrunn und Gibitzenhof (Endhaltestelle der Linie 4) eine Verbindung durch die Gartenstadt gebaut werden. Im Stadtrat wird noch gestritten, ob diese Verbindungsstrecke eingleisig als reine Betriebsstrecke gebaut werden soll oder zweigleisig, damit diese Strecke eventuell auch im Linienverkehr genutzt werden kann.
[Bearbeiten] Kornburg
Auch eine Strecke nach Kornburg war in den 1990er Jahren in Planung und durch das „Intraplan-Gutachten“ von 1992 eigentlich priorisiert. Nach Beilegung der Streitigkeiten um die Führung der Trasse wurde das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben.