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Synthetische Evolutionstheorie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Synthetische Evolutionstheorie ist eine Vereinigung der Evolutionstheorie von Charles Darwin mit den Erkenntnissen der Zellforschung, Genetik und Populationsbiologie. Die Synthetische Evolutionstheorie ist auch unter dem Begriff Neodarwinismus bekannt, welcher jedoch nicht mehr gebräuchlich ist. Der Mediziner und Zoologe August Weismann (1834–1914) lieferte erste Gedanken zu dieser Synthese, die von den Evolutionsbiologen des 20. Jahrhunderts weiterentwickelt wurden. Einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde die synthetische Evolutionstheorie erstmals 1942 durch Ernst Mayr und Julian Huxley.

Darwins Theorie besagt, dass Evolution ein langfristiger, fortschreitender Prozess der Entwicklung von Organismen ist. Die Individuen einer Population unterscheiden sich durch erbliche Zufalls-Veränderungen. Durch natürliche Auslese werden diejenigen Veränderungen, die ihren Träger besser an eine gegebene Umwelt anpassen, häufiger an die nächste Generation weitergegeben. Alle heutigen Arten stammen von gemeinsamen Vorfahren ab.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Neue Elemente

Durch neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Genetik in den 1940er Jahren konnten die Mechanismen zur Erzeugung genetischer Variabilität aufgedeckt werden:
Gene bestimmen den Phänotyp, das sind die Bau- und Leistungsmerkmale eines Organismus. Mutationen sind die erblichen Zufalls-Veränderungen, welche die Gene und damit den Phänotyp verändern und der natürlichen Auslese, der Selektion, aussetzen.

Die Populationsbiologie, insbesondere die Populationsgenetik, liefert mathematische Modelle zur Veränderung der Allelenfrequenz in einer Population. Die Struktur und Verteilung von Populationen bestimmt die Entwicklung neuer Arten. Reproduktive Isolation ist hierfür die Grundvoraussetzung. Zu einer biologischen Art gehören damit alle Individuen, die miteinander in Genaustausch stehen und fruchtbare Nachkommen haben.

Auch der Faktor des Zufalls wird in dieser Theorie berücksichtigt.

[Bearbeiten] Begründer

  • Theodosius Dobzhansky (Genetik): Populationsgenetik der Essigfliege Drosophila; Präadaptation.
  • Julian Huxley (Biologie): Zusammenhänge zwischen Evolutionstheorie und Genetik (1942: Evolution: The Modern Synthesis); Beiträge zur Philosophie der Naturwissenschaften (in seinem Buch Religion Without Revelation von 1927 ist er der Meinung, dass Religion dazu dienen sollte, sein eigenes Schicksal zu überdenken und nicht an ein höheres Wesen zu glauben).
  • Ernst Mayr (Biogeographie und Systematik): Definition der biologischen Art als Fortpflanzungsgemeinschaft; Artbildung durch geografische und reproduktive Isolation.
  • Bernhard Rensch (Zoologie und Verhaltensbiologie).
  • George Gaylord Simpson (Paläontologie): Entwicklung statistischer Methoden zur Untersuchung der Interkontinental-Wanderung der frühen Säugetiere.
  • G. Ledyard Stebbins (1906-2000), US-amerikanischer Botaniker, Genetiker und Evolutionsbiologe. Er war einer der Architekten der Synthetischen Evolutionstheorie, der den Teilbereich der Botanik abdeckte.

[Bearbeiten] Erweiterungen

Auf Grund des Erkenntnisfortschritts in der Biologie, aber auch in anderen Wissenschaftszweigen wie zum Beispiel in der Geologie (Plattentektonik) sowie in der Entwicklung neuer Beobachtungs- und Experimental-Technologien (Elektronenmikroskop, Gel-Elektrophorese), wird diese Evolutionstheorie durch weitere Konzepte beständig ausgebaut.

So liefert die Erforschung der DNA die molekulare Grundlagen genetischer Prozesse und damit Erkenntnisse über die Mechanismen der Evolution auf molekularer Ebene. Neben der Mutation als Motor der genetischen Variation spielen Anzahl, Anordnung und Zusammenstellung der Gene in den Chromosomen eine Rolle. Die Bedeutung der nicht-Eiweiß-codierenden DNA (früher als „DNA-Müll“ bezeichnet) wird immer klarer.

Zwar sind noch immer die Wege von den Genen zum Merkmal weitgehend unbekannt. Trotzdem zeichnen sich weitere Konzepte zur Erklärung der biologischen Evolution ab. (Siehe auch: Systemtheorie der Evolution, Soziobiologie)

[Bearbeiten] Konzepte

Einige neuere Konzepte innerhalb der Evolutionstheorie wurden und werden zum Teil noch immer kontrovers diskutiert:

  • Determinismus: Mutationen sind nicht nur reiner Zufall, sondern auch einem molekularen Determinismus unterworfen.
  • Neutralismus (Motoo Kimura): Nicht nur das Auftreten der Varianten ist zufällig, sondern auch ihre Etablierung innerhalb einer Population. Wenn die meisten genetischen Unterschiede einem Selektionsdruck unterliegen würden, müsste die genetische Variabilität in einer Population niedrig sein. Da aber die Variabilität hoch ist (siehe Biologische Evolution), sind die meisten genetischen Unterschiede für das Überleben weder hinderlich noch förderlich, das heißt adaptiv neutral. Es muss also differenziert werden, wie viele Varianten durch Zufall erhalten bleiben und wie viele aufgrund eines Anpassungsvorteils nicht eliminiert werden.
  • Gradualismus: Evolution erfolgt in kleinen Schritten und allmählichen Übergängen
  • Punktualismus (Niles Eldredge und Stephen Jay Gould): Die Seltenheit von Funden, deren morphologischer Merkmale zwischen den aufeinanderfolgender Fossilien liegen (siehe fehlendes Glied (missing link) und Mosaikformen) ist nicht auf die Unvollständigkeit der Überlieferung zurückzuführen, sondern darauf, dass die Evolution in Schüben erfolgt. Zwischen diesen Schüben verharren die Organismen im Gleichgewicht und ändern sich nicht.
  • Egoistische Gene (Richard Dawkins): In seinem Werk "Das egoistische Gen" vertritt Dawkins die These, dass nicht die Individuen, sondern die Gene die Einheit der Selektion darstellen.

In den meisten Fällen geht es dabei nicht um prinzipielle Unterschiede (Paradigmen) zwischen den konkurrierenden Konzepten, sondern um den Grad der Bedeutung der jeweiligen Effekte für die Evolution der Organismen. Wird also das jeweilige Konzept nicht als Dogma verstanden, wie bereits die Nachsilbe -ismus nahelegen würde, ist davon auszugehen, dass die Konzepte sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich gegenseitig ergänzen und vielleicht in Zukunft noch durch andere Konzepte erweitert werden.

Evolution läuft demnach nicht nach einem bestimmten, sondern nach vielen verschiedenen Mustern ab, die wohl noch lange nicht alle entdeckt sind.

[Bearbeiten] Neodarwinismus

Die Bezeichnung Darwinismus wurde von Alfred Russel Wallace (1823–1913) für die von Charles Darwin entwickelte Evolutionstheorie eingeführt

Die Bezeichnung Neodarwinismus geht auf George John Romanes (1848–1895) zurück. Er bezeichnete damit die Selektionstheorie Darwins, die durch Weismann von allen lamarckistischen Elementen befreit wurde.

Bei der evolutionären Synthese in den 1930er Jahren wurde die Populationsgenetik mit der Selektionstheorie und anderen biologischen Disziplinen verbunden und als Synthetische Theorie der Evolution bezeichnet. Vor allem englische Forscher wie Maynard Smith oder Dawkins, die sich bewusst von dieser Synthese abgrenzen wollten, bezeichneten sich selber als Neo-Darwinisten.

Die neutrale Bezeichnung Evolutionstheorie ist dem heute durch negative Assoziationen belasteten Begriff Neodarwinismus vorzuziehen: Zum einen erweckt die Endung -ismus den Anschein dogmatischer Unbeweglichkeit, zum anderen wurde durch die parallele Entwicklung des Darwinismus zum Sozialdarwinismus, der zur Begründung des Rassismus herangezogen wurde, der Begriff Darwinismus und damit auch Neodarwinismus diskreditiert.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Junker Die zweite Darwinsche Revolution. Geschichte des Synthetischen Darwinismus in Deutschland 1924 bis 1950, Marburg 2004
  • Ulrich Kutschera: Evolutionsbiologie. 2. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2006

Siehe auch unter Evolutionstheorie

[Bearbeiten] Links

becominghuman.org -- Dokumentation und Informationen über die Evolution des Menschen

The Synthetic Theory of Evolution: General Problems and the German Contribution to the Synthesis -- Versuch, anhand einer Darstellung der Beteiligung deutscher Forscher an der evolutionären Synthese zu klären, welche Inhalte die Synthetische Theorie der Evolution charakterisieren

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