Tauhid
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der arabische Begriff tauhid توحيد / tauḥīd bedeutet "Glaube an die Einheit Gottes", abgeleitet aus dem Verb wahhada / وحّد / waḥḥada /„vereinigen, vereinheitlichen“, mit dem Objekt „Gott“: Gott als einen erklären und sich zum Glauben an die Einheit Gottes bekennen. Mit diesem Bekenntnis wird bezeugt, dass es neben Gott keine anderen Götter gibt und dass er weder gezeugt noch geschaffen wurde. Die Sure 112 (al-Ichlas) im Koran, in der diese Einheit Gottes bezeugt wird: „Sag: Er ist Gott, ein Einziger... Er hat weder gezeugt, noch ist er gezeugt worden...“ nennt man deshalb auch Surat al-tauhid. Genauso bezeichnet man die ersten Worte des islamischen Glaubensbekenntnisses (Schahada) „Es gibt keine Götter außer dem einzigen Gott“ als „Worte des tauhid“.
Das Wort tauhid an sich ist nicht-koranisch; im Koran steht aber mehrfach sowohl der Ausdruck ilahun wahid / اله واحد / ilāhun wāḥid /„einziger Gott“ als auch die archaische Form des oben genannten Glaubensbekenntnisses la ilaha illa huwa / لا اله الاّ هو / lā ilāha ilā huwa.
Anhänger des tauhid sind im allgemeinen Muslime: ahl al-tauhid; die Mu'tazila bezeichnete sich selbst durch ihre Lehre als ahl al-tauhid wal-'adl أهل التوحيد والعدل / ahlu ʾt-tauḥīd wa-ʾl-ʿadl /„Bekenner der Einheit Gottes und der Gerechtigkeit“. Auch der Begriff im Plural muwahhidun steht für die Bezeichnung der Monotheisten schlechthin; er ist auch die Bezeichnung der Berberdynastie der Almohaden, al-muwahhidun / الموحّدون / al-muwaḥḥidūn, die die Lehre über die Einheit Gottes zu ihrem religiös-politischen Programm machten.
Außerdem wird der Begriff tauhid oft im Sufismus (islamische Mystik) verwendet, denn die „Einheit mit Gott“ [dies darf man nicht als "in Gott verschmelzen" verstehen, sondern hiermit ist die Auflösung des eigenen willen in Gottes willen gemeint - die Vernichtung des Egos und nur noch die Existenz Gottes] zu erlangen gilt dort als das eigentliche Ziel des Lebens. Um dorthin zu gelangen, bedarf es einer großen Anstrengung (dschihad) als Kampf gegen das eigene Innere, das sogenannte „niedere Ego“ (an-nafs al-ammara). Als höchste Stufe gilt das „reine Ich“ an-nafs al-safiya, das jedoch nur von wenigen Sufis erreicht werden kann.
[Bearbeiten] Literatur
- D. Gimaret: La doctrine d’al-Ashʿarī. Paris 1990