Tischler
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Tischler bzw. süd- und westdeutsch Schreiner ist die Berufsbezeichnung für Menschen, die im Bereich der Holztechnik Möbel, Bauelemente und Innenausbauten herstellen, ihr Arbeitsort ist die Tischlerei. Der Schutzheilige der Tischler ist St. Josef.
Das Handwerk wird grob in die Bereiche Innenausbau und Bautischlerei gegliedert.
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[Bearbeiten] Benennung
Je nach Region des deutschen Sprachgebietes hat diese Art Handwerker einen anderen Namen. Nach dem "Wortatlas der deutschen Umgangssprachen", Bern/München 1977, Karte 20, ist die regionale Verteilung wie folgt:
- in Nord- und Ostdeutschland, Österreich und Südtirol sagt man Tischler
- im Ruhrgebiet, in Hessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Baden-Württemberg und Bayern, sowie in der Deutschschweiz und Westösterreich (insbesondere Vorarlberg) sagt man Schreiner.
In der Schweiz ist Schreiner ein Überbegriff für holzverarbeitende Berufe, die Möbelschreiner (Tischler), Bauschreiner oder Zimmermann beinhalten können.
Das Wort Schreiner leitet sich von Schrein (=Truhe, Sarg, Schrank) ab, während das Wort Tischler von Tisch abgeleitet wird, wobei zu beachten ist, dass man damals unter einem Tisch eine Kiste verstand (daher auch die alternative Berufsbezeichnung Kistler).
[Bearbeiten] Berufsbild
Tischler stellen neben Möbeln wie Tischen, Stuhl, Schrank und Einbauküchen auch Ladenbauobjekte, Türen und Fenster her. Für den Innenausbau werden Einbaumöbel, Wand- und Deckenverkleidungen hergestellt und vor Ort montiert.
Das hauptsächlich zur Verarbeitung kommende Material ist Holz in seinen verschiedenen Ausprägungen (Schnittholz, Furniere). In den letzten Jahrzehnten kamen jedoch immer mehr Holzwerkstoffe (meist in Form von Plattenwerkstoffen) und Kunststoffe hinzu. Der am häufigsten verarbeitete Werkstoff ist die MDF-Platte.
Arbeitet eine Tischlerei für den Messebau, können auch Aluminiumprofilteile zugeschnitten und zusammengefügt werden. Kombiniert mit Plattenwerkstoffen entstehen hieraus zerlegbare Messestände oder Einrichtungsgegenstände im Ladenbau. Kunststoffprofile werden vor allem bei der Fensterherstellung zugeschnitten, zusammengefügt und mit Scharnieren verarbeitet.
In den 1980er und 1990er Jahren rangierte der Beruf dauerhaft unter den beliebtesten Ausbildungsberufen. Seit etwa fünf Jahren jedoch sind die Zahlen von Auszubildenden und von Ausbildungsbetrieben bundesweit um nahezu 50 % zurückgegangen. Ursachen liegen in den sich verändernden Ausbildungswünschen der Jugendlichen und in der wirtschaftlich schwierigen Situation der Ausbildungsbetriebe.
Das einstige Image des Berufes, das etwa der Ein-Mann-Möbelherstellungsbetrieb des Meisters Eder in der Fernsehserie „Pumuckl“ verkörpert hatte, beginnt sich mehr und mehr aufzulösen. Tatsächlich haben die bundesdeutschen Schreinereien/Tischlereien nurmehr rund 8 % Anteil am Möbelmarkt.
Neben den veränderten Marktbedingungen und den neu hinzugekommenen Materialien revolutionieren zusehends moderne computergestützte Fertigungstechniken (CNC) das Berufsbild.
[Bearbeiten] Aus- und Weiterbildung in Deutschland
Es besteht die Möglichkeit der Ausbildung im Handwerk zum Tischler oder in der Industrie zum Holzmechaniker. Die Ausbildung des Holzmechanikers verläuft ähnlich der einer Tischlerlehre, die im folgenden näher ausgeführt wird.
Schwerpunkte von Tischlereien in Deutschland: - Eine Möbeltischlerei baut Möbel - Eine Bautischlerei baut Fenster und Türen bzw. fertigt Arbeiten im Innenausbau wie Treppen, Böden, Wand- und Deckenverkleidungen. - Bau- und Möbeltischlereien vereinen beide Schwerpunkte. - Innenausbau, Messebau, Treppenbau, Ladenbau und Restauration werden als spezielle Schwerpunkte extra aufgeführt.
Die Ausbildung zur Tischlerin oder zum Tischler:
In Deutschland durchläuft die angehende Tischlerin oder der angehende Tischler eine dreijährige Berufsausbildung, wovon das erste Jahr als Berufsgrundbildungsjahr bzw. Berufsgrundschuljahr (BGJ) im Vollzeitunterricht an Berufsschulen stattfinden kann. Im Berufsgrundbildungsjahr findet sowohl eine theoretische wie auch praktische Ausbildung (Fachpraxisunterricht in der Werkstatt der Berufsschule) statt. Im Fachpraxisunterricht werden vor allem Grundfertigkeiten im Umgang mit Handwerkzeugen anhand der Techniken der Holzverbindungen (z.B. Zinken, Nuten, Dübeln, Überblatten) vermittelt. Das Suchen des Ausbildungsplatzes findet oft erst während des Berufsgrundbildungsjahres statt.
Zumindest das zweite und dritte Ausbildungsjahr wird in einer Tischlerei absolviert. Einen Tag in der Woche oder in Blockform einige Wochen pro Jahr findet ein Berufsschulbesuch statt. Innerhalb der Lehrzeit finden Kurse zur Oberflächenbehandlung und Maschinenlehrgänge ("TSM1, 2 und 3") statt.
Die Ausbildung endet mit dem Bestehen der Gesellenprüfung und dem Erhalt eines Gesellenbriefes. Zum Bestehen wird neben der theoretischen Prüfung und einer praktischen Prüfung auch das eigenständige Entwerfen und Anfertigen eines Einzelmöbels, eines Teiles einer Inneneinrichtung oder eines Bauteiles (Fenster, Tür oder Treppe) welches jeweils einem Kundenauftrag entspricht, gefordert. Je nach dem Schwerpunkt in der Ausbildung kann der angehende Bau- und Möbeltischler in Absprache mit dem Ausbildenden selber wählen, was gebaut wird.
Zur beruflichen Fortbildung steht der Gesellin oder dem Gesellen die Möglichkeit offen, den Meisterbrief zu erwerben oder sich in einer zweijährigen Fachschule zur Holztechnikerin oder zum Holztechniker fortzubilden.
Seit dem 14. Juli 2004 haben sich die Möglichkeiten der Fortbildung für das Tischler- und Schreinerhandwerk erweitert. Mit diesem Datum sind die drei Aufstiegsfortbildung geprüfter Kundenberater/geprüfte Kundenberaterin, geprüfter Fertigungsplaner/geprüfte Fertigungsplanerin und geprüfter Fachbauleiter/geprüfte Fachbauleiterin in Kraft getreten. Diese bundeseinheitlichen Fortbildungen sind ein Angebot an die Gesellen und Gesellinen (Funktionsebene)zur Weiterbildung im Tischler- und Schreinerhandwerk. Sie können auf Teile der Meisterprüfung angerechnet werden.
Zur beruflichen Weiterbildung gehört auch die Möglichkeit, sich als Restauratorin oder Restaurator fortzubilden.
[Bearbeiten] Arbeitsmittel
Zur täglichen Arbeit der Tischlerin und des Tischlers gehören eine Vielzahl von Handwerkzeugen, leichten Handmaschinen und schwereren Maschinen.
[Bearbeiten] Handwerkzeuge
- Hammer groß + klein
- Fäustel
- Säge + Japansäge
- Satz Stechbeitel
- Hobel(Putzhobel) + Falzhobel
- Satz Schraubendreher Schlitz, Kreuz, Torx
- Imbussatz
- Meterstab, Rollmeter
- Winkel
- Schmiege
- Bit-Box
- Versenkstifte
- Beisszange
- Wasserpumpenzange klein
- Flachzange
- Schleifklotz
- Versenker
- Holzraspel
- Eisenflachfeile
- Rundfeile-Kunstharztauglich
- Metallsäge
- Ausreiber - Versenker für Holz und Metall
- Satz Hartmetall Zentrumsbohrer 15mm-35mm
- Metallbohrerset HSS 1mm - 10mm
- Geißfuß
- Parallelanreiser
- Stechzirkel
- Stanleymesser
- Abziehstein
- Schraubzwingen 10 - 30cm
[Bearbeiten] Handmaschinen
- Kantenrunder
- Handoberfräse
- Formfederfräse
- Handhobelmaschine
- Stichsäge
- Bohrmaschine
- Bohrhammer
- Akkuschrauber
- Winkelakkuschrauber
- Handkreissäge (mit Schiene)
- Tischsäge (ev. Unterflurzugsäge)
- Schwingschleifer
- Excenterschleifer
- Handbandschleifer
- Handkreissäge
- Lamello oder Schattennutfräse
- Winkelschleifer
- Kappsäge
- Tigersäge
- Staubsauger
[Bearbeiten] Maschinen
- Formatkreissäge
- Tischkreissäge
- Pendelkreissäge
- Abrichthobelmaschine
- Dicktenhobelmaschine oder Dickenhobelmaschine
- Kettenfräse
- Langbandschleifmaschine
- Breitbandschleifmaschine
- Kantenschleifmaschine
- Bandsägemaschine
- Langlochbohrmaschine
- Reihenbohrmaschine
- Furnierpresse
- Plattensäge
- CNC-Bearbeitungszentrum
- Kantenanleimer
[Bearbeiten] Literatur
- August Graef, Carl Hettwig: Die Holzbearbeitungsmaschinen für Tischler, Bildhauer, Zimmerleute, Wagenfabrikanten und Stellmacher, Dampfschneidereien und Fräseanstalten, Goldleistenfabrikanten etc. Voigt, Weimar 1877 (Digitalisat)
- Fritz Hellwag: Die Geschichte des deutschen Tischler-Handwerks. Vom 12. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Verlags-Anstalt des Deutschen Holzarbeiter-Verbands, Berlin 1924 (Nachdruck: Ed. Libri Rari, Hannover 1995, ISBN 3-88746-333-1)
- Peter Werner Janssen: Schreiner, Zimmermann & Co. Internationale Geschichte der Holzhandwerke. Holzhandwerke ab 3000 vor Christus bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts. Selbstverlag Janssen / Museum für Holzhandwerke, Sinzig 2000, ISBN 3-00-002843-9
- Wolfgang Nutsch: Handbuch der Konstruktion: Möbel und Einbauschränke. DVA, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-03187-8
- Declan O'Donoghue (Hrsg.): Werkbuch Holz. Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4829-3 (dt. Ausgabe des Hamlyn book of woodworking)
- Holztechnik Fachkunde. 20. Auflage. Europa-Lehrmittel, Haan 2005, ISBN 3-8085-4039-7
- Heyn, Lämmerzahl, Müller-H.: Fachtechnologie Holz. Bi.Verlag EINS. Troisdorf 2005. Moderner Titel des ges. berufl. Wissens: Kundenauftrag/ Auftragsplanung/ Auftragsabwicklung/ Werkstoffe der Tischlerei/ Verbindungen/ Werkzeug u. Maschinen/ Möbel-Konstruktion u. –Fertigung/ Innen- u. Außentüren/ Fußböden/ Trennwände/ Treppen/ Fenster/ Holzschutz...