Todeszone
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Von der Todeszone sprechen Bergsteiger ab einem Bereich von etwa 7000 m. Mit zunehmender Höhe nehmen der Luftdruck, die Luftdichte, sowie die Lufttemperatur ab. Von größter Bedeutung für den Menschen ist der abnehmende Sauerstoffpartialdruck. Ab 7000 m Höhe wird in den Lungenbläschen, der kritische Sauerstoffpartialdruck von 30-35 mm Hg (40-47 hPa) unterschritten. Unterhalb dieses Wertes ist kein ausreichender Gasaustausch (Diffusion) von der Lunge ins Blut und vom Blut in die Zellen mehr möglich. Dabei treten in der Regel in dieser Höhe sehr rasch die unter "Symptome" dargestellten lebensbedrohlichen Reaktionen ein. Ohne die Zufuhr von Sauerstoff oder den raschen Transport in eine niedrigere Höhe ist in der Regel mit dem Tod zu rechnen. Wie sehr aber derartige Reaktionen von individuellen Besonderheiten abhängen, zeigt das Beispiel des Südtiroler Bergsteigers Reinhold Messner, der 1978 zusammen mit Peter Habeler erstmalig ohne zusätzlichen Sauerstoff den Mount Everest (8850 m) bestieg, sowie unter den mehr als 3.000 Everest-Besteigern (Stand 2006) mittlerweile mehr als 100 Menschen, auch Frauen, die ebenso ohne Zusatzsauerstoff den Gipfel erstiegen.
Die Höhenkrankheit kann sich vor allem in Ödemen manifestieren: das Lungenödem und das Hirnödem bedrohen den Höhenbergsteiger. Zudem verdickt sich das Blut durch die Entwässerung (Dehydration) des Körpers; in der Todeszone werden bei den anstrengenden Tätigkeiten eigentlich ca. sieben Liter tägliche Wasserzufuhr benötigt, aber die Notwendigkeit der technischen Einrichtungen, das Wasser aus Schnee zu schmelzen, die Erschöpfung und die nachlassende Aufmerksamkeit bewirken oft, dass ein bedrohlich werdender Wassermangel nicht wahrgenommen wird.
Äußerst wichtig ist eine langsame Akklimatisierung an die große Höhe. Eine Faustregel lautet: "Climb high, sleep low." Steige hoch herauf, aber schlafe tief unten. Das ist bei den Achttausendern in der Endphase eines Aufstiegsversuchs leichter gesagt als getan. Die benötigte Zeit dieser Akklimatisierung beträgt für eine Achttausender-Besteigung oftmals mehr als acht Wochen und ist unter fünf oder sechs Wochen nicht zu haben. Für jedermann, auch die Besucher von Hochgebirgsregionen, die nicht auf die Berge steigen wollen, kann die Höhe schon weitaus früher gefährlich werden. Unter anderem kann eine Unart moderner Zeiten sich per Höhenkrankheit grausam rächen: die versuchte Zeitverkürzung per Hubschrauber-Anflug. Für solche Leichtsinnigen kann ihre persönliche "Todeszone" schon bei 3000 Metern beginnen.
Die offizielle Festlegung aber spricht von 7000 Metern als derjenigen Grenze, oberhalb der auch ein optimal akklimatisierter Mensch auch ohne weitere körperlichen Anstrengungen sich nicht mehr regenerieren kann: der Körper baut unweigerlich ab, mehr oder minder schnell, sodass ein dauerhafter Aufenthalt unmöglich ist, ohne das Leben zu verlieren. Das wird unter anderem auch an dem extremen Gewichtsverlust merklich: Ersteiger eines Achttausenders haben am Ende einer mehrwöchigen Expedition mindestens 15 kg, oft aber auch 30 kg abgenommen.
Beispiele: Es sind auf der Anreisestrecke zum Mount Everest schon Trekker auf halbem Weg zwischen Lukhla und Namche Bazar in einer Höhe von 3500 Meter in Probleme gekommen, die von Lukhla aus nicht allmählich Höhe gewinnen mochten, indem sie gewandert wären: Ein Teil der Gäste nimmt lieber den Hubschrauber. Die dortigen Hotels besitzen Sauerstoffzelte, und ein Teil ihrer Gäste benötigen sie. Als die Katastrophe am Mt. Everest 1996 eintrat, gelangten Reporter des Magazins STERN mit dem Hubschrauber ohne Akklimatisierung ins Basislager in eine Höhe von 5300 Metern. Sofort setzten bei ihnen massive Symptome der Höhenkrankheit ein, Ärzte mussten ihnen zu Hilfe eilen. Anderntags mussten sie unverrichteter Dinge ins Tal abreisen, sonst hätte es weitere Tote gegeben: "unten" im Basislager auf 5300 m Höhe.
Die individuellen Voraussetzungen zum Betreten der Todeszone sind sehr unterschiedlich auf die Menschen verteilt. Nicht immer sind es die sportlichsten, die sich gut an die enorme Höhe der Todeszone anpassen können. Immer aber benötigt man einen langen zeitlichen Anlauf mit stetig gesteigerten Höhen und Belastungen, um am Ende eine Chance zu haben, die Todeszone nicht nur zu betreten, sondern sie auch lebend und ohne bleibende Schäden wieder verlassen zu können.
Die fehlende Versorgung mit ausreichend viel Sauerstoff, Wasser und Nahrung lässt den Körper sich selektiv selbst zerstören: Wenn dem Körper nicht mehr alles Notwendige zur Versorgung zur Verfügung steht, wird auf "Sparprogramm" geschaltet. Zuletzt wird das Lebenswichtigste, das Gehirn noch versorgt. Zuvor aber zieht sich der Körper aus der Versorgung der Extremitäten zurück; die Zehen und die Finger werden nicht mehr recht durchblutet, die Gefahr von Erfrierungen steigt stark an. Es ist nicht nur von außen kalt − der Körper wird auch außer Stande gesetzt, von innen gegenzuheizen, wenn es an Nahrung, Wasser und Sauerstoff, oder nur an einem hiervon mangelt.
Symptomatisch für all diese Probleme ist auch die Tatsache, dass es Dutzende von Bergsteigern gibt, die auf dem Rückweg vom Gipfel eines Achttausenders vor Erreichen sicherer Lager an den Auswirkungen der Höhe und an Erschöpfung verstarben.
Die Todeszone ist keine reißerische Erfindung, um das Hobby Bergsteigen interessant zu machen. Sie ist schon hunderten von Menschen real zum Verhängnis geworden. Die hohen Hänge der Achttausender sind gesäumt von Leichen derjenigen, die es nicht mehr in die Sicherheit zurück schafften. Extremes Höhenbergsteigen ist eine der gefährlichsten Sportarten.
[Bearbeiten] Physiologische Hintergründe
Aufgrund des herrschenden Sauerstoffmangels kommt es zu einer reflektorischen Hyperventilation, die durch vermehrtes Abatmen von CO2 zu einer respiratorischen Alkalose führt (eine Anhebung des pH-Wertes im Blut, das Blut wird entsäuert bzw. mehr alkalisch).
Dies erzeugt Kopfschmerzen, Verwirrung und Sinnestäuschungen. Durch eine gute Akklimatisierung kann die Niere diesen Effekt teilweise kompensieren, aber oberhalb der 7000 m ist auch diese Gegenregulation nicht mehr ausreichend. Außerdem kommt es aufgrund der Entwässerung ("Dehydratation") zu einer akuten Nierenleistungseinschränkung, und die metabolische Kompensierung der Alkolose (Stoffwechsel-Ausgleich fällt weg.
In Lunge und Gehirn werden die Gefäße aufgrund des Ausgleichs eng. Im Gehirn ist der niedrige CO2-Partialdruck, in der Lunge der niedrige O2-Partialdruck ausschlaggebend .
Im großen Kreislauf stellt sich aber ein hoher systolischer Blutdruck ein, wodurch es vor allem in Lunge und Hirn zum Abpressen von Flüssigkeit kommt und sich lebensgefährliche Ödeme bilden. Hier hilft nur sofortiger Abtransport in niedere Höhen, Sauerstoffbeatmung und evtl. eine Druckkammerbehandlung. Große Expeditionen führen zu diesem Zweck oft einen Gamow-Sack mit sich, der in Grenzen eine mobile Druckkammer-Funkionalität bietet.
[Bearbeiten] Symptome der Höhenkrankheit
- schwerste Kopfschmerzen
- völliger Leistungsabfall
- Verwirrtheit
- schwerer, ständiger Husten
- Herzrasen
- keine Urinausscheidung
[Bearbeiten] Weblinks
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