Unproduktive Arbeit
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Unproduktive Arbeit – besser als nichtproduktive Arbeit bezeichnet – ist umgangssprachlich Arbeit, die das dem Arbeitenden gesteckte Hauptziel nicht fördert. In der marxistischen Terminologie ist sie hingegen eine Arbeit, die keinen Mehrwert erarbeitet, sondern aus der Revenue bezahlt wird.
[Bearbeiten] Allgemeiner Sprachgebrauch
Hier werden Arbeiten zusammengefasst, die für einen ordentlichen Betriebsablauf oft sinnvoll und erforderlich sind (etwa der Pförtner, die Kantinenkraft, die Reinigungskraft, der Cheffahrer, die Bürohilfe), aber nicht direkt der (industriellen) Produktion des Unternehmens zuzuordnen sind. Nichtproduktive Mitarbeiter sollten jedoch nur in geringer Anzahl den produktiven Mitarbeitern gegenüber stehen, da sonst die wirtschaftliche Existenz des Unternehmens gefährdet ist.
Das gilt nicht nur für Unternehmen, sondern für die gesamte Volkswirtschaft. Wenn die Gesamtzahl der nichtproduktiven Menschen in einer Volkswirtschaft (z. B. durch zu viele Mitarbeiter in Verwaltungen, Behörden und Unterhaltungsindustrie oder zu viele Rentner) gegenüber der Gesamtzahl der produktiv tätigen Menschen unverhältnismäßig groß ist, kommt es durch dieses Ungleichgewicht zu einer negativen Leistungsbilanz im Außenhandel und zu gesellschaftlichen Verteilungskämpfen und -ungerechtigkeiten.
[Bearbeiten] Marxistischer Begriff
„Unproduktive Arbeit“ ist hier das Gegenteil von „produktiver Arbeit“, und diese ist alle abhängige Arbeit (Lohnarbeit), die zum Beispiel der Gutsherr oder der Kapitalist gegen Lohn leisten lässt, und von der er den Mehrwert für sich einbehält, den er entweder zur Mehrung seines Kapitals verwendet (Kapitalakkumulation) oder als Revenue konsumtiv verausgabt.
Was der Kapitalist aus dem Mehrwert als Revenue verwendet, um für seine eigene Lebenshaltung Lohnarbeit einzusetzen, vermindert den Teil des Mehrwerts, der für die Kapitalakkumulation verwendet werden kann. Die Revenue und die damit finanzierten Arbeiten sind unter dem Gesichtspunkt der Kapitalakkumulation „unproduktiv“. Nicht nur das Hauspersonal der Kapitalisten fällt darunter. Da z. B. der bürgerliche Staat nur die ausführende Agentur der Interessen des „ideellen Gesamtkapitalisten“ ist, also im Interesse aller Kapitalisten Ordnung hält, fällt auch alle Arbeit von dessen Beamten, Richtern, Soldaten, Angestellten und Arbeitern in die Kategorie der „unproduktiven Arbeit“. Unproduktive Arbeit heißt hier, dass sie nicht unmittelbar Mehrwert schafft. Sie ist aber sehr wohl für den Kapitalismus nützlich, wenn etwa Polizisten und Soldaten das kapitalistische Eigentum schützen.
Als unproduktive Arbeit wird auch die Arbeit, die im Dienste des Handelskapitals (z.B. Verkäuferin) oder des Geldkkapitals (z.B. Bankbeamter) verrichtet wird, genannt. Die Begründung ist, dass nach Marx beim Handelskapital und beim Geldkapital nicht unmittelbar Mehrwert entsteht, vielmehr gibt das "produktive" Kapital einen Teil seines Mehrwerts an das "unproduktiven" Kapital für dessen Dienste ab.