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Arbeit (Philosophie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Arbeit als sozialwissenschaftlich-philosophische Kategorie erfasst alle Prozesse der bewussten schöpferischen Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur und der Gesellschaft. Sinngeber dieser Prozesse sind die aus freiem Willen selbstbestimmt und eigenverantwortlich handelnden Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Anschauungen im Rahmen der aktuellen Naturgegebenheiten und gesellschaftlichen Arbeitsbedingungen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zweck und Ziel der Arbeit

Menschen suchen mittels Arbeit unterschiedliche, auch divergierende Ziele zu erreichen. Auf der Abstraktionsebene der "Kategorie Arbeit" wird deutlich, dass der Mensch in allen Gesellschaftssystemen - unter Aufhebung systemimmanenter Widersprüche - stets folgende übergeordnete Ziele verfolgt:

[Bearbeiten] Arbeit als Gegenstand philosophischer Theorien

Wer sich mit dem Begriff "Arbeit" vom philosophischen Standpunkt aus beschäftigt, stößt auf ein Dilemma: Obwohl die "Arbeit" in ihrer Formenvielfalt eine Konstante des menschlichen Daseins ist, gibt es nur wenig namhafte Philosophen, die sie aus der Ökonomie, Ethik oder Theologie herausgehoben haben. Platon sah für seine "bewusste schöpferische Auseinandersetzung mit der Natur und der Gesellschaft" die Muße als Grundbedingung. Von der Antike bis ins Mittelalter galt: Nur wer sich alltäglichen Mühen und Arbeitszwängen entzieht, hat Zeit, seinen Bedürfnissen zu frönen, und den Kopf frei für neue Erkenntnisse und kreatives Handeln. Diese Auffassung ist heute noch unter dem Aspekt nachvollziehbar, dass unter Zwang die hinreichende Kreativität und der Bedürfnisbezug der Arbeit verloren gehen.

Aristoteles kommt mit einer Kategorie im Sinne von "Tun/Bewirken" der "Arbeit" recht nah, wobei sich diese Kategorie aber auf die Natur insgesamt bezieht. Überwiegend wird "menschliche Arbeit" jedoch im Zusammenhang mit oder sogar als Synonym für "Tätigkeit" bzw. "Tat", "Produktion", "nützliche Arbeit", "Beruf", "Erwerbstätigkeit", "Dienst für die Gemeinschaft" usw. partiell abgehandelt (vgl. Arbeitssoziologie).

Im Mittelalter wurde die Philosophie der Arbeit meist als theologische Debatte geführt (vgl. Benedikt von Nursia). Deutsche Philosophen des 18. und 19. Jahrhunderts definierten die Arbeit moralphilosophisch und erklärten sie zur sittlichen Pflicht und Existenzbedingung des menschlichen Daseins (vgl. Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder, Georg Wilhelm Friedrich Hegel oder Johann Gottlieb Fichte). Gleichzeitig kamen zunehmend ökonomische und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge ins Blickfeld (vgl. David Hume, Adam Smith, David Ricardo).

Friedrich Engels und Karl Marx stützten ihre Gesellschaftsanalyse und Kritik der politischen Ökonomie mit einer entwickelten Arbeitsphilosophie ab. In Auseinandersetzung damit sind im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Philosopheme zur "Arbeit" entwickelt worden (vgl. Ernst Bloch, Max Weber).

In ihrem Werk „Vita activa oder vom tätigen Leben“ unterscheidet Hannah Arendt drei Tätigkeiten - arbeiten, herstellen und handeln. Ohne Geräte bzw. Werkzeuge, die der „homo faber“ herstellt, „um die Arbeit zu erleichtern und die Arbeitszeit zu verkürzen, könnte auch menschliches Leben nichts sein als Mühe und Arbeit.“ (Vita activa, S. 211) Der animal laborans ist derjenige, der nur arbeitet. Für ihn ist es „wie ein Wunder, daß es als Mensch auch und zugleich ein Wesen ist, das einen Welt kennt und bewohnt; vom Standpunkt des homo fabers ist es wie ein Wunder, wie eine Offenbarung eines Göttlichen, daß es in dieser von ihm hergestellten Welt so etwas wie Sinn geben soll.“ (S. 301)

Für Arendt stellt das Handeln und Sprechen die „höchsten und menschlichsten Tätigkeiten der Vita activa“ (S. 212) dar. Aber schon damals schreibt Arendt, in „ihrem letzten Stadium verwandelt sich die Arbeitsgesellschaft in einen Gesellschaft von Jobholdern, und diese verlangt von denen, die ihr zugehören, kaum mehr als ein automatisches funktionieren, als sei das Leben des Einzelnen bereits völlig untergetaucht in den Strom des Lebensprozesses, der die Gattung beherrscht, und als bestehe die einzige aktive, individuelle Entscheidung nur noch darin, sich selbst gleichsam loszulassen, seine Individualität aufzugeben, bzw. die Empfindungen zu betäuben, welche noch die Mühe und Not des Lebens registrieren, um dann völlig »beruhigt« desto besser und reibungsloser »funktionieren« zu können.“ (S. 410f)

Arendt formuliert schon 1958 folgende These: „Was uns bevorsteht, ist die Aussicht auf einen Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht. Was könnte verhängnisvoller sein?“ (S. 13)

Heute sehen Systemtheoretiker "menschliche Arbeit" unter dem - einer philosophischen Kategorie - adäquaten Aspekt, nämlich als abstrakten Begriff für die von Menschen bewusst ausgeführten Interaktionen in sozialen und soziotechnischen Systemen, welcher Art auch immer diese Arbeitssysteme sein mögen. Der soziologische Systembegriff geht auf Talcott Parsons zurück, der in Handlungen (Arbeitsprozessen) die konstitutiven Elemente sozialer Systeme erkannte. Abweichend davon sah Niklas Luhmann in den Kommunikationsbeziehungen die bestimmenden Elemente und hob diese aus den Handlungen hervor. Mit dieser Auffassung ist Luhmann in der Tendenz idealistisch und leugnet die Tatsache, dass Kommunikationsprozesse als Teil übergeordneter Arbeitsprozesse zwar notwendige, aber keine hinreichenden Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung sozialer Systeme sind.

[Bearbeiten] Historischer Aspekt der Arbeit

Menschen setzen die Produktivkräfte ihrer Gesellschaftssysteme in "Arbeitsprozessen" frei. Sie gestalten diese Prozesse arbeitsteilig nach den Regeln und Gesetzen der Systeme, in denen sie jeweils leben und zusammen arbeiten. Dabei bewegen sie sich in Systemstrukturen, in denen sie die Aneignung und Nutzung der Arbeits-Ressourcen und die Verteilung der Arbeits-Resultate - je nach Kultur-Epoche oder Staatsform - geordnet haben. Diese Strukturen überformen Zweck und Ziel der "Arbeit" ökonomisch, ethisch und politisch. Die Arbeit erfährt dadurch eine historische Ausprägung.

Durch die Arbeit und die daraus entstandenen kulturellen und technischen Entwicklungen ist es den Menschen bisher nicht nur gelungen sich in der Natur zu behaupten, sondern die Produktivkräfte durch überschießendes Wachstum dermaßen zu stärken, dass daraus ernste Gefahr für den weiteren Bestand der Menschheit droht. Dieser historische Aspekt der Arbeit rückt seit Mitte des 20. Jahrhunderts nach und nach in das Bewusstsein jener Menschen, die Arbeit nicht nur als Tätigkeit oder Produktionsfaktor begreifen.

Eine besondere historische Dimension erhält die Arbeit durch den Entwicklungsstand der Technik. Der Mensch setzt in Arbeitsprozessen - je nach Können und Vermögen - außer seiner Arbeitskraft die leistungsstärksten, neuesten Arbeitsmittel ein, um die Qualität und Produktivität seiner Arbeit sicherzustellen oder zu steigern. Je technisierter und vernetzter die Arbeitsmittel in soziotechnischen Systemen jedoch sind, umso weniger menschliche Arbeitskraft wird in den Arbeitsprozessen anteilig benötigt. Daraus erwachsen Situationen, in denen Menschen in Arbeitssystemen freigesetzt werden oder möglicherweise von der Teilnahme an bestimmten Arbeitsprozessen sozial ausgegrenzt sind. Soweit es sich dabei um Erwerbsarbeit handelt, wird das unter dem Begriff "Arbeitslosigkeit" subsumiert. Oft liegen Freisetzungsgründe ursächlich im Verhalten oder Können betroffener Personen. Durch individuelle Anstrengungen (Arbeit) können Betroffene solche Freisetzungen bzw. Ausgrenzungen überwinden oder umgehen, wenn sie in bestimmten Arbeitssystemen, z.B. in Betrieben, Vereinen, Familien, Parteien, Glaubensgemeinschaften, etc., mitwirken wollen. Objektiv gesehen sind bewusst handelnde Menschen im Sinne der "Kategorie Arbeit" auch in Lebenssituationen der "Arbeitslosigkeit" nicht arbeitslos.

Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen kann es jedoch auch strukturelle Gründe für "Arbeitslosigkeit" geben, z.B. in Folge zunehmender Automatisierung und Produktivitätssteigerungen. Die Entwicklung oder Instandhaltung komplexer technischer Systeme bietet zwar gut ausgebildeten, qualifizierten Arbeitskräften ggf. neue Arbeitsperspektiven. Diese reichen aber zur Kompensation der entfallenen Erwerbsarbeit nicht aus. In höherentwickelten Industriestaaten hat die Produktivität Ende des 20. Jahrhunderts einen Stand erreicht, der es erlaubt mehr als ein Drittel der Staatsbevölkerung sozial von der Erwerbsarbeit auszugrenzen. Die Beseitigung dieses Zustands wird als eine der Hauptaufgaben verantwortungsvoller Staatsführungen angesehen.

In unserer Gesellschaft stehen noch viele offene Aufgaben im sozialen und kulturellen Bereich deutlich wahrnehmbar zur Bearbeitung an. Durch die Entwicklung neuer und verbesserter Finanzierungsmodelle könnte hier auf sozialstaatlicher Grundlage vermehrt Erwerbsarbeit generiert werden, die den Beschäftigten nicht nur soziale Anerkennung, sondern auch ein leistungsförderndes, sozial ausgewogenes Arbeitseinkommen bietet.

Im Industriezeitalter haben die Menschen Organisationsformen entwickelt, um die Aneignung und Nutzung der Arbeits-Ressourcen und die Verteilung der Arbeits-Resultate durch institutionalisierte Arbeitskämpfe sozial gerechter und volkswirtschaftlich effektiver zu gestalten. Aus der Geschichte der Arbeitskämpfe kann abgeleitet werden, dass die Einführung neuer Arbeitszeitmodelle zur Reduzierung und gleichzeitigen Flexibilisierung der Arbeitszeit probate Wege zur mittelfristigen Umverteilung der Erwerbsarbeit und Überwindung der Massen-Arbeitslosigkeit sind. Außerdem gilt es noch brachliegende oder neue Felder der Erwerbsarbeit für die Gesellschaft zu erschließen, z.B. im Erziehungs- und Bildungswesen, in Wissenschaft und Forschung, in der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft, bei der Entwicklung und weltweiten Einführung umweltschonender Technologien. Denkbar wären aber auch verstärkte Bemühungen zur Eroberung des Weltraums, um ggf. extraterrestrische Ressourcen zu erkunden und zu nutzen.

Trotz alle dem gilt auch für die "Kategorie Arbeit" das, was z. B. Karl Popper in "Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde" intendierte, als er sich für die Demokratie einsetzte: Der aus freiem Willen selbstbestimmt und eigenverantwortlich handelnde Mensch ist eine allgemeingültige Grundbedingung für die "bewusste schöpferische Auseinandersetzung mit der Natur und der Gesellschaft". Sklaven, Zwangsarbeiter oder im Kadavergehorsam verhaftete Soldaten nehmen im Rahmen eng gesetzter Aufträge bzw. Befehle die Rolle fremdbestimmter "Arbeitsmittel" bzw. "Waffen" ein, die ihren Macht- bzw. Befehlshabern mit Körperkraft und Intelligenz nützliche Dienste erweisen. Gemäß der "Kategorie Arbeit" sahen die Römer in ihren Sklaven keine Menschen, sondern sprechende Werkzeuge.

[Bearbeiten] Von Karl Marx eingeführte Arbeitsaspekte und -Begriffe

Karl Marx und Friedrich Engels analysierten die Arbeit unter philosophischen, entwicklungsgeschichtlichen, ökonomischen und sozialen Aspekten. Eine ausführliche Darstellung des Arbeitsprozesses findet sich in Das Kapital Band I; Fünftes Kapitel; Arbeitsprozess und Verwertungsprozess. Unter 1. Arbeitsprozess heißt es da einleitend:

"Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur, ein Prozeß, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit."

Die Marx'sche Definition der "Kategorie Arbeit" als Stoffwechselprozess des Menschen mit der Natur ist unvollständig, was zu Unschärfen und Widersprüchen in seiner Analyse des gesellschaftlichen Produktionsprozesses führte. Marx unterscheidet zwischen produktiver Arbeit der "unmittelbaren Produzenten" einerseits, und nützlicher Arbeit andererseits. Er verkennt dabei den übergeordneten Systemzusammenhang, nach dem für den arbeitenden Menschen Natur und Gesellschaft eine Einheit bilden. Richtig ist, dass der Mensch nicht nur im Stoffwechselprozess mit der Natur und mit den daraus gewonnenen materiellen Gütern produktiv arbeitet, sondern die schöpferische Auseinandersetzung auf intellektueller und gesellschaftlicher Ebene und die damit verbundenen kommunikativen und sozialen Handlungen ebenso produktiv sind und produktivitätssteigernd wirken können.

Einige Arbeits-Aspekte und -Begriffe, die Karl Marx in den Schriften Zur Kritik der politischen Ökonomie und in seinem Hauptwerk Das Kapital näher beschrieben hat, sind ebenfalls von allgemeinerer Bedeutung und bis heute Gegenstand philosophischer, sozialwissenschaftlicher und politischer Diskurse.

[Bearbeiten] Konkrete Arbeit

Arbeitende Menschen führen immer konkrete Tätigkeiten aus und leisten damit i. d. R. zweckmäßige, zielgerichte "konkrete Arbeit" (Karl Marx nennt es "konkrete nützliche Arbeit"). Entsprechend den Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bedürfnissen der einzelnen Menschen und ihrer individuellen Lebenssituationen ist "konkrete Arbeit" nach Form und Inhalt unendlich vielfältig. Auch unter dem Aspekt der individuellen Zweckmäßigkeit und Zielsetzung bestimmt der arbeitende Mensch, welche "konkrete Arbeit" durch ihn zu leisten ist. "Konkrete Arbeit" erfordert vom arbeitenden Menschen den Einsatz seiner Arbeitskraft, das heißt immer ein gewisses Quantum an "lebendiger Arbeit", sowie die Bereitstellung und Nutzung "vergegenständlichter Arbeit" in Form notwendiger Produktionsmittel. Durch den Gebrauch und die Verarbeitung der Produktionsmittel entstehen ihm dabei in der warenproduzierenden Gesellschaft Kosten. Dafür gehören ihm die Ergebnisse seiner "konkreten Arbeit". Als Eigentümer des Arbeitsergebnisses verfügt er - je nach Grad der Zielerreichung - über einen Gebrauchswert, der sich individuell aus seiner persönlichen Bedürfnislage und ideellen Wertschätzung ergibt, unabhängig vom Aufwand oder irgendwelchen anlegbaren Marktpreisen. Über die "konkrete Arbeit" schreibt Karl Marx (siehe Das Kapital, Band I, 1. Kapitel):

"Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln."

[Bearbeiten] Abstrakte Arbeit

Der von Karl Marx postulierte "Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit" beruht auf der Tatsache, dass der mittels "konkreter Arbeit" geschaffene Gebrauchswert einer Ware zwar die Grundvoraussetzung zu deren Vermarktung überhaupt ist, damit aber noch keine Aussage über die Höhe des Tauschwerts vorliegt. Der materialistischen Weltsicht zufolge entspringt jedoch auch der Tauschwert einer Ware primär der dafür aufgewendeten Arbeit. Deshalb führte Karl Marx den Begriff der "abstrakten Arbeit" ein. Zum Doppelcharakter der Arbeit schreibt er (siehe Das Kapital, Band I, 1. Kapitel):

  • "Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert."
  • "Alle Arbeit ist andererseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besonderer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte."

Ausgehend von der "abstrakten Arbeit", die selbst den Charakter des Tauschwertes in sich trägt, entwickelte Karl Marx die Arbeitswerttheorie, die in der Volkswirtschaftlehre heute als weitgehend widerlegt gilt. Allerdings spielt die "abstrakte Arbeit" bei der Arbeitswertbestimmung im Rahmen von Lohn- und Gehaltstarifen auch jetzt noch eine grundlegende Rolle.

[Bearbeiten] Lebendige und vergegenständlichte Arbeit

Die Tätigkeit des Menschen in laufenden Arbeitsprozessen bezeichnete Karl Marx als "lebendige Arbeit", wogegen er unter dem Begriff "vergegenständlichte Arbeit" im weitesten Sinne alle Gebrauchswerte subsumiert, die Menschen hergestellt haben. Die "vergegenständlichte Arbeit", d. h. die Produkte der Arbeit verbraucht bzw. verzehrt der Mensch entweder als Konsumgüter, oder er verwendet sie in Arbeitsprozessen als Produktionsmittel. Im Gegensatz zur "lebendigen Arbeit" stellt die in den Produktionsmitteln "vergegenständlichte Arbeit" ein ruhendes Arbeitskraft-Potenzial dar, das der Mensch mehr oder weniger zweckmäßig in Arbeitsprozessen nutzt und damit aktiviert. Die besondere Bedeutung der Produktions- bzw. Arbeitsmittel für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft erkannte Karl Marx in der Tatsache, dass sie Kondensatoren und Akkumulatoren für zurückliegende Arbeitleistungen sind, die die Menschen in späteren Arbeitsprozessen mit erhöhter Produktivität durch "lebendige Arbeit" wieder freisetzen können.

[Bearbeiten] Entfremdete Arbeit

Karl Marx analysierte in seiner "Kritik der politischen Ökonomie", dass unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen die doppeltfreien Lohnarbeiter gezwungen sind, ihre Arbeitskraft an die Eigentümer der Produktionsmittel zu verkaufen. Damit nimmt die Arbeitskraft Warencharakter an. Der Preis der Arbeitskraft bzw. Lohn stellt sich unter Marktbedingungen entsprechend Angebot und Nachfrage ein. "Konkrete Arbeit", die der Lohnarbeiter leistet, wird dadurch zu "entfemdeter Arbeit". Für einen lohnabhängigen Menschen ist der Zweck und das primäre Ziel seiner "entfremdeten Arbeit" der Arbeitslohn, also Geld. Lohnarbeiter interessiert daher die Werthaltigkeit der Arbeitsergebnisse, die sich in der Qualität, in den Kosten und in den Preisen der hergestellten Waren und Dienstleistungen manifestiert, eigentlich nur unter Aspekten der Lohnsicherheit und Arbeitsplatzerhaltung. Eine durchaus vergleichbare Interessenlage findet sich auf Seiten der angestellten Manager, die mit hohen Einkommen nichts anderes als "entfremdete (geistige) Arbeit" leisten und i. d. R. nur bereit sind Verantwortung für die ökonomischen, ökologischen und sozialen Folgen ihrer Entscheidungen zu übernehmen, wenn sie der ordnungspolitische Rahmen staatlicher Gesetze mit entsprechenden Strafverfolgungsmaßnahmen dazu zwingt.

[Bearbeiten] Arbeit als Menschenrecht

Die fortschreitende Automatisierung der Arbeitsprozesse führt in den hochentwickelten Industriestaaten zu einem anhaltenden Verfall der Arbeitskraft-Nachfrage. In der Tendenz bewirken die Marktgesetze, dass durch Automatisierung die Quantität der "entfremdeten Arbeit" abnimmt, die Arbeitslosigkeit steigt und die Reallöhne auf Seiten der Arbeitnehmer sinken. Im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft ist es daher eine der wichtigsten Aufgaben des Staates die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen mittels wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischer Maßnahmen so zu gestalten, dass daraus keine gesellschaftsgefährdenden Strukturkrisen auf dem Arbeitsmarkt entstehen.

In der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" ist das Recht auf Arbeit im Artikel 23 erklärt. 1

(1) Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.
(2) Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
(3) Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.
(4) Jeder hat das Recht, zum Schutze seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.

In der sächsischen Verfassung ist das Recht auf Arbeit im Artikel 7 Menschenwürdiges Dasein als Staatsziel ebenfalls verankert. 2

(1) Das Land erkennt das Recht eines jeden Menschen auf ein menschenwürdiges Dasein, insbesondere auf Arbeit, auf angemessenen Wohnraum, auf angemessenen Lebensunterhalt, auf soziale Sicherung und auf Bildung, als Staatsziel an.
(2) Das Land bekennt sich zur Verpflichtung der Gemeinschaft, alte und behinderte Menschen zu unterstützen und auf die Gleichwertigkeit ihrer Lebensbedingungen hinzuwirken.

Das Recht auf Arbeit beinhaltet nicht das Recht auf einen Arbeitsplatz.

[Bearbeiten] Siehe auch

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Arbeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Literatur

  • Hannah Arendt: Vita activa oder Vom tätigen Leben. München, 2002 ISBN 9-783-49223623-2
  • Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution., Verlag C.H. Beck 1980, ISBN 3406476457
  • Heinz-J. Bontrup: Arbeit, Kapital und Staat. - Plädoyer für eine demokratische Wirtschaft. PapyRossa-Verlag Köln. Zweite Auflage 2005. ISBN 3-89438-326-7
  • Manfred Brocker: Arbeit und Eigentum. Der Paradigmawechsel in der neuzeitlichen Eigentumstheorie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992.
  • Arne Eggebrecht, Jens Flemming, Gert Meyer, Achatz v. Müller, Alfred Oppolzer, Akos Paulinyi, Helmuth Schneider: Geschichte der Arbeit. Vom Alten Ägypten bis zur Gegenwart. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1980, ISBN 3462013823.
  • Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigener Anschauung und authentischen Quellen., Dietz-Verlag, Stuttgart 1892 (Neu herausgegeben von Walter Kumpmann bei DTV, München 1987, ISBN 3423060123)
  • Wulf D. Hund: Stichwort Arbeit: Vom Banausentum zum travail attractif. Distel Verlag, Heilbronn 1990, ISBN 3-923208-21-9
  • Ernst Lohoff, Norbert Trenkle, Karl-Heinz Lewed, Maria Wölflingseder (Hg.): Dead Men Working. Gebrauchsanweisungen zur Arbeits- und Sozialkritik in Zeiten kapitalistischen Amoklaufs. 2004. ISBN 3-89771-427-2
  • Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie.
    • Band I: Der Produktionsprocess des Kapitals., Verlag von Otto Meissner, Hamburg 1867
    • Band II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. (Herausgegeben von Friedrich Engels), Verlag von Otto Meissner, Hamburg 1885
    • Band III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion, Kapitel I bis XXVIII. (Herausgegeben von Friedrich Engels), Verlag von Otto Meissner, Hamburg 1894
  • Talcott Parsons: Das System moderner Gesellschaften., 6. Auflage, Juventa, 2003, ISBN 3779907100
  • Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.
    • Band I: Der Zauber Platons., Francke Verlag, Bern 1957
    • Band II: Falsche Propheten - Hegel, Marx und die Folgen., Francke Verlag, Bern 1958
  • Jörg Reitzig: Gesellschaftsvertrag, Gerechtigkeit, Arbeit, Münster 2005: Verlag Westfälisches Dampfboot, ISBN 3-89691-611-4
  • Holger Schatz: Arbeit als Herrschaft. Die Krise des Leistungsprinzips und seine neoliberale Rekonstruktion., 2004, ISBN 3-89771-429-9
  • Eberhard Straub: Vom Nichtstun. Leben in einer Welt ohne Arbeit. Berlin 2004, wjs-Verlag, ISBN 3-937989-02-1
  • Hans Uske: Das Fest der Faulenzer. Die öffentliche Entsorgung der Arbeitslosigkeit., Duisburg, ISBN 3-927388-47-5

[Bearbeiten] Weblinks

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