Wahnbachtalsperre
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Daten | |
Bauzeit: | 1955–1958 |
Höhe über Gewässersohle: | 46,5 m |
Höhe über Gründungssohle: | 53 m |
Höhe der Dammkrone: | 126,1 m ü. NN |
Speicherraum: | 41,4 Mio. m³ |
Gesamtstauraum: | 43,18 Mio. m³ |
Stauziel: | 124 m ü. NN |
Wasseroberfläche bei Vollstau: | 255 ha (andere Angabe: 199 ha) |
Dammvolumen: | 1.016.000 m³ |
Kronenlänge: | 379 m |
Kronenbreite: | 7,55 m |
Böschungsneigung luftseitig: | 1:1,5 – 1:1,75 |
Böschungsneigung wasserseitig: | 1:2 – 1:2,5 |
Einzugsgebiet: | 69 km² |
Bemessungshochwasser: | 110 m³/s |
Die Wahnbachtalsperre liegt in Siegburg-Seligenthal im nordrhein-westfälischenen Rhein-Sieg-Kreis und dient der Trinkwasserversorgung. Der Stausee wird durch den Wahnbach gespeist.
Die Talsperre sowie die Trinkwasserversorgung, wurde am 28. April 1958 vom damaligen Ministerpräsidenten Fritz Steinhoff in Betrieb genommen. Der am 12. Juni 1953 gegründete Wahnbachtalsperrenverband (WTV) versorgt nun mehr als 780.000 Einwohner in der Bundesstadt Bonn, im Rhein-Sieg-Kreis und im Landkreis Ahrweiler mit Trinkwasser, wobei dies aber auch teilweise durch Grundwasser aus dem unteren Siegbereich geschieht. Die größte Errungenschaft des WTV ist die Aufbereitungsanlage auf den Siegelsknippen, die mit nur geringem Zusatz von chemischen Mittel Trinkwasser höchster Qualität produziert. Zum jährlich veranstalteten Tag der offenen Tür kommen immer Vertreter ausländischer Wasserversorgungsunternehmen, um eine der modernsten Trinkwasseraufbereitungsanlagen der Welt zu begutachten.
Das Absperrbauwerk der Talsperre ist ein 53 m hoher Staudamm.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Bevor die Wahnbachtalsperre gebaut wurde, befanden sich im heutigen Stauraum die „Lüttersmühle“, das Gasthaus „Wahntaler Schweiz“ sowie zwei landwirschaftliche Anwesen – „Hillenbach“ und „Petershof“. Diese mussten umgesiedelt werden. Am Einlauf des Wahnbaches, wo die heutige Vorsperre steht, befand sich die Gaststätte „Herkenrather Mühle“. Das Gebäude wurde durch den Wahnbachtalsperrenverband (WTV) über mehrere Jahre als Versuchsanlagen für Phosphor-Eliminierungsanlagen genutzt. Die Zweckbestimmung der Talsperre sollte sein:
- die Versorgung der von Bonn, Siegburg, dem Siegkreis und dem Landkreis Bonn mit Trinkwasser und des in Siegburg ansässigen Industrieunternehmens, die Chemie-Faser AG, mit Brauchwasser
- die Abgabe von Zuschusswasser bei Niedrigwasserführung der Sieg
- der Hochwasserschutz im unteren Wahnbachtal und
- die Erzeugung von Wasserkraft
Das am 12. November 1955 verliehene Wasserrecht erlaubt eine jährliche Entnahme von 28,1 Mio m³.
[Bearbeiten] Aufbau
Das Bauwerk der Talsperre besteht aus einem Grundablassstollen, Entnahmeturm, Herdmauer-Kontrollstollen und dem eigentlichen Sperrbauwerk. Das Dammbauwerk wurde aus einer Schüttung von Grauwackestein errichtet. Diese bekam eine Außenhautabdichtung aus Asphaltbeton. Die übrigen Bauwerke wurden aus Beton errichtet. Im Januar 1955 begannen die Arbeiten am Dammbauwerk. Zwischen April und August 1955 wurden die Arbeiten am Herdmauer-Kontrollstollen, am wasserseitigen Dammfuß und die Hochwasserentlastung mit der Schussrinne ausgeführt. Damit der Wahnbach während der Baumaßnahme nicht zu Überflutungen führte, wurde er durch einen Umleitungsstollen am Dammbauwerk vorbeigeführt.
Von September 1955 bis Juni 1956 wurde das Dammbauwerk durch Aufschüttung von Steinschüttmaterial aus dem nahe liegenden Steinbruch (bei der Ortschaft Pinn) errichtet. Dabei lag die tägliche Leistung bei 8.600 m³. Am 19. Juni 1956 wurde Richtfest gefeiert. Danach wurde innerhalb von fünf Monaten die Oberflächenabdichtung mit Asphalt wasserseitig aufgebracht. Am 20. Dezember 1956 wurde durch Schließung der Absperrklappen der Einstau des Wahnbaches begonnen.
Unterhalb des Absperrbauwerkes befindet sich ein Maschinenhaus mit Pumpen für die Förderung des Rohwassers zur Trinkwasseraufbereitungsanlage Siegelsknippen.
[Bearbeiten] Vorsperre
Am oberen Zulauf des Wahnbachtalsperrensees, nahe der „Herkenrather Mühle“, befindet sich ein weiteres Absperrbauwerk – das Vorbecken. Hier wird das Wasser für das Hauptbecken vorgeklärt (Phosphor-Eliminierungsanlage).
Durch intensive landwirtschaftliche Düngung und Nutzung der Flächen im Einzugsgebiet des Wahnbaches entstand eine Massenentwicklung von Algen im Stausee. Dies nennt man Eutrophierung. Die Ursache dafür lag in den ausgelösten Nährstoffen, überwiegend durch hohe Konzentration von Phosphor. Durch die weitgehende Vorbehandlung der Zuflüsse wird den Algen die Lebensgrundlage entzogen und die im Stausee produzierte Biomasse reduziert. Hierfür werden die Phosphorverbindungen reduziert, die mineralischen Trübstoffe und organischen Verbindungen entfernt sowie Algen und Plankton verringert. Anfangs wurde mit einer Versuchsanlage in der „Herkenrather Mühle“ begonnen. Diese hatte eine Durchsatzleistung von 1 m³/h. Heute hat die Anlage einen Durchsatz von ca. 18.000 m³/h.
[Bearbeiten] Sicherheit
Stauseen nehmen mit ihren Absperrbauwerken eine Sonderrolle im Hinblick auf die Überwachung im laufenden Betrieb ein. Jedes Staubauwerk muss aufgrund seiner Konstruktion und Lage als Einzelbauwerk betrachtet werden. Hierfür ist ein individuell angepasstes Überwachungssystem erforderlich. Die Überwachung findet in Abstimmung mit der staatlichen Aufsichtsbehörde statt. Dies liegt in NRW bei den Staatlichen Umweltämtern.
Einmal im Jahr findet eine Talsperrenschau statt. Die Aufsichtsbehörde besichtet mit dem Betreiber den Staudamm mit den dazugehörenden Anlagen. Dieses ist im Monat Juni 2006 geschehen. Jährlich muss für jede Talsperre ein Sicherheitsbericht erstellt werden. Grundlage für den Bericht ist das vom DVWK (Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau) herausgegebene Merkblatt 231 „Leitfaden Sicherheitsbericht Talsperren“.
Für jede Talsperre existiert ein „Talsperrenbuch“ mit folgenden Bestandteilen:
- Angaben und Entscheidungen aus der Planungs- und Bauzeit
- Zusammenstellung der Antrags und Genehmigungsunterlagen der Wahnbachtalsperre
- Beschreibung der Gesamtanlage
- Beschreibung der Einzelbauwerke
- Betrieb und Unterhaltung
- Zeichnerische Darstellung
[Bearbeiten] Hochwasserschutz
Neben der Trinkwassergewinnung stellt der Hochwasserschutz eine wichtige Aufgabe der Talsperre dar. Um das auftretende Hochwasser aufnehmen zu können, wird ein Speichervolumen festgelegt, dass in einem vorgeschriebenen Zeitraum freizuhalten ist. Dies sind die Monate zwischen November und März. Für die Wahnbachtalsperre ist ein Volumen von 2 Mio m³ vorzuhalten. Wird das Volumen vollständig beansprucht und der Zulauf hält weiterhin konstant hoch an, wird dass überschüssige Wasser kontrolliert über die Hochwasserentlastungsanlage an das Unterwasser abgeleitet.
[Bearbeiten] Wassergewinnungsgebiete
Das Hauptwassergewinnungsgebiet der Wahnbachtalsperre liegt zwischen Wiehl-Drabenderhöhe im Nordosten, Hennef/Much im Südosten sowie Siegburg/Seelscheid im Nordwesten. Sie wird überwiegend durch den Wahnbach mit seinen Zuläufen und dem Wendbach gespeist.
Zur weiteren Wassergewinnung besteht ein Grundwasserwerk im Bereich des Hennefer Siegbogens sowie dem Grundwasserwerk Untere Sieg in Meindorf.
[Bearbeiten] Wahnbachtalsperre
Der durchschnittliche Talsperreninhalt beträgt 34 Mio m³ im Jahr. Das Wasserrecht erlaubt eine jährliche Entnahme von 28,1 Mio m³ aus der Talsperre. Somit ist eine gesicherte Reserve vorhanden. Die Gewässergüte wird beeinflusst durch die anorganischen Parameter der Phosphorkonzentration. Sie ist im Wahnbach und den übrigen Zuflüssen stark rückläufig.
[Bearbeiten] Untere Sieg
Am 3. März 2000 wurde dem Verband eine wasserrechtliche Bewilligung zur Entnahme von 20 Mio. m³/Jahr, für die Dauer von 40 Jahren, erteilt. Die Grundwasserstände werden regelmäßig überwacht. Wöchentlich an 82 Meßstellen, monatlich an 103 Messstellen sowie halbjährlich an 207 Messstellen.
[Bearbeiten] Hennefer Siegbogen
Am 11. Mai 1978 wurde für diesen Bereich dem Verband die wasserrechtliche Bewilligung zur Entnahme von 13,3 Mio. m³/Jahr erteilt. Diese ist bis zum 31. Dezember 2008 gültig. Auch hier wird an vielen Stellen der Grundwasserspiegel beobachtet. Wöchentlich an 46, monatlich an 65 sowie halbjährlich an 161 Messstellen.
Die Grundwasserströmung und die Grundwasserstände werden durch die Wasserstände der Sieg und Rhein sowie der Morphologie der grundwasserführenden Untergründe beeinflusst. Die Förderbrunnen erzeugen im Grundwasserspiegel einen erkennbaren Absenktrichter der aber nur geringe Ausdehnung hat. Die Rohwassergüte des Grunwassers ist abhängig von der Nitrat-Konzentration und hat eine sinkende Dendenz. Rund um die Wassergewinnungsanlagen besteht ein Wasserschutzgebiet. Dieses wird in verschiedene Zonen eingeteilt.
[Bearbeiten] Trinkwasseraufbereitung
Bei der Aufbereitung von Talsperrenwasser zu Trinkwasser müssen alle im Talsperrenwasser enthaltenen Inhaltsstoffe, die im Trinkwasser nicht enthalten sein dürfen, entfernt werden. Die unerwünschten Inhaltsstoffe gelangen durch Einschwemmen aus den Zuflüssen der Talsperre ins Talsperrenwasser oder bilden sich hier durch Wachstum und Abbau von Algen und anderen Wasserorganismen.
Zu den unerwünschten Inhaltsstoffen im Talsperrenwasser gehören:
[Bearbeiten] Gelöste Stoffe
- Humusstoffe (ungifte, braune Stoffe, stören bei der Desinfektion)
- Eisen und Mangan (ungiftige, braunfärbende Stoffe, stören bei der Desinfektion)
- Abbauprodukte von Pilzen, Bakterien und Algen (teilweise giftige, geruchsbildende Stoffe, stören bei der Desinfektion)
- Mineralöle, Lösemittel, Bestandteile von Reinigungsmitteln (teilweise giftige, geruchsbildende Stoffe)
- Pflanzenschutzmittel (giftige Stoffe)
[Bearbeiten] Partikel und Trübstoffe
- mineralische Trübstoffe aus Abschwemmungen
- lebende oder abgestorbene Pilze, Bakterien, Algen, Wassertierchen (teilweise giftige, geruchsbildende Stoffe, stören bei der Desinfektion)
- Krankheitserreger aus Abwasser und Tierfäkalien
Die Trinkwasseraufbereitungsanlage des WTV steht in Siegburg-Siegelsknippen und ist 2002 nach Umbau in Betrieb gegangen. Sie liegt ca. 100 m oberhalb des Wahnbachtals. Die Entwicklung der Wasserversorgung für Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis machten diese Erneuerung erforderlich. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Wasseraufbereitung liegt in der vom Verband weiterentwickelten Flockungsfiltration und der im wesentlichen vom WTV neu entwickelten Desinfektion durch UV-Licht und Ultraschall.
Durch Einmischung von Flockmittel, in der Regel Eisen III Chlorid, entstehen große Flocken die möglichst alle Feinstoffe aus dem Rohwasser binden sollen. Diese werden im weiteren Verlauf durch die Sandfilter ausgefiltert. Durch Ultraschallbehandlung wird der im wasserbefindliche Plankton deaktiviert, so dass er sich einfach herausfiltern lässt. Geschieht dies nicht, kann er sich aus den Flocken lösen und so den Filter durchdringen.
Die Filter bestehen aus mehreren Schichten. Einer Quarzsandschicht von ca. 0,8 m und einer Schicht aus Anthrazitkohle mit 1,2 m. Beim so genannten Rückspülen werden die gefilterten Stoffe ausgespült und in der mechanischen Absetzanlage abgelagert. Das Rohwasser gelangt jetzt in einen Zwischenspeicher. Von dort geht es in die UV-Desinfektion.
Eine Neuerung im Bereich der Desinfektion und hauptsächlich durch den WTV entwickelt. Früher wurde hier Chlordioxid verwendet. Durch Bestrahlung der Mikroorganismen im Wasser mit UV-Licht von 400 J/m² werden alle hygienisch relevanten Mikroorganismen erfasst und unschädlich gemacht. Das Verfahren ist mittlerweile zugelassen nach dem Teil II der Liste-Desinfektionsverfahren (Bundesgesundheitsblatt 10/2002 S.842).
Das Wasser wird ständig durch das eigene, akkreditierte, Labor untersucht. Weiterhin betreibt der WTV im Wasserwerk Meindorf den erste und bislang weltweit größten Prüfstand für UV-Desinfektionsgeräte bis 3.000 m³/h und arbeitet dabei mit dem DVGW zusammen. In diesem Prüfstand wurden einige Groß- und Kleinanlagen für die USA, Deutschland, Frankreich und Kanada geprüft.
[Bearbeiten] Trinkwasserqualität
Die chemische und bakteriologische Beschaffenheit des gelieferten Trinkwassers erfüllt zu jeder Zeit die Anforderungen der Trinkwasserverordnung. Das sehr weiche (kalkfreie) und korrosionschemisch günstige Wasser liegt im Härtebereich zwischen 1 und 2 (7° dH). Der Unterschied zwischen den Versorgungsgebieten, der sich aus der Belieferung der Talzone Bonn mit einem höheren Anteil an im Wasserwerk Untere Sieg aufbereiteten Grundwasser ergibt, ist nur gering.
[Bearbeiten] Versorgungsleitungen
Das Versorgungsgebiet wird aus 220 km Transportleitungen versorgt. Zusätzlich gibt es 16 Trinkwasserbehälter mit einer Kapazität von 113.000 m³ Fassungsvermögen und 12 Pumpwerke.
[Bearbeiten] Versorgungsgebiet
- Bundesstadt Bonn
- Kreisstadt Siegburg
- Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler
- Gemeinde Alfter
- Gemeinde Eitorf
- Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid
- Gemeinde Ruppichteroth
- Gemeinde Wachtberg
- Stadt Bornheim
- Stadt Hennef
- Stadt Königswinter
- Stadt Lohmar
- Stadt Meckenheim
- Stadt Rheinbach
- Stadt Remagen
- Stadt Sankt Augustin
- Zweckverband Eifel-Ahr
[Bearbeiten] Trivia
- Sämtliche Gebäude, die überflutet worden wären, wurden während des Baus des Staudamms abgerissen. Es existieren jedoch noch einige Brücken innerhalb des Stausees, die bei geringem Wasserstand trockenfallen.
- Durch den Stausee verlaufen einige Kommunikations- und Starkstromleitungen, die auf dem Bett der ursprünglichen Wahnbachtalstraße angebracht wurden.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Wasser - 50 Jahre Wahnbachtalsperrenverband - Eine Chronik
- div. Jahresberichte des WTV
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Website
- Stauanlagenverzeichnis NRW
- Stauanlagen in Nordrhein-Westfalen; Landesumweltamt NRW
Koordinaten: 50° 48' 17" N 7° 17' 3" O