Waldsiedlung
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In der Waldsiedlung bei Wandlitz (Barnim) befand sich bis zur politischen Wende in der DDR eine etwa zwei Quadratkilometer große, abgeschirmte Siedlung, in der ranghohe SED-Funktionäre wohnten. Aus der geographischen Nähe zum Ort Wandlitz hat sich umgangssprachlich der Name Wandlitz bei der Bevölkerung als Synonym für die Waldsiedlung eingebürgert. Tatsächlich gehört das Gelände schon immer zur Stadt Bernau.
Die Waldsiedlung wurde 1958 bis 1960 auf Beschluss des SED-Politbüros gebaut und unterstand der Hauptabteilung Personenschutz des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Die Mitglieder des Politbüros konnten dort besser gesichert werden als in ihren Villen am Berlin-Pankower Majakowskiring. Auslöser der Siedlungsplanungen war der Ungarische Volksaufstand 1956.
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[Bearbeiten] Sicherung
Die Abschirmung war von außen nicht unmittelbar erkennbar. Der äußere Ring wurde durch einen Maschendrahtzaun umsäumt, an dem Hinweisschilder hingen. Auf diesen stand aber nur ein Hinweis auf ein Wildforschungsgebiet. Der innere Ring, der aber nur teilweise vom äußeren Ring umschlossen war, war mit einer zwei Meter hohen grünen Sicherungsmauer umgeben und durfte nur mit Sonderausweis betreten werden. Drei der vier Tore wurden von Soldaten des MfS und das vierte von einem des Wachregiment Feliks Dzierzynski bewacht. 31 Posten des Wachregiments sicherten von innen die ca. 5 km lange Mauer.
Die Sicherungsposten hatten einen pilzförmigen Unterstand mit einem aus dem Bergbau bekannten explosionsgeschützten Telefon. Die Tore wurden zusätzlich zu den Posten auch per Video überwacht. Die grüne Mauer war Nachts ca. alle 30 Meter mit einer Leuchtstofflampe beleuchtet. Bei Nebel wurde eine zweite nach oben leuchtende dazugeschaltet. In einigen Abschnitten waren Signalanlagen auf der Mauer befestigt, die wahrscheinlich durch Stolperdraht im Vorfeld ausgelöst wurden.
[Bearbeiten] Wohnsitz
Die Waldsiedlung bestand im innersten Ring aus 23 Einfamilienhäusern mit jeweils 180 Quadratmetern Grundfläche. Es gab u. a. ein Schwimmbad, ein Klubhaus mit Kino und Gaststätte, eine Verkaufsstelle, in der neben hochwertigen DDR-Erzeugnissen teilweise auch Westwaren für DDR-Währung gekauft werden konnten, eine Gärtnerei, eine Poliklinik, ein Pistolenschießstand, ein Sportplatz mit Tennisanlage sowie Sozialgebäude für Angestellte und Wachpersonal. Seit den 1970er Jahren gab es einen vierspurigen Autobahnanschluss (allerdings allgemein benutzbar). Neben hochwertigen DDR-Lebensmitteln wurden teilweise auch Produkte wie Beaujolais und Selterswasser aus West-Berlin importiert. Ein Stab von Hausangestellten sorgte sich um alle Aspekte des täglichen Lebens.
[Bearbeiten] Auflösung
1989 mussten die Bewohner auf Beschluss der DDR-Regierung unter Ministerpräsident Hans Modrow die Siedlung verlassen. Seit 1990 befindet sich die Reha-Klinik Brandenburg-Klinik auf dem Gelände.
[Bearbeiten] Bewohner der Waldsiedlung
- Otto Grotewohl
- Walter Ulbricht
- Erich Honecker
- Margot Honecker
- Willi Stoph
- Egon Krenz
- Erich Mielke
- Günter Mittag
- Konrad Naumann
- Joachim Herrmann
- Werner Felfe
- Kurt Hager
[Bearbeiten] Literatur
- Paul Bergner: (ehemals MfS Offizier) Die Waldsiedlung. Ein Sachbuch über "Wandlitz", FB-Verlag, Basdorf 1998
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 52° 44' 3.20" N, 13° 29' 11.24" O