Westfälische Landeseisenbahn
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Die Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH (WLE) ist ein Eisenbahnverkehrs- und Eisebahninfrastrukturunternehmen innerhalb der Westfälischen Verkehrsgesellschaft mbH, Münster (WVG) mit Sitz in Lippstadt. Gleichzeitig bildet die WLE die gesamte Eisenbahnabteilung (Betriebsleitung, Betriebsdisposition, Bautechnik, Maschinentechnik, Vertrieb, usw.) der WVG. Von Lippstadt aus werden auch die Eisenbahn-Schwesterbetriebe Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG) und Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM) mit verwaltet.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die WLE wurde als Warstein-Lippstädter Eisenbahn-Gesellschaft am 22. November 1881 gegründet und die Stammstrecke von Lippstadt nach Warstein am 1. November 1883 eröffnet. Im Laufe der Jahre entstand ein rund 265 km langes Eisenbahnnetz in der preußischen Provinz Westfalen, das aus drei Hauptteilen bestand:
- Stammbahn mit den Strecken Münster – Lippstadt – Warstein, Brilon – Soest und Neubeckum – Warendorf
- Nordbahn mit den Strecken Burgsteinfurt – Ahaus – Stadtlohn – Borken und Stadtlohn – Vreden und
- Sennebahn Wiedenbrück – Rietberg – Sennelager ( im Volksmund: "Senneblitz" )
Auf allen Strecken wurde Personen- und Güterverkehr bedient. Der Personenverkehr wurde noch auf Teilstrecken bis 1975 durchgeführt. Heute führt die WLE bis auf wenige Sonderfahrten (z.B. ein Samba-Express) ausschließlich Güterverkehr durch.
Seit der Liberalisierung im Bahnmarkt fährt allerdings auch die WLE zunehmend abseits ihres eigenen Streckennetzes. So fährt sie regelmässig den "Warsteiner-Zug" einmal wöchentlich von Warstein nach München und ab 2007 eine regelmässige Verbindung von Warstein nach Oberhausen.
Der heutige Name Westfälische Landes-Eisenbahn wurde 1896 angenommen. Hauptgesellschafter - neben Kreisen, Städten und Gemeinden - war der Provinzialverband Westfalen, der nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe abgelöst wurde. Seine Aufgaben übernahm 1970 die neu gegründete Westfälische Verkehrsgesellschaft mbH. Die WLE ist seit 1980 eine GmbH.
Auf der Trasse über den Haarstrang und durch das Möhnetal von Soest nach Belecke und von Heidberg nach Brilon befindet sich heute ein Radwanderweg. Auf dem verbliebenen Reststück von Belecke nach Rüthen und einem kurzen Stück von Belecke in Richtung Soest findet recht regelmässig Bedarfsgüterverkehr statt. Das Teilstück von Rüthen nach Heidberg wird nicht mehr befahren und die Gleise sind zum Teil abgebaut und wurden für Ausbesserungen an anderen Stellen verwendet.
Auf der Sennebahn Wiedenbrück - Sennelager befindet sich heute ebenfalls ein Radwanderweg.
Der Eisenbahngüterverkehr dient heute zuvorderst dem Transport von hochreinem Kalkstein zu den Zementwerken im Raum Erwitte bis Ennigerloh. Daneben wird für die Warsteiner Brauerei Bier transportiert, nachdem die Brauerei im Jahr 2005 über einen eigenen Gleisanschluss an das WLE-Netz angebunden wurde.
Zu Freizeitzwecken werden mehrmals im Jahr von verschiedenen Vereinen Sonderfahrten auf dem Streckennetz der WLE angeboten.
Nordbahn (Borken–Stadtlohn(–Vreden)–Burgstinfurt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nordbahn (Stichstrecke Stadtlohn–Vreden) | |||||||||||||||||||||||||
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ehemalige Sennebahn | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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[Bearbeiten] Heute bestehendes Güterverkehrsnetz
Die Westfälische Landeseisenbahn unterhält ein Eisenbahn-Güterverkehrsnetz mit den Strecken:
E-Km 0,000 Lippstadt - E-Km 30,700 Warstein
E-Km 0,000 Warstein - E-Km 1,300 Awanst Hohe Liet (Industriebahn der Stadt Warstein)
E-Km 0,000 Awanst Hohe Liet - E-Km 4,300 Warsteiner Brauerei
E-Km 0,000 Lippstadt - E-Km 28,600 Beckum
E-Km 0,000 Neubeckum - E-Km 5,800 Beckum (Konzessionsinhaber ist die DB Netz AG)
E-Km 0,0000 Neubeckum - E-Km 5,900 Ennigerloh (Awanst Anneliese)
E-Km 0,000 Neubeckum - E-Km 36,100 Münster (Westf.) Ost
E-Km 16,200 Rüthen - E-Km 24,400 Belecke (Restinfrastruktur der Strecke Brilon Stadt - Soest)
Die Betriebslänge umfasst somit ca. 120 km
[Bearbeiten] Eröffnungs- und Stillegungsdaten des Streckennetzes
Stammbahn 170 km:
- 1. November 1883 Warstein - Belecke - Lippstadt
(Personenverkehr am 27. September 1975 eingestellt) - 20. Oktober 1898 Lippstadt - Beckum
(Personenverkehr am 31. Mai 1975 eingestellt) - 30. September 1903 Neubeckum - Münster
(Personenverkehr am 27. September 1975 eingestellt; das 5,9 km lange Zwischenstück Beckum - Neubeckum wurde am 21. September 1879 eröffnet und gehört heute der Deutschen Bahn)
- 15. April 1899 Neubeckum - Ennigerloh
(Personenverkehr am 27. September 1970 eingestellt) - 22. Juli 1899 Ennigerloh - Freckenhorst
(Personenverkehr am 3. Juni 1956 eingestellt) - 1. April 1901 Freckenhorst - Warendorf
(stillgelegt am 3. Juni 1956)
- 1. Dezember 1898 Brilon Stadt - Belecke
(Personenverkehr am 26. September 1958 eingestellt, außer Eil-Triebwagen; 28. Mai 1960 Eil-Triebwagen eingestellt) (28. Februar 1979 Güterverkehr bis Heidberg, 31. Dezember 1994 bis Rüthen eingestellt) - 1. Dezember 1899 Belecke - Soest
(Personenverkehr am 28. Mai 1960 eingestellt, 17. April 1970 stillgelegt, abgebaut)
- 1. Oktober 1902 Nordbahn 64 km
(Personenverkehr am 31. Mai 1958 zwischen Stadtlohn und Vreden eingestellt; am 30. September 1962 zwischen Burgsteinfurt und Borken außer Eilzug eingestellt; am 27. September 1975 Personenverkehr komplett eingestellt; Güterverkehr am 31. Dezember 1972 zwischen Burgsteinfurt und Ahaus, am 27. September 1975 zwischen Ahaus und Stadtlohn eingestellt; 1984 ging die Bedienung der Strecke auf die Bundesbahn über. Die Strecke selbst blieb jedoch im Besitz der WLE; am 31. März 1988 Güterverkehr Vreden-Stadtlohn-Borken durch die DB stillgelegt und sofortiger Abbau der gesamten Strecke)
- 1. September 1902 Sennebahn 32 km
(Personenverkehr am 31. März 1958 eingestellt; am 21. Mai 1966 Güterverkehr Delbrück-Sennelager, am 25. Mai 1990 Wiedenbrück-Delbrück eingestellt und stillgelegt; auf der Trasse zwischen Wiedenbrück und Delbrück führt heute ein Radweg)
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Strüber: Der "Senneblitz", Spuren einer Sekundärbahn, eine Dokumentarreihe, ab 2000
- Friedrich Risse, Günter Krause: Die Dampflokomotiven der WLE
- Haucke, Karlheinz: Die Westfälische Landes-Eisenbahn