Rüthen
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Arnsberg | |
Kreis: | Soest | |
Koordinaten: | Koordinaten: 51° 30′ N, 8° 26′ O51° 30′ N, 8° 26′ O | |
Höhe: | 280–440 m ü. NN | |
Fläche: | 158,09 km² | |
Einwohner: | 11.092 (30. Juni 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 70 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 59602 | |
Vorwahl: | 02952 | |
Kfz-Kennzeichen: | SO | |
Gemeindeschlüssel: | 05 9 74 036 | |
Stadtgliederung: | 15 Ortsteile bzw. Stadtbezirke | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Hochstraße 14 59602 Rüthen |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Rudolf Schieren (parteilos) |
Rüthen ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Soest.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Rüthen liegt am Nordostrand des Naturparks Arnsberger Wald zwischen dem Haarstrang und dem Tal der Möhne. Die höchste Erhebung ist der Wehberg mit 525 m über NN, der niedrigste Punkt liegt im Tal des Baches Pöppelsche bei 142 m.
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Die Nachbargemeinden von Norden im Uhrzeigersinn: Erwitte, Geseke, Büren, Brilon, Olsberg, Bestwig, Warstein, Anröchte
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Die heutige Stadt Rüthen ist die flächengrößte Gemeinde im Kreis Soest mit 158 qkm. Davon sind etwa 31% Wald. Sie entstand in ihrer heutigen Form im Zuge der Kommunalreform von 1975 aus bisher 15 zuvor selbstständigen Gemeinden.
Rüthen besteht aus folgenden Stadtteilen:
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Ort Rüthen wurde 1072 erstmalig in einer Urkunde des Kloster Grafschaft erwähnt. Das Gebiet um Rüthen gehörte bereits im Hochmittelalter auch politisch zum Erzbistum Köln. Am 29. September 1200 wurde Rüthen durch den Landesherrn den Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena zur Stadt erhoben. Ab 1375 war der Ort Mitglied der Hanse und die Kaufleute der Stadt unterhielten weitreichende Geschäftsbeziehungen und sorgten so für Wohlstand Rüthens. In den folgenden Jahrhunderten nahm die Bedeutung Rüthens allerdings deutlich ab. Wie auch in anderen Orten des kurkölnischen Herzogtums Westfalen war die Stadt in der Frühen Neuzeit Schauplatz von Hexenprozessen. Von 1573 bis 1660 wurden in der Stadt und im Gogericht Rüthen 104 Hexenprozesse durchgeführt. Dabei sind mindestens 79 Menschen hingerichtet worden. Freunnd Happen, Angeklagter während der Hexenverfolgungen in Rüthen, trotzte der Folter und schaffte es, keinen Menschen zu denunzieren. Nach zwei Monaten Haft und dreimaliger schwerster Folter wurde Freunnd Happen am 23.September 1660 freigesprochen.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
- 1819 1.739 Einwohner
- 1822 1.799 Einwohner
- 1825 1.823 Einwohner
- 1828 1.951 Einwohner
- 1831 1.899 Einwohner
- 1834 1.860 Einwohner
- 1837 1.863 Einwohner
- 1840 1.938 Einwohner
- 1843 2.040 Einwohner
- 1846 2.026 Einwohner
- 1849 2.006 Einwohner
- 1852 1.941 Einwohner
- 1855 1.896 Einwohner
- 1858 1.830 Einwohner
- 1861 1.899 Einwohner
- 1864 1.827 Einwohner
- 1867 1.794 Einwohner
- 1871 1.700 Einwohner
- 1875 1.652 Einwohner
- 1885 1.723 Einwohner
- 1890 1.859 Einwohner
- 1895 2.018 Einwohner
- 1900 2.072 Einwohner
- 1905 2.218 Einwohner
- 1910 2.295 Einwohner
- 1939 2.622 Einwohner
- 1950 3.541 Einwohner
- 1961 4.460 Einwohner
- 1985 10.925 Einwohner (mit allen Ortsteilen)
Die Stadt hat heute insgesamt etwa 11.000 Einwohner. Von diesen gehören 73% der katholischen und 15% der evangelischen Konfession an. Die übrigen 12% gehören einer anderen Religionsgemeinschaft an oder sind konfessionslos.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeinderat
Zusammensetzung des Gemeinderates nach der Wahl vom 26. September 2004:
Partei / Gruppierung | Sitze |
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CDU | 17 |
SPD | 9 |
BG | 6 |
[Bearbeiten] Bürgermeister
Rudolf Schieren (parteilos)
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen der Stadt zeigt das schwarze kurkölnische Kreuz auf silbernen Grund. In den vier Ecken und in der Mitte findet sich je eine rote Raute.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Seit 1983 gibt es eine Städtepartnerschaft mit der ost-englischen Stadt Dereham (150 km nördlich von London), die dem Ort eine britische Telefonzelle schenkte, sowie seit dem 30. August 1991 eine Städtepartnerschaft mit der sachsen-anhaltinischen Stadt Egeln (25 km südwestlich von Magdeburg)
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Bauwerke
- Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus. Die zweijochige Hallenkirche mit quadratischem Westturm wurde wohl im 3. Viertel des 13. Jhs. nach einem Brand errichtet. Der Turm erhielt 1712 den jetzigen Barockhelm. Im Inneren befindet sich ein aus Anröchte stammender Barockaltar, der 1771 von J.C. Haane geschaffen wurde. Die Seitenaltäre und die Kanzel dürften um 1680 entstanden sein. Der südliche Altar ist 1730 bezeichnet.
- Kath. Pfarrkirche St. Johannes der Täufer. Das neugotische Langhaus wurde 1871-74 nach Plänen von Arnold Güldenpfennig erbaut. Der mächtige Westturm stammt von 1737. Im Inneren der dem Turm vorgelagerten Marienkapelle befindet sich eine "Maria vom Stein" genannte Madonnenskulptur. Das Gnadenbild wurde gegen Ende des 19. Jhs. überarbeitet.
- Kapuzinerkloster. Erhalten ist ein dreiflügeliger Gebäudekomplex, der zwischen 1675 und 1804 Sitz des Kapuzinerordens war. Im Norden schloss sich die 1834 abgebrochene Klosterkirche an, von der sich lediglich das Eingangsportal erhalten hat. Es bildet heute den Eingang zum Rüthener Stadtfriedhof. Die gesamte Klosteranlage wurde nach Plänen des bekannten Ordensbaumeisters Ambrosius von Oelde errichtet. Von 1839 bis 1967 wurden die Klostergebäude als Land-, Stadt- und Amtsgericht genutzt. Nachdem sie viele Jahre leer gestanden hatten, wurden in ihnen 1996 schließlich 13 Mietwohnungen eingerichtet.
- Ehemaliges Ursulinenkloster. An der Hachtorstraße lag ursprünglich ein 1482 eingerichtetes Augustinerinnenkloster, das 1739 jedoch abbrannte. An derselben Stelle entstand 1749 ein Ursulinenkloster, das bereits 1772 wieder aufgelöst wurde. Das schlichte verputzte Barockgebäude wird heute von einer Bank genutzt.
- Das Alte Rathaus ist ein 1730 bezeichneter Putzbau mit übergiebelten Mittelrialiten, der sich durch eine große geschwungene Freitreppe auszeichnet. Das Gebäude wurde 1726-30 nach Plänen des aus Erwitte stammenden Baumeisters Michael Spanner geschaffen, der auch das Abteigebäude in Liesborn, das Kloster Grafschaft und Haus Almerfeld errichtete.
- Wohnbauten.
- Hachtorstraße 20. Das zweigeschossige Fachwerk-Dielenhaus mit Speichergeschoss wurde 1609 errichtet. Das älteste erhaltene Haus der Stadt ist zurzeit ungenutzt.
- Niedere Straße 6. Das Fachwerk-Dielenhaus mit Steinwerk ist 1684 bezeichnet.
- Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung blieben neben den umfangreichen Resten der im 14. Jahrhundert entstandenen Stadtmauer das Hachtor und der halbrunde Hexenturm erhalten. Die Stadtmauer bildet heute einen Rundweg um den historischen Stadtkern mit guten Aussichtsmöglichkeiten in das Umland. 1991 wurde dort in einem Bronzerelief die Achte Glückseligpreisung der Verfolgten und Verleumdeten dargestellt durch Porträts des Jesuitenpaters Friedrich Spee und des Hirschberger Pfarrers Michael Stappert (Michael Stapirius) vor dem Hintergrund einer Hexenverbrennung.
- Sehenswert ist der jüdische Friedhof unmittelbar vor dem Hachtor mit Grabsteinen aus dem 17. bis 20. Jahrhundert.
- Am südlichen Rand der Kernstadt liegt an der Stadtmauer ein 35,9 Meter hoher Wasserturm, der 1909 durch den Kasseler Ingenieur Leihäuser in Ziegelbauweise errichtet wurde. Er verfügt über eine Aussichtsplattform, die für Besucher zugänglich ist.
Im Ortsteil Kallenhardt beeindrucken das Schloss Körtlinghausen (1714), die Kath. Kirche im Barockstil (1722) und das dortige Rathaus aus dem 14./15. Jahrhundert. Im Ortsteil Kneblinghausen befindet sich das Römerlager Kneblinghausen.
[Bearbeiten] Sport
Das Waldfreibad mit einer Riesenrutsche ist regional sehr beliebt. Weitere Sporteinrichtungen sind eine Schießsportanlage, Tennisplätze, ein Lehrschwimmbecken und eine Reithalle. In der Kernstadt und in den Ortsteilen gibt es mehrere Sporthallen und -plätze. In Kallenhardt befindet sich ein Wintersportgebiet mit Skihang mit Schlepplift, eine Rodelbahn und eine Skiloipe.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftlich wird Rüthen in der Gegenwart von mittelständischen Betrieben verschiedener Branchen geprägt. Die wichtigsten sind die Holz-, Metall-, Elektro- und Kunststoffindustrie. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Rüthener Wald als Rohstofflieferant. Der Ort besitzt den drittgrößten Kommunalwald in NRW.
[Bearbeiten] Verkehr
Durch das Stadtgebiet verläuft die B 516. An die nächstgelegene Autobahn, die A44, ist Rüthen angeschlossen über Auffahrten in den benachbarten Gemeinden Anröchte, Geseke und Büren. Der Flughafen Paderborn/Lippstadt ist ca. 20 km entfernt. Der nächstgelegene ICE-Bahnhof liegt in Lippstadt.
Die Stadt besitzt auch einen Bahnhof an der ehemaligen WLE-Strecke Belecke-Brilon-Stadt, diese Strecke wird aber mittlerweile nicht mehr im Personenverkehr bedient und ist zwischen Rüthen und Brilon Stadt auch stillgelegt und auf dem Teilstück Rüthen-Heidberg-Brilon Stadt auch schon seit vielen Jahren abgebaut, auf dem Reststück zwischen Rüthen und Belecke findet (mittlerweile wieder stark vermehrt) Bedarfsgüterverkehr durch die WLE statt. Das Teilstück zwischen Rüthen und Heidberg wird seit 1994 nicht mehr bedient, ist aber nicht entwidmet worden.
[Bearbeiten] Bildung
In Rüthen gibt es ein Gymnasium, das städtische Friedrich-Spee-Gymnasium. Außerdem gibt es in Rüthen die Maximilian-Kolbe-Hauptschule und vier Grundschulen: Nikolausschule (Städt.), Paul-Gerhard Grundschule (Städt.), Ostervelde-Schule (Kath. Gemeinschaftsgrundschule Kallenhardt), Luzia-Schule (Städt. Gemeinschaftsgrundschule Oestereiden)
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Michael Stappert (um 1585/1590–1663), Landpfarrer und Kritiker der Hexenverfolgung
- Freunnd Happen, angeklagt in einem Hexenprozess, wurde 1660 freigesprochen.
- Jürgen Augustinowitz (* 1964), CDU-Politiker, MdB von 1990 bis 1998
- Jürgen Haselünne (um 1821-1890), bedeutender Pädagoge und Gründer des Ernestiniums
- Anton Kopp (* 1796-+1870), Generalvikar von Chicago, Gründer von Westphalia (Michigan)
[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Friedrich Adolf Sauer, (*1756 in Barge (Kreis Iserlohn), † 14. Februar 1839 in Arnsberg), war ein Pfarrer in Rüthen, Pädagoge und Schulreformer
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang Bockhorst und Wolfgang Maron (Hrsg.): Geschichte der Stadt Rüthen (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte, Bd. 37). Bonifatius Verlag, Paderborn 2000. ISBN: 3-89710-141-6
- Walter Dalhoff und Franz Kooke: 775 Jahre Stadt Rüthen. Rüthen 1975
- Ulrich Grun (Hrsg.): Rüthen - Bilder aus vergangenen Tagen. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1988
- Eberhard Henneböle (Hrsg.): Steinhauer, Bildschnitzer und Maler in Rüthen nach dem 30jährigen Kriege bis um 1750 - Rüthen als Bauzentrum. Lippstadt 1974
- Wolfgang Köhler: Die Statutarrechte der Stadt Rüthen. Dissertation, Bonn 1996
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Rüthen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Offizielle Website der Stadt Rüthen
- Rüthen im im GenWiki (12.2006)
- Rüthener Mundart mit Alfons Kirsch († 19.07.2003) hörbar!