Wiehltalbahn
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Bahnhöfe und Haltepunkte | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Wiehltalbahn ist eine historische 23 km lange eingleisige Eisenbahnstrecke von Osberghausen nach Waldbröl im Oberbergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die Wiehltalbahn wurde am 21. April 1897 bis Wiehl und am 15. Dezember 1906 bis Waldbröl eröffnet. Am 25. September 1965 wurde der Personenverkehr eingestellt, der Güterverkehr am 5. Oktober 1994. Die offizielle Stillegung der Strecke datiert vom 24. Dezember 1997.
Seit dem 16. November 1998 hat der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn e.V. die Strecke gepachtet und betreibt sie in Zusammenarbeit mit der WB WiehltalBahn GmbH derzeit zu touristischen Zwecken und im Güterverkehr. Sein Ziel ist eine vollständige Reaktivierung und Eingliederung in das oberbergische ÖPNV-Netz.
[Bearbeiten] Bedienungsangebot
Derzeit werden in der Sommersaison einmal monatlich und zu besonderen Anlässen touristische Fahrten mit einem MAN-Triebwagen von Dieringhausen bis Oberwiehl angeboten. Seit 2004 werden in Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnmuseum Dieringhausen auch Dampfzüge eingesetzt.
[Bearbeiten] Güterverkehr
Mittlerweile ist die Wiehltalbahn in das Deutschland und Österreich umfassende "Ecco-Cargo" Netzwerk einiger Privatbahnen eingebunden. Seit März 2007 wird in Oberwiehl werktäglich Holz verladen, welches 3x wöchentlich Richtung Österreich abtransportiert wird. Für 2007 ist die Verladung von rund 60.000 Festmetern Holz (= 2.000 LKW-Fahrten) geplant.
[Bearbeiten] Aktuelle Situation
Das Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen zielt darauf ab, die gesamte Strecke entwidmen zu lassen. Hierdurch sollen nach Abbau der Bahnanlagen in Waldbröl und Wiehl geplante Straßenbauprojekte verwirklicht werden können. Des Weiteren gibt es mehrere Industriebetriebe, die zur Erweiterung ihrer Betriebsgelände Flächen der Bahntrasse in Anspruch nehmen möchten.
Bei der Einweihung eines Kreisverkehrs in Wiehl im September 2006 erklärte der Landesverkehrsminister Oliver Wittke: Die weitere Aufrechterhaltung der Museumsbahnstrecke ist ein Hindernis für die weitere Entwicklung in der Stadt Wiehl. Dieser Auffassung wird, insbesondere im Hinblick auf touristische Zwecke und den anlaufenden Güterverkehr, durch den Förderkreis widersprochen.
Am 15. Dezember 2006 wurde das Streckennetz von der Deutschen Bahn offiziell an die Städte Waldbröl, Wiehl und die Gemeinden Morsbach und Reichshof verkauft. Unterstützt wurden die Gemeinden hierbei durch den Landesbetrieb Straßenbau NRW, der zinsfreie Darlehen gewährte. Die Käufer haben am selben Tag die Absicht bekundet, die Strecke endgültig stillzulegen und abzubauen.
Am 26. Januar 2007 hat das Verwaltungsgericht Köln zugunsten der RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH entschieden. Das Land NRW wird verurteilt, eine längerfristige Betriebsgenehmigung zu erteilen, unabhängig vom Bestehen eines Pachtvertrags. Bisher wurde die Betriebsgenehmigung nur um jeweils einen Monat verlängert. Das Gericht hat in seiner Urteilsbegründung betont, dass das öffentliche Recht (hier: Erteilung der Betriebsgenehmigung) höher anzusehen sei als das Zivilrecht (hier: ausgelaufener Pachtvertrag). Daraus ergibt sich die paradoxe Situation, dass der Betrieb auf der Strecke trotz fehlenden Pachtvertrags erlaubt werden muss.
Im Februar 2007 eskalierte der Streit um die Stilllegung der Wiehltalbahn. So erhielten der Bürgermeister, Werner Becker-Blonigen, sowie der 1. Beigeordnete der Stadt Wiehl angeblich anonyme Drohanrufe.[1] Von diesen Drohanrufen distanzierte sich der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn umgehend.[2]
Obwohl das Verkehrsministerium in oben genanntem Urteil rechtskräftig zur Erteilung einer Betriebsgenehmigung verurteilt wurde, weigerte es sich zunächst, diese tatsächlich zu erteilen. Die Klägerin (RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH) musste deswegen erneut vor Gericht ziehen und die Betriebsgenehmigung einklagen, die am 28. Februar 2007 vom Verwaltungsgericht Köln durch einstweilige Anordnung ausgesprochen wurde.
Als die Betriebsgenehmigung vorlag, wurde durch die Gemeinde Reichshof eine Eisenbahnbrücke bei Denklingen aus Sicherheitsgründen gesperrt, da ein Gutachten des Landesbetriebes für Straßenbau einen Brückenwartungsweg aus Holz am Rande der Stahlbrücke als baufällig einstuft und die Gemeinde deswegen befürchtet, Fußgänger, welche verbotenerweise die Brücke nutzen, könnten dabei zu Schaden kommen. Der Förderkreis hat angekündigt, sich im Bedarfsfall über diese Sperrung hinweg zu setzen, da die Gemeinde angeblich kein Recht zur Sperrung hatte. Hierfür bestehe allerdings zunächst kein Bedarf, da dieser Streckenabschnitt derzeit nicht befahren wird. Das Gutachten eines unabhängigen Gutachters, welches im Auftrag der Wiehltalbahn im Rahmen der üblichen tournusmäßigen Bauwerkskontrolle erstellt wurde, bescheinigt der Brücke zwar Mängel, aber keine Baufälligkeit.
Die Gemeinde Waldbröl hat mittlerweile vom ursprünglich geplanten Straßenkreisverkehr, der auf der Bahnstrecke errichtet werden sollte, wieder Abstand genommen, da aufgrund der oben genannten Gerichtsurteile derzeit keine Einstellung des Bahnbetriebes in Sicht sei. Derzeit wird nun wieder eine Tunnel-Lösung angestrebt.
Der Streit um die Wiehltalbahn wird seit Jahren durch diverse mehr oder minder sachliche Aktionen beider Seiten begleitet. So bezeichnete Verkehrsminister Wittke die Wiehltalbahn als "Treppenwitz" [3], und die Junge Union Wiehl fordert nach wie vor zu einem Boykott der Bahnlinie auf [4]. Aufgrund der regelrechten politischen Schlammschlacht hat die Wiehltalbahn mittlerweile deutschlandweit Beachtung erlangt, Artikel über die Bahn und den Rechtsstreit fanden sich bereits u.a. in "Die Welt", in der "taz" und in sämtlichen Eisenbahnzeitschriften.
[Bearbeiten] Weblinks
Offizielle Internetseite der Wiehltalbahn
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste deutscher Tarif- und Verkehrsverbünde
- NRW-Tarif
- Liste der deutschen Kursbuchstrecken
- Liste der SPNV-Linien in NRW
- Geschichte der Eisenbahn in Deutschland
- Eisenbahnnetz im Oberbergischen Land
[Bearbeiten] Quellenangaben
- ↑ Berichterstattung bei Oberberg Aktuell vom 15.02.2007
- ↑ Stellungnahme des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn zu den Drohanrufen
- ↑ Kommentar des Eisenbahnvereins und Presseartikel [[1]]
- ↑ Homepage der Jungen Union Wiehl [[2]]