Wilhelm Slavata
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wilhelm Slavata Reichsgraf von Chlum und Koschumberg (tschechisch Vilém Slavata z Chlumu a Košumberka; * 1. Dezember 1572 in Cestin-Kostel, Böhmen; † 19. Januar 1652 Jindřichův Hradec (Neuhaus)) war ein böhmischer Staatsmann.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Jugend
Slawata war in jungen Jahren bei den Böhmischen Brüdern und wechselte dann 1597 zum Katholizismus. Nach seinem Studium in Prag und ausgedehnten Reisen trat er um 1600 als Kämmerer in die Dienste von Kaiser Rudolf II.. 1602 heiratete er Lucia Ottilia von Neuhaus-Rosenberg, mit der er drei Söhne hatte. Wenig später wurde er Landrichter in Böhmen und Burggraf in Karlsstein.
Nach der Krönung Ferdinand II. zum böhmischen König im Jahr 1617 wurde Slawata zum Statthalter Ferdinands in Böhmen ernannt. In dieser Rolle setzte sich Slawata energisch für die Gegenreformation in Böhmen ein.
[Bearbeiten] Prager Fenstersturz
Die Ausstellung des Majestätsbriefes für Böhmen und Schlesien durch Kaiser Rudolf II. sicherte 1609 den protestantischen Adligen Religionsfreiheit und wichtige Privilegien, was den Habsburger Bruderzwist mit Matthias zuspitzte.
Am 23. Mai 1618 kam es zum Zweiten Prager Fenstersturz. Bewaffnete böhmische Stände drangen in den Wladislav-Saal der Prager Burg ein und stürzten Wilhelm Slavata zusammen mit dem kaiserlichen Statthalter Graf von Martinitz und dem Schreiber Johannes Fabricius 17 Meter in die Tiefe. Trotz der großen Höhe kamen sie mit dem Leben davon, weil sich unter dem Fenster - so nach Angaben Einiger - ein Reisighaufen angesammelt hatte. Slavata und Martinitz konnten unter Beschuss in das nahe gelegene Haus des Oberkanzlers Lobkowitz flüchten. Slavata hatte sich am Kopf verletzt, so dass eine weitere Flucht nicht möglich war.
Nach umfangreichen Zugeständnissen gegenüber den aufständischen Ständen wurde er am 28. Mai 1618 nach Hause entlassen. Nach einem Jahr Hausarrest nutzte er einen Kuraufenthalt in Teplice, um sich nach Sachsen abzusetzen. Die Aufenthaltsgenehmigung in der Stadt Meißen wurde für seine Familie zwar bestätigt, Kurfürst Johann Georg suchte jedoch keine Auseinandersetzung mit den böhmischen Ständen, so dass Slavata nach Passau weiterreisen musste.
[Bearbeiten] Rückkehr nach Böhmen
Erst als er 1621 durch den neuen Kaiser Ferdinand II. zum Kammerpräsidenten für Böhmen ernannt wurde, kam er nach Prag zurück. Im gleichen Jahr wurde Slavata in den Reichsgrafenstand erhoben. Zum Andenken an seine glückliche Rettung von den Folgen des Fenstersturzes ließ Slavata an der östlichen Seite des Hradschins einen Gedenkstein in Form eines Obelisken errichten.
Von Ferdinand wurde er mit der Durchführung zahlreicher Missionen betraut und wurde 1628 zum Oberkanzler von Böhmen befördert. Sein Einfluss auf den Kaiser wird aber insgesamt als gering angesehen. So fand beispielsweise seine Warnung im Jahre 1624 vor Wallenstein in einer Denkschrift keine Beachtung durch den Kaiser.
Slavata starb 1652 in Jindřichův Hradec (Neuhaus).
[Bearbeiten] Literatur
- Prof. Dr. Friedel Pick: Der Prager Fenstersturz i. J. 1618 - Flugblätter und Abbildungen. Veröffentlichungen der Gesellschaft deutscher Bücherfreunde in Böhmen Nr. 1, Prag 1918
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wilhelm Slavata |
KURZBESCHREIBUNG | böhmischer Staatsmann |
GEBURTSDATUM | 1. Dezember 1572 |
GEBURTSORT | Cestin-Kostel |
STERBEDATUM | 19. Januar 1652 |
STERBEORT | Jindřichùv Hradec |