Wissenschaftssoziologie
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Die Wissenschaftssoziologie ist eine Spezielle Soziologie. Die Wissenschaftssoziologie ist ein Teilgebiet der Wissenssoziologie (die neben Wissenschaftswissen auch Alltagswissen, Religion, Weltanschauungen, Ideologien, Utopien, Mystik etc. zum Gegenstand hat). Da aufgrund von Rationalisierung und Verwissenschaftlichung von Lebenswelt, Institutionen und Gesellschaft wissenschaftliche Standards und Denkstile zunehmend dominant sind, konnte sich die Wissenschaftssoziologie zum größten Zweig der Wissenssoziologie entwickeln.
[Bearbeiten] Gegenstand
Die Wissenschaftssoziologie beschäftigt sich mit den
- sozialen Bedingungen des naturwissenschaftlich-technischen Fortschritts,
- der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung sowie der internen Differenzierung des Wissenschaftssystems,
- mit den wissenschaftsinternen oder weltanschaulichen sozialen Normen, die die Wissenschaftler in ihrer Praxis befolgen sowie
- mit den Mechanismen der Zuteilung von Reputation auf wissenschaftliche Leistungen.
Als Teildisziplin der Soziologie beleuchtet die Wissenschaftssoziologie die Auswirkungen politischer Entscheidungen, ökonomischer Rahmenbedingungen und Anreize sowie massenmedial verbreiteter Kommunikation auf das Handeln und Erwarten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Ein Zweig der Wissenschaftssoziologie ist die feministische Wissenschaftstheorie.
Aus dem Zusammenspiel wissenschaftsinterner und -externer Dynamiken ergeben sich Auswirkungen auch auf die Erkenntnistheorie: Forschung erscheint, folgt man dem „radikalen“ Programm (strong programme) der Wissenschaftssoziologie, als ein einzigartig sozialer Prozess; auch die Produktion „harter“ naturwissenschaftlicher Erkenntnis (Naturwissenschaft), von den Forschenden im Handlungszusammenhang „Labor“ konstruiert, wird auf ihre sozialen Konstitutionsbedingungen, also auf ihre Einbettung in Praxiszusammenhänge untersucht.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
(nach Erscheinungsdatum)
- Ludwik Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. 1935
- Thomas S. Kuhn: The Structure of Scientific Revolutions. 1962
- Robert K. Merton: The Sociology of Science. 1973
- Talcott Parsons, Gerald M. Platt: The American University. 1973
- Pierre Bourdieu: The specificity of the scientific field and the social conditions of the progress of reason. In: Social Science Information. Bd. 14, 1975, S. 19–47
- Bruno Latour, Steve Woolgar: Laboratory Life. 1979
- Pierre Bourdieu: Homo academicus. 1984
- Karin Knorr-Cetina: Die Fabrikation von Erkenntnis. 1984
- Bruno Latour: Science in Action. 1987
- Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft. 1990
- Rudolf Stichweh: Wissenschaft, Universität, Professionen. 1994
- Sandra Harding: Feministische Wissenschaftstheorie. 1999
- Steffani Engler: In Einsamkeit und Freiheit. 2001
- Pierre Bourdieu: Meditationen. 2001
- Peter Weingart: Wissenschaftssoziologie. 2003
- Massimiano Bucchi: Science in Society. 2004