Wolfgang Iser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wolfgang Iser (* 22. Juli 1926 in Marienberg; † 24. Januar 2007) war ein deutscher Anglist und Literaturwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auslandsaufenthalte 3 Wesentliche Theoriemodelle 4 Auszeichnungen und Mitgliedschaften 5 Schriften (Auswahl) 6 Quellen 7 Weblinks

[Bearbeiten] Leben

Iser studierte in Leipzig, Tübingen und Heidelberg Anglistik, Philosophie und Germanistik. 1950 promovierte er in Heidelberg, wo er sich 1957 auch habilitierte.

An der Universität Würzburg war er seit 1960 Ordinarius. Im Jahre 1963 ging er an die Universität Köln. Von 1966 bis 1991 lehrte Wolfgang Iser an der Universität Konstanz.

Iser erlangte internationale Anerkennung durch seine Theorie der Wirkungsästhetik, die er in dem kurzen Text Die Appellstruktur der Texte (1970) erstmalig umriss, um sie zwei Jahre später in Der Implizite Leser an verschiedenen literarischen Beispielen durchzuspielen und schließlich 1976 in Der Akt des Lesens theoretisch auszuarbeiten.

Später eröffnete er mit seiner Theorie der literarischen Anthropologie ein neues Forschungsfeld (Skizzen dieser literarischen Anthropologie finden sich allerdings bereits in den Werken der 70er Jahre, so z.B. in Der Akt des Lesens)

[Bearbeiten] Auslandsaufenthalte

• 1970-1971: Research Fellow am Center for the Humanities, Wesleyan University
• 1973-1974: Research Fellow am Netherland Institute for Advanced Study, Wassenaar, Niederlande
• 1978: Fellow an der Princeton University, USA
• 1985-1986: Fellow am Institute for Advanced Study, Hebräische Universität in Jerusalem
• 1991: Fellow an der Rockefeller Foundation
• Ständige Gastprofessur an der University of California in Irvine (Kalifornien)

[Bearbeiten] Wesentliche Theoriemodelle

• In seiner Wirkungsästhetik formulierte Iser die Theorie, dass ein literarischer Text seine Wirkung erst im Akt des Lesens entfaltet. Dadurch wertet Iser den Leser gegenüber den beiden Instanzen Autor und Text erheblich auf, da nun der vom Autor geschaffene Text seine Wirkung niemals ohne einen Leser entfalten kann. Bei der Untersuchung dieses Akt des Lesens gelangt Iser in Anschluss an Roman Ingarden zur Theorie der Leerstelle im Text, sowie des impliziten Lesers. Texte schaffen damit die Möglichkeit zum Dialog mit dem Leser. Literatur wird zur Kommunikation.

• Literarische Anthropologie: Da alle Kulturen seit jeher Literatur produzieren, stellt Iser sich die Frage nach der speziellen Leistung von Literatur. Er arbeitet in seinem Werk Das Fiktive und das Imaginäre (1991) Fiktionsbedürftigkeit als anthropologische Konstante heraus.

[Bearbeiten] Auszeichnungen und Mitgliedschaften

• Ehrendoktorwürde der Universitäten Sofia, Bukarest, Gießen und Siegen^[1]
• Heidelberger Akademie der Wissenschaften
• Ehrenmitglied: British Comparative Literature Association
• Ehrenmitglied: Modern Language Association of America (MLA)
• Honorary Foreign Member of American Academy of Arts and Sciences
• Academia Europaea

[Bearbeiten] Schriften (Auswahl)

• Die Weltanschauung Henry Fieldings (1952)
• Walter Pater. Die Autonomie des Ästhetischen (1960)
• Spensers Arkadien-Fiktion und Geschichte in der englischen Renaissance (1970)
• Die Appellstruktur der Texte. Unbestimmheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. (1970)
• Der Implizite Leser - Kommunikationsformen des Romans von Bunyan bis Beckett (1972)
• Der Akt des Lesens - Theorie ästhetischer Wirkung (1976)
• Die Artistik des Mißlingens (1979)
• Laurence Sternes "Tristram Shandy". Inszenierte Subjektivität (1987)
• Shakespeares Historien. Genesis und Geltung (1988)
• Prospecting: From Reader Response to Literary Anthropology (1989)
• Das Fiktive und das Imaginäre - Perspektiven literarischer Anthropologie (1991)
• The Range of Interpretation (2000)

[Bearbeiten] Quellen

1. ↑ Siegner Zeitung vom 20. Februar 2007

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Wolfgang Iser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Werkbiographie von Wolfgang Iser, Universität Essen, Literaturwissenschaft
• Pressemitteilung zum Tode von Wolfgang Iser von der Universität Konstanz, 25. Januar 2007
• „Der Leser als Hauptfigur“, Deutschlandfunk, 26. Januar 2007, auch als Audio-Datei

Personendaten
NAME	Iser, Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Anglist und Literaturwissenschaftler
GEBURTSDATUM	22. Juli 1926
GEBURTSORT	Marienberg
STERBEDATUM	24. Januar 2007