Yves Saint Laurent
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Yves Henri Donat Mathieu-Saint-Laurent (* 1. August 1936 in Oran, Algerien) ist ein international anerkannter Modeschöpfer von Haute Couture und Prêt-à-porter, der bis 2002 in Paris tätig war.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
[Bearbeiten] Jugend
Saint Laurent ist der Sohn des leitenden Versicherungsangestellten Charles Saint-Laurent und dessen Frau, Lucienne Mathieu. Die Großeltern beider Familien wiederum kamen aus Elsaß-Lothringen und flohen während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 nach Nordafrika. Er wuchs in Oran, Algerien auf und besuchte dort das Gymnasium bis zum Baccalauréat. Bei einer Theateraufführung von Molières „Critique de l'École des femmes“ (Kritik der Schule der Frauen) entdeckte er seine Leidenschaft für Kostüme. So fertigte er bereits im Alter von 11 Jahren Skizzen und Entwürfen für die Bühne an. Die Welt der Mode war für den jungen Saint Laurent auch eine Zuflucht vor dem Mobbing seiner Mitschüler, die den femininen Jungen als Außenseiter verachteten und quälten.
1953 kam er mit 17 Jahren nach Paris, wo er eine Ausbildung zum Mode- und Bühnenzeichner an der Modeschule der Chambre Syndicale de la Haute Couture absolvierte. Während der Ausbildung gewann er einen Modezeichner-Wettbewerbs des Internationalen Wollsekretariats IWS für den Entwurf eines Cocktailkleides. Seine Modezeichnungen wurden in der Vogue veröffentlicht. Michel de Brunhoff, der Direktor der Vogue, stellte den jungen Designer Christian Dior vor. Bei ihm arbeitete er bis zu dessen Tod im Jahre 1957. Während des Begräbnisses von Dior lernte Saint Laurent seinen späteren Geschäftspartner und Lebensgefährten Pierre Bergé kennen. Saint Laurent wurde im Alter von 21 Jahren zum Art Direktor befördert, um das Modehaus vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Seine erste Kollektion für Dior Ligne Trapéze wurde ein überwältigender, weltweiter Erfolg. 1958 präsentierte er seine erste eigene Kollektion bei Dior. Er befreite die Kostüme von Wattierungen und Versteifungen an Taille, Brust und Schultern, ohne jedoch auf die Pracht und die Fülle der Kostüme à la Dior zu verzichten.
1960 wurde er zum Militärdienst nach Algerien eingezogen, um den algerischen Unabhängigkeitskrieg zu bekämpfen und erlitt dort nach wenigen Tagen einen Nervenzusammenbruch. Er wurde in eine psychiatrische Anstalt überwiesen, dort behandelte man ihn mit Elektroschocks und Drogen (Sedativa). Eine lebenslange Abhängigkeit von Drogen war die Folge. Sein Arbeitgeber, das Modehaus Dior, entband ihn daher von seinem Arbeitsvertrag. Bergé dagegen glaubte an Saint Laurents Talent und unternahm alles, ihn wieder aus der Psychiatrie frei zu bekommen. 1961 endlich konnte er sich mit ihm selbständig machen. Fortan schneiderte Saint Laurent nur noch für das Modehaus Bergé. Das Paar trennte sich 1976 in freundschaftlicher Verbundenheit, doch blieben sie weiterhin Geschäftspartner.
[Bearbeiten] Kollektionen
Seine Kollektionen galten in den 1960er Jahren teilweise als skandalös. Er war einer der ersten Modeschöpfer, die transparente Stoffe verwendeten (Nude-Look). Seine konsequente Verwendung schwarzer Stoffe und die Verwendung des Materials Jersey fand in den frühen 1960er Jahren wenig Gefallen, bis sich auch dies als Trend durchsetzte. Während der 1960er und 1970er Jahre popularisierte die Firma Modetrends wie den Beatnik-Look, Tweed-Anzüge, enge Hosen und enge, schenkelhohe Stiefel, und 1966 auch den klassischen Hosenanzug für Frauen. Im selben Jahr eröffnete er in Paris auch seinen ersten Laden für bezahlbare Prêt-à-porter-Mode und erschloß sich neue Käuferschichten. Der eher publikumsscheue Modeschöpfer und sein Label YSL erlangten internationale Beachtung. Bekannte Musen Saint Laurents waren Loulou de La Falaise, Betty Catroux und Cathérine Deneuve.
1993 wurde das Modehaus Saint-Laurent an den Pharmakonzern Sanofi für nahezu 600 Mio. US-Dollar verkauft. 1999 kaufte Gucci das YSL Markenzeichen und der amerikanische Modedesigner Tom Ford übernahm die Verantwortung für die Prêt-à-porter-Sparte Yves Saint-Laurent Rive Gauche, während Saint-Laurent weiterhin die Haute Couture-Kollektionen gestaltete.
2002 zog sich Yves Saint Laurent aus dem Geschäft zurück mit einem vielbeachteten und betrauerten Modedefilée. Die Prominenz aus der Modewelt und dem kulturellen Leben verabschiedeten sich von Saint Laurent. Seine Lieblings-Models Naomi Campbell, Jerry Hall und Laetitia Casta traten ein letztes Mal für ihn auf, und Catherine Deneuve sang ein Liebeslied.
Originalkleider und Accessoires werden in einem Privatmuseum in dem Pariser Stadtteil La Villette aufbewahrt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Yves Saint Laurent wurde 1985 von François Mitterrand in die Ehrenlegion aufgenommen, 1995 wurde er zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.
[Bearbeiten] Filmographie
Der junge Dokumentarfilmer David Teboul begleitete im Jahr 2000 Yves Saint Laurent für drei Monate. Es entstanden zwei Filme, eine Biografie (Yves Saint Laurent - Die Geschichte einer Kollektion) und ein Werkstattbericht (Yves Saint Laurent. 5, Avenue Marceau), die 2002 im deutschen Fernsehen gesendet wurden.
[Bearbeiten] Literatur
- Teboul, David: Yves Saint Laurent. 5, avenue Marceau, 75116 Paris, France, [Aus dem Franz. von Bernadette Ott], München, Knesebeck 2002, 528 S., überw. Ill., ISBN 3-89660-119-9
- Boulat, Pierre; Benaïm, Laurence; Bergé, Pierre: Debut - Yves Saint Laurent 1962, photographs by Pierre Boulat; text by Laurence Benaïm; captions by Pierre Bergé. [Transl. from the French by Alexandra Bonfante-Warren], New York, London, Harry N. Abrams 2002, 125 S., überw. Ill., ISBN 0-8109-0561-2
- Rawsthorn, Alice: Yves Saint Laurent. Die Biographie, [Aus dem Engl. von Frank Böhmert], Reinbek bei Hamburg, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 2000, 445 S.
- Saint Laurent, Yves: Yves Saint Laurent und die Modephotographie, mit einem Text von Marguerite Duras. [Aus dem Franz. von Simon Werle], München, Schirmer-Mosel 1998, 232 S., überw. Ill.
- Bergé, Pierre: Yves Saint Laurent, München, Schirmer/Mosel 1997, 78 S., überw. Ill. (z.T. farb.)
- Saint Laurent, Yves: Yves Saint Laurent. Modezeichnungen von Yves Saint Laurent, 30.5. - 26.10.1986 im Musée des Arts de la Mode in Paris, Ausstellung Yves Saint Laurent 28 Années de Création. Mit einem Vorwort von Bernard-Henri Lévy und Zwischentexten von Hélène de Turckheim. [Aus dem Franz. von Germain Courage], Tübingen, Wasmuth 1986, 221 S., überwiegend Ill. (z.T. farb.)
[Bearbeiten] Weblinks
- Pierre Bergé Yves Saint Laurent Foundation
- Literatur von und über Yves Saint Laurent im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage Yves Saint Laurent (YSL)
- Rückblick auf 40 Jahre der Firmengeschichte
- Artikel
- „Das traurige Genie“, Tagesspiegel, 1. August 2006
- „Yves Saint Laurent zum Siebzigsten: Mein Mode-Magier“, FAZ, 1. August 2006, von Gabriele Strehle, mit Fotostrecke
- „Der Modeschöpfer wird 70. Drei Worte Französisch: Yves, Saint, Laurent“, Süddeutsche Zeitung, 1. August 2006
- „Mode: Provozierend elegant“, Die Welt, 31. Juli 2006
- „Das letzte Defilee des Yves Saint Laurent“, FAZ, 23. Januar 2002, mit Video
- Bilder
- Galerie - Yves Saint Laurent, ARD, 1. August 2006
Personendaten | |
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NAME | Saint Laurent, Yves |
KURZBESCHREIBUNG | Modedesigner |
GEBURTSDATUM | 1. August 1936 |
GEBURTSORT | Oran, Algerien |